Portrait
Raus aufs Land – aus Überzeugung

Für Dr. Ulrich Hönle erweist sich die Notarstelle in Waldmünchen als Glücksfall. Gerade auch, weil ihm seine Rolle so zusagt.

13.12.2017 | Stand 16.09.2023, 6:17 Uhr

Eine Menge Papier wandert durch die Finger von Dr. Ulrich Hönle. Der 34-Jährige hat sich bewusst für eine Stelle auf dem Land beworben und ist sehr zufrieden mit seiner Entscheidung. Foto: Schoplocher

Seinen Vater, erzählt Dr. Ulrich Hönle, habe er während seiner Amtsjahre in Tittmoning als neutralen, angesehenen Berater wahrgenommen. Jemanden, der sich oft bis an die Grenze eines Mediators oder Familienberaters um Menschen kümmerte. Joseph Hönle ist Notar – wie sein Sohn, der nicht nur dasselbe öffentliche Amt bekleidet, sondern gleichwohl dieses Rollenverständnis übernommen hat.

Seit gut zwei Jahren hat der gebürtige Ingolstädter nun in Waldmünchen seine erste Notarsstelle inne und kann bestätigen, was er in der Tätigkeit seines Vaters bereits erahnte. Mehr noch: Er ist sehr zufrieden mit seiner Rolle, den Aufgaben und den Menschen hier. Natürlich sei es ein Vorteil, dass ihn meist Leute mit einem gemeinsamen Ansinnen aufsuchten. Dennoch komme es vor, dass die Klienten auf die Frage, was sie wollten, zwar eine Antwort haben, sich später aber herausstellt, dass ihnen etwas Anderes wichtig ist.

„Ich möchte Probleme erkennen und umfahren sowie Lösungen anbieten“, fasst er seinen Anspruch zusammen. Wenn das gelungen sei, ziehe er eine große Befriedigung aus seinem Tun. Wie auch aus der Bestätigung, etwas Sinnvolles zu tun. Schon mehrere Male habe er Menschen den sprichwörtlich letzten Willen erfüllt. „Danach konnten sie friedlich sterben“, sagt er bewegt.

Zwei gleichwertige Standorte

Wenn auch der vorgeschriebene Amtssitz in Waldmünchen ist, sieht Hönle Furth im Wald absolut gleichberechtigt. Beide Büros sind immer besetzt, je nach Bedarf arbeitet der Notar hier oder dort, „vielleicht mit einem kleinen zeitlichen Überhang zugunsten Waldmünchens“. Die zwei Standorte seien eine logistische Herausforderung, „ich hüpfe praktisch hin und her“, meint Hönle schmunzelnd.

Während in Waldmünchen die Beurkungszahlen konstant geblieben sind, hat sich die Nachbarstadt-Statistik positiv entwickelt. „Was neben unserer guten Arbeit sicher auch daran liegt, dass Furth längere Zeit verwaist war.“ Von einer Konkurrenz der beiden Standorte spürt er nichts. Im Grunde sei es doch so, dass beide Städte „ihren“ Notar haben, das sei nur eben „zufällig der gleiche Typ.“

„Ich möchte Probleme erkennen und umfahren sowie Lösungen anbieten.“Dr. Ulrich Hönle

Gut angenommen würden die Amtstage in Tiefenbach und Rötz, die der 34-Jährige wieder eingeführt hat. In den Rathäusern bietet er die gesamte Dienstleistungspalette an.

Aus diesem Grund hält Hönle auch Vorträge zum Thema. Positiver Nebeneffekt: Die Menschen lernen ihn kennen und merken, dass eine Hemmschwelle nicht angebracht ist. „Ich wünsche mir, dass mich die Leute fragen, ich bin eine Erstanlaufstelle“, sagt er – mit Hinweis, dass der Erstkontakt stets kostenlos ist.

Seine Anliegen

Die Vorstellung, dass die Anforderungen an einen Notar „am Land“ niedriger seien als in der Stadt, wischt der promovierte Jurist vom Tisch. Das Gegenteil ist der Fall. Durch die Breite der Aufgaben, oft komplexere Sachverhalte und „Soll-Bruchstellen“, seien die auftretenden Fragen oft schwieriger. Für Waldmünchen/Furth kommt als Besonderheit die Nähe zu Tschechien hinzu. Als Folge zählen grenzüberschreitend operierende Unternehmen oder auch Privatleute, etwa bei einer Eheschließung, zu Hönles Klienten.

Kraft tanken in der Natur

Nach der Aufbauarbeit (inklusive Renovierungen), in denen er sich „über zuviel Freizeit wahrlich nicht beschweren“ konnte, bleibt jetzt mehr Zeit, um die „wunderbare Natur und Landschaft“ zu genießen. Seit Sommer wohnt Hönle mit seiner Lebensgefährtin in einem Haus in Furth im Wald, von dem aus er die Hausberge erklimmen kann und sich auf einen schneereichen Winter freut. Einem, dem noch viele folgen sollen. Hönle denkt langfristig. Und wie möchte der Notar nach außen wahrgenommen werden? „Die Leute sollten sagen, das ist einer, mit dem kann man schon reden“.

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