Geschichte
100 Jahre Schwesternhaus

Am 15. April 1921 war die „Geburtsstunde“ der Einrichtung. Seit dieser Zeit sind Ordensschwestern in Velburg tätig.

15.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:14 Uhr
Wolfgang Schön
Seit nunmehr 100 Jahren gibt es das Schwesternhaus in Velburg. −Foto: Wolfgang Schön

An diesem Donnerstag, 15. April 2021, sind es genau 100 Jahre, dass in Velburg ein Schwesternhaus besteht. Doch lange bevor die Niederlassung dort gegründet wurde, bemühten sich Stadt und Pfarrgemeinde darum, dem Wunsch nach Schwestern am Ort nachzukommen.

Die Anfänge gehen bis in das Jahr 1865 zurück, als sich die Lokalschulinspektion Velburg, Bürgermeister und der Rat der Stadt Velburg um die „Einführung der Armen Schulschwestern in Velburg“ bemühten. Die hohe königliche Kreisregierung versagte damals jedoch die Genehmigung, weil sie die finanzielle Absicherung der Schwestern für „nicht ausreichend und hinlänglich genug erachtete“, wie es in Chronikaufzeichnungen heißt, die Altbürgermeister Ottfried Schmidt schon zu früheren Jubiläumsanlässen zusammengetragen hat – so unter anderem zum 75-jährigen Bestehen der Heilig-Kreuz-Schwestern in Velburg im Jahr 1996.

Ambulante Krankenpflege

Ein erster kleiner Schritt, um „Schwestern nach Velburg zu