Aushängeschild
„Smolis“ Weg zurück in die Weltelite

Speedway-Profi Martin Smolinski will über Abensberg und Landshut zurück in den Grand Prix. Ein WM-Titel soll’s auch werden.

13.12.2017 | Stand 16.09.2023, 6:16 Uhr

Martin Smolinski hat sich viel vorgenommen für 2018: Langbahn-Weltmeister will er werden und zudem den Sprung zurück in den Grand-Prix-Zirkus schaffen. Fotos: Michael Eder/Dannenberg (2)/Dr. Satzl/Hack

Alles muss an den richtigen Platz. „Man braucht kurze Wege, um effektiv arbeiten zu können. Jeder Handgriff muss sitzen.“ Martin Smolinski, Deutschlands Aushängeschild in Sachen Speedway, referiert nicht etwa über die Saisonplanung, nein – er spricht über die Ausstattung in seiner neu bezogenen Werkstatt in Olching. Aber wie eine Blaupause könnten Ordnung und Zusammenspiel für „Smolis“ Ziele stehen: Langbahn-Weltmeister will er 2018 werden und in den Grand-Prix-Zirkus zurückkehren, über die Heimspiele Abensberg und Landshut.

„Ich sehe meine Freundin nicht täglich, dafür längere Zeit am Stück.“Martin Smolinski

Vor einer Woche feierte Smolinski seinen 33. Geburtstag, kein Alter für einen Speedway-Profi. Statt sich für ein paar Tage rauszunehmen, war er auf Achse. Er schaute auch bei der Jahresversammlung seines Vereins MSC Abensberg vorbei. „Über die Jahre sind einige Freundschaften entstanden, sonst würde ich Sachen wie das Judo-Trainingslager oder das Nachwuchscamp nicht machen.“ Schon am 6./7. Januar wird er mit jungen Speedway-Cracks unter Anleitung von Judoka in der Stanglmeier-Halle schuften. „Da lachen die Youngsters, wenn der Smolinski bei Purzelbäumen komisch aussieht“, grinst er.

Manchmal besucht er auch nur still und leise seine Schwester in Offenstetten. Die privaten Momente kommen nicht zu kurz, sagt der Speedway-Star auch in Bezug auf seine Freundin Veronika Huber aus Olching, mit der er seit acht Jahren zusammen ist. „Natürlich sehen wir uns nicht jeden Tag. Ich bin durch die Rennen oft nicht da, vor allem an den Wochenenden. Dafür gibt es längere Phasen, wo ich daheim bin.“ Ein gemeinsamer Urlaub ist im Januar drin.

„Ich hatte ein schwieriges Jahr“

Viel Auszeit gibt’s nicht, denn bei Smolinski läuft eine intensive Saisonplanung. „Jeder weiß, dass ich wieder zurück möchte in die Weltelite der Grand-Prix-Fahrer.“ Dazu muss sich der Olchinger, der 2014 in dieser Serie fuhr, im nächsten Jahr erst qualifizieren. Für den 33-Jährigen könnte es ein „Traumweg“ werden: Die erste Runde der Qualifikation steigt an vier Schauplätzen, darunter am 21. Mai in Abensberg. Und das Finale um die GP-Plätze für 2019 hat der Weltverband für den 28. Juli an Landshut vergeben. „Beide Bahnen kenne ich bestens, es wäre ein Heimvorteil. Aber als guter Fahrer muss ich überall zurecht kommen“, sagt der Pilot.

Ob er in Abensberg startet, weiß Smolinski noch nicht. „Der nationale Verband entscheidet, wo er seine Fahrer hinschickt. Das liegt nicht in meiner Hand.“ In Frage kämen auch die Quali-Stationen Zarnovica (Slowakei), Slangerup (Dänemark) und Lonigo (Italien), jeweils am 19. Mai. „Abensberg wäre für einen Lokalmatador natürlich der Hit. Aber das werden meine deutschen Rivalen genauso sehen.“ Für die Challenge in Landshut könnte übrigens ein deutscher Pilot gesetzt werden. „Ich will lieber den harten Weg über die Quali gehen“, sagt der Routinier.

