Verkehr
Unterer Wöhrd soll zu Drehscheibe werden

Am Rand der Altstadt sind zwei Parkhäuser geplant. Aber auch Radler sollen sich freuen – über Leihstationen und Ladesäulen.

03.05.2017 | Stand 16.09.2023, 6:35 Uhr
Norbert Lösch

Derzeit schnöder Parkplatz, bald Knotenpunkt für Verkehrsmittel vom Reisebus bis zum Leihfahrrad? Für das Gelände des alten Eisstadions hat die Stadt ehrgeizige Pläne. Archivfoto: Koller

Vor lauter Drehscheiben kann es einem ganz schwindlig werden in dieser Stadt. Der angedachte neue ÖPNV-Knoten rund um den Hauptbahnhof, gegenwärtig im Zusammenhang mit dem RKK am Ernst-Reuter-Platz und einem zentralen Busbahnhof Gegenstand einer öffentlichen Ideenbörse, ist nicht das einzige zukunftsweisende Verkehrsprojekt in Regensburg. Auch für die sogenannte Mobilitätsdrehscheibe auf dem Gelände des alten Eisstadions will die Stadt langsam, aber sicher Nägel mit Köpfen machen. In der heutigen Sitzung des Planungs- und Verkehrsausschusses steht ein Planungsauftrag auf der Tagesordnung, der hauptsächlich ein 1500 Autos fassendes Parkhaus am Unteren Wöhrd sowie eine Quartiersgarage für bis zu 200 Autos an der Protzenweiherbrücke in Stadtamhof umfasst.

Stimmt der Ausschuss heute zu, werden gleich zwei „Leitprojekte“ zum Thema Mobilität 2.0 auf den Weg gebracht. Kernstück ist ein neues Parkhaus am alten Eisstadion, mit dem Jahre nach dem Wegfall nicht nur die früher rund 350 Parkplätze auf dem Donaumarkt kompensiert werden sollen. Die Kapazität von 1500 Stellplätzen würde mehr als das Doppelte der jetzt auf dem Gelände zur Verfügung stehenden Parkflächen bedeuten.

Städtebau-Wettbewerb soll starten

Sowohl das Parkhaus am Unteren Wöhrd als auch die Quartiersgarage in Stadtamhof, die zum Teil den Anwohnern vorbehalten bleiben soll, sollen den allgegenwärtigen „Parkplatzsuchdruck“ am Rand der Altstadt entschärfen. Vor allem das Museum der Bayerischen Geschichte am Donaumarkt wird sich nach Überzeugung der Stadtplaner ab dem kommenden Jahr zu einer „verkehrserzeugenden Einrichtung“ entwickeln.

Unabhängig von möglichen baurechtlichen Hürden hat die Stadt bei der Planung und Gestaltung beider Parkhäuser nicht völlig freie Hand. Das groß dimensionierte Gebäude an der Nibelungenbrücke liegt am Rand der Welterbezone. „Von der Brücke aus bestehen Sichtbeziehungen zur Altstadt, insbesondere zu den Domtürmen“, heißt es in der Beschlussvorlage der Verwaltung. Deshalb sei auch das Welterbesteuerungskomitee informiert worden. Dessen Vertreter haben laut der Stadt darum gebeten, „eng in das weitere Verfahren eingebunden zu werden“. Ein erster Schritt ist vermutlich eine Baumassenstudie „mit Überprüfung der Sichtachsen zur Altstadt und zum Dom“. Im Fall des kleineren Parkhauses an der Gräßlstraße habe es bereits positive Gespräche mit der Denkmalpflege gegeben.

Außer für den Planungsprozess und mögliche Wettbewerbe will die Stadt offenbar möglichst wenig Geld selbst in die Hand nehmen. Beide Parkhäuser samt der ergänzenden Infrastruktur könnten mittelfristig nur errichtet werden, „wenn Dritte dies übernehmen“. Ob das auch die Stadtwerke sein können, lässt die Verwaltungsvorlage offen. Jedenfalls seien für beide Projekte keine Mittel im aktuellen Investitionsprogramm bis 2020 enthalten.

Ist das Wassertaxi untergegangen?

Von einem anderen Verkehrsmittel ist übrigens gar nicht mehr die Rede: von Wassertaxis, die ebenfalls die Drehscheibe am Unteren Wöhrd anlaufen sollten.Dabei hatten die Stadtwerke noch 2014 festgestellt: „Andere Städte machen es vor. Wasserbusse oder Wassertaxis sind in Städten wie Amsterdam oder Rotterdam nicht nur öffentliches Verkehrsmittel, sondern gleichzeitig touristische Attraktion.“ Aktuell heißt es zu diesem Thema aus der städtischen Pressestelle: „Die Prüfung der Notwendigkeit und Machbarkeit von Wassertaxis auf der Donau durch das Stadtplanungsamt ist noch nicht abgeschlossen.“

Einen kurzen Rückblick auf die Geschichte des alten Eisstadions lesen Sie hier:

Wo einst der Puck flog

„Mei, wie oft hab’ ich mir dort kalte Füße geholt“: So oder ähnlich blicken alteingesessene Regensburger Eishockeyfans auf eine Sportstätte zurück, die es schon lange nicht mehr gibt: das Eisstadion am Unteren Wöhrd.

In nur fünf Monaten wurde das offene Stadion mit einer Kapazität von 6000 Zuschauern 1964 aus dem Boden gestampft. Es geht auf ein Wahlkampfversprechen des damaligen SPD-Oberbürgermeisters Rudolf Schlichtinger zurück. Nach der Eröffnung am 27. November 1964 war es 35 Jahre lang die Spielstätte des EV Regensburg, dem das Stadion von der Stadt auf Erbpachtbasis überlassen wurde. Damals war die Stadt finanziell allerdings so klamm, dass die Regensburger Sportfans selbst in die Tasche griffen: Immerhin 300000 Mark brachte damals eine Spendenaktion für den Stadionbau ein.

Teile des alten Eisstadions sind nach dem Abriss in die Vorwald-Arena der Inlinehockey-Mannschaft des TSV Bernhardswald integriert worden.

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