Porträt
Aus dem Kampfring auf hohe Berge

Der Neumarkter Stephan Danner ist Trainer und Kämpfer – doch in letzter Zeit zieht es ihn zu alpinen Sportarten hin.

19.11.2015 | Stand 16.09.2023, 7:01 Uhr
Gerd Schlittenbauer
Der beste Kampf des Lebens für Stephan Danner: In Chiang Mai gewann er im Jahre 2014 gegen einen Thailänder. −Foto: Fotos: Danner

Muay Thai ist nichts für Schwächlinge. Eine der härtesten Kampfsportarten der Welt erfordert eine gewisse heroische Einstellung, will man sie erfolgreich ausüben. Der 31-jährige Neumarkter Stephan Danner hat seit Jahren den Mut, in diesen Ring zu steigen, doch langsam fordert Muay Thai auch bei ihm Tribut. So war er in diesem Jahr lediglich bei der deutschen Meisterschaft des Verbandes WMF in Heilbronn unterwegs, wo er in der Klasse -75 Kilogramm das Finale knapp nach Punkten verlor.

Danner ist seit drei Jahren beruflich selbstständig und kümmert sich um Vertrieb und Montage von Rauchwarnmeldern. Dieser Job in einer Boom-Brache lässt ihm schon mal wenig Zeit, aber Stephan Danner hat auch festgestellt, dass sich sein Körper meldet: „Man merkt, dass man in diesem extrem intensiven Sport schon ab 30 Jahren schlechter wird“, sagt er im NT-Gespräch. „Bei der extremen Intensiv-Belastung schnellt der Puls schon mal auf 200 hoch. Der Körper bekommt viele Blessuren ab – und diese Verletzungen melden sich wieder. Schon jetzt merke ich, dass ich längere Regenerationszeiten brauche.“

Kampfschule bei Martial Arts

Ein weiterer Grund, warum Stephan Danner persönlich ein wenig kürzer tritt, was die Teilnahme an Muay-Thai-Wettkämpfen betrifft, ist seine Kampfschule im Neumarkter VereinMartial Arts. „Die Betreuung und Vorbereitung der Kämpfer nimmt immens viel Zeit in Anspruch“, sagt Danner. „Die Leute verlassen sich auf Dich und die Verantwortung ist groß, denn ich kann keinen unvorbereitet in den Kampf schicken, das ist zu gefährlich.“

Hinzu kommt, dass Muay Thai in Deutschland nicht den Stellenwert hat wie in anderen Ländern, zum Beispiel Polen oder dem Mutterland Thailand: „Es ist eine Randsportart, die Veranstaltungen sind hierzulande relativ unattraktiv und demzufolge sind die Gagen auch zu niedrig“, sagt Stephan Danner. „In Bayern gibt es extrem wenig Veranstaltungen, sodass wir immer weite Reisen haben.“ Dennoch hat Stephan Danner in Neumarkt eine sechsköpfige Kampftruppe um sich geschart, die regelmäßig zu Wettkämpfen unterwegs ist. Die Muay-Thai-Fighter kommen aus dem Landkreis Neumarkt und aus Mittelfranken, also aus der angrenzenden Region.

Aushängeschild Gregor Mika hat von fünf Kämpfen schon vier gewonnen. Die sechs Wettkämpfer sind alle zwischen 23 und 26 Jahren alt und trainieren sechsmal in der Woche: Viermal mit Stephan Danner im Neumarkter Trainingsraum, zweimal ist Ausgleichstraining in Eigenregie angesagt.

Auch drei Kinder hat Stephan Danner bei Martial Arts unter seinen Fittichen. „Mit ihnen zu arbeiten macht echt viel Spaß, sie entwickeln sich gut und sind sehr belastbar!“ Karim und Farid Stepper sind erst neun Jahre alt, Paul Reichel ist acht.

30 Mitglieder zählt der Neumarkter Verein. Die Mitgliederzahl ist in letzter Zeit ziemlich gleich geblieben: „Wir haben eine große Fluktuation“, weiß Stephan Danner.

Der Muay-Thai-Trainer und -Kämpfer hat sich in diesem Jahr einigen anderen Sportarten zugewandt, die sein Interesse geweckt haben: Mountainbike, Klettern, Laufen, Wandern und Bergsteigen. Das klingt nach Entspannung, ist es aber nicht nur. Denn die Berge, die Stephan Danner erklimmt, misst er durchaus nach Höhe: „Nur Trainer zu sein, das funktioniert bei mir nicht“, sagt er. „Eventuell werde ich künftig in Richtung Bergsport gehen – Stück für Stück. Alles was hoch ist, interessiert mich.“

2015 war der Mount Kinabalu an der Reihe. Er ist der höchste Berg Malaysias, 4095 Meter hoch und liegt im Zentrum des malaysischen Bundesstaates Sabah, im Nordteil Borneos: „Wir sind nachts aufgestiegen und haben uns oben den Sonnenaufgang angeschaut“, sagt Stephan Danner. „Dort habe ich meine Liebe zum Bergsteigen entdeckt.“

Der Traum von Thailand lebt

18 Stunden dauerte die Tour mit einem Guide – krass war der Temperatur-Unterschied von 34 Grad im Tal und null Grad auf dem Gipfel. Kommendes Jahr will Stephan Danner den Mont Blanc besteigen. Dass er nochmal in den Muay-Thai-Ring steigt, schließt er nicht aus. Er träumt von einem weiteren längeren Thailand-Aufenthalt, wie schon im Jahr 2014.