Mit einer Wildcard durfte Martin Smolinski heuer beim Saisonfinale des Grand Prix in Melbourne antreten – und gewann einen Lauf. „Es tut gut, wieder auf diesem Niveau mithalten zu können. Ich bin dran an der Weltspitze“, lautet seine Erkenntnis. Aus dem Abensberger MSC-Crack spricht dabei auch Genugtuung. „Ich hatte in der ersten Jahreshälfte eine sehr schwierige Phase. Mit der Maschine hat einiges nicht gepasst und ich selbst war nicht in optimaler Form.“

„Du wirst schnell nach unten durchgereicht, wenn die Leistung nicht stimmt.“Martin Smolinski

Bald merkte Smolinski, „dass du bei schwächerer Leistung in der Szene schnell nach unten gereicht wirst. Von Lorbeeren vergangener Tage kann man sich nichts kaufen. Konkurrenzkampf und Leistungsdichte sind groß.“ Erst in den letzten fünf Rennen sei er mit sich und dem Material – „mein Motorenhersteller Jawa muss mehr abliefern“ – im Reinen gewesen.

Die neue Motivation nimmt er mit. Und sie klingt auch bei der Zielsetzung auf der Langbahn (teils auf Gras, nicht immer ovale Kurse) durch. „Ich will 2018 Weltmeister werden.“ Der Weltverband hat Smolinskis Bewerbung für diese Grand-Prix-Serie wohlwollend aufgenommen und ihn mit einer Wildcard ausgestattet.Vize-Weltmeister und Team-Weltmeisterwar er schon, der Einzel-Titel fehlt noch. „Ich war immer brutal schnell auf der Langbahn und vorne dabei, deshalb will ich dort nach WM-Gold greifen.“

In weltbester Liga unterschrieben

Fast noch höher gehandelt wird eine weitere Entscheidung des Speedway-Asses: Er steigt in die beste Bundesliga der Welt ein, die polnische „Ekstraliga“. In dieser Eliteklasse liegen die Zuschauerzahlen im fünfstelligen Bereich, die Rennen werden live im Fernsehen übertragen. Smolinski unterschrieb für ein Jahr beim Team Falubaz Zielona-Gora, einem von acht Klubs in der Topliga. „Ich will mich beweisen“, sagt der Olchinger und schiebt leicht süffisant hinterher: „Manche Fachleute sind offenbar verwundert, dass ich in einer solchen Eliteliga noch mal auftauche.“ Den Effekt „gute Leistung, gutes Geld“ nimmt „Smoli“ gerne mit.

Beim Deutschen Meister AC Landshut hat der 33-Jährige um weitere zwei Jahre verlängert. „Wir bewegen uns auf einem extrem hohen Niveau. Die Heimrennen sind ganz besondere Events, auch der Zusammenhalt mit den Fans ist einmalig. Für mich war es ganz klar, in Landshut zu bleiben“, sagt Smolinski, der 2019 sein Zehnjähriges bei den Devils feiern wird. Unter dem Strich zählt Smolinski für 2018 an die 60 Rennen. „Mir persönlich reicht das.“

Mit sechs Speedway- und zwei Langbahn-Maschinen bestreitet das Speedwayidol die Saison. Hinter ihm steht eine sechsköpfige Crew mit Bürodame, IT-Betreuer, Pressemann und drei Mechanikern. „Ohne sie käme ich keinen Schritt nach vorne. Nicht nur ich, alle müssen fit sein.“ Und jeder hat seinen Platz – wie in der Werkstatt.

Weitere Kelheimer Sportnachrichten finden Sie hier.

Aktuelles aus der Region und der Welt gibt es über WhatsApp direkt auf das Smartphone:www.mittelbayerische.de/whatsapp