Entscheidung
Hans-Herrmann-Schule bald Vergangenheit

Die Grund- und die Mittelschule bekommen verschiedene Namen: „Schule der Vielfalt und Toleranz“ und „Willi-Ulfig-Schule“.

15.05.2015 | Stand 16.09.2023, 7:04 Uhr
Claudia Böken
Die Hans-Herrmann-Schule bekommt nach langen Diskussionen einen neuen Namen. −Foto: MZ-Archiv

Unter dem Dach der Isarstraße 24 im Stadtnorden sind zwei Schulen untergebracht: Die Hans-Herrmann-Grund- und die Hans-Herrmann-Mittelschule. Die Adresse bleibt gleich, der Name ändert sich: Der wegen seiner Nazi-Vergangenheit umstrittene frühere Oberbürgermeister wird bald nicht mehr als Namenspate dienen. Während die Grundschüler wohl ab dem neuen Schuljahr die „Schule der Toleranz und Vielfalt“ besuchen werden, hat sich die Schulfamilie der Mittelschule für den bekannten Regensburger Maler Willi Ulfig entschieden. „Dies ist das Ergebnis eines kreativen Prozesses, an dem Schulleitungen, Schüler, Eltern und Lehrer beider Schulen beteiligt waren“, vermeldete gestern die Stadt Regensburg.

„Was unsere Schule auszeichnet, ist die Tatsache, dass wir Vielfalt immer schon als Potenzial und als Chance angesehen haben“, erklärte Melia Hartung-Käser, die Schulleiterin der Grundschule. Dafür sei ihre Schule, an der Kinder aus rund 20 Nationen unterrichtet werden, auch schon mit dem Aumüller-Integrationspreis und dem Integrationspreis der Regierung der Oberpfalz ausgezeichnet worden. Und deshalb sei es eigentlich nur konsequent gewesen, dass der Schulentwicklungsprozess zu diesem Namen geführt habe.

Ein Jahr lang auf Namenssuche

Die Namensfindung sei allerdings völlig offen gewesen. Ein Jahr lang wurden Namensvorschläge in einer Zettelbox im Sekretariat gesammelt. Parallel dazu erarbeiteten die Lehrkräfte gemeinsam mit den Kindern ein Meinungsbild. Elternbeirat, Lehrkräfte und nicht zuletzt die Schülerinnen und Schüler entschieden sich dann schließlich mit großer Mehrheit für den Namen „Schule der Vielfalt und Toleranz“. Sie persönlich sei der Stadt Regensburg sehr dankbar dafür, dass man der Schule so viel Zeit eingeräumt habe, sagte die Rektorin.

Ulfig-Werke am Schulgebäude

„Der Bezug des Namens zu unserer Schule ist vielfältig“, erläuterte Lacler. Ulfig habe im Schulsprengel gewohnt, seine Kinder seien in diese Schule gegangen. Besonders hervorzuheben sei aber, dass sowohl innen als auch außen am Schulgebäude Originalwerke von Ulfig angebracht seien. „Ich finde es sehr schön, dass die Schule jetzt einen Namen trägt, der die Anregung beinhaltet, sich mit den Werken des Künstlers auseinanderzusetzen“, so der Schulleiter.

Oberbürgermeister Joachim Wolbergs zeigte sich sehr zufrieden mit dem Ausgang des Namensfindungsprozesses. Froh ist er vor allem darüber, dass die beiden Schulen bald Namen tragen werden, die in einem nicht von außen beeinflussten demokratischen Prozess entwickelt worden sind.

Die neuen Namen könnten die beiden Schulen zu Beginn des nächsten Schuljahrs annehmen. Vorher werden sie dem Ausschuss für Bildung, Sport und Freizeit vorgelegt. Wenn auch das zuständige staatliche Schulamt eine zustimmende Erklärung abgegeben hat, muss noch die Regierung der Oberpfalz die neuen Schulnamen institutionalisieren.

Der Name Hans-Herrmann-Schule dürfte also in absehbarer Zeit Vergangenheit sein. Der nächste Schritt wird wohl danach die Umbenennung des Hans-Hermann-Parks sein. Ob im gleichen Zug Hans Herrmann auch die Ehrenbürgerschaft aberkannt wird, steht noch nicht fest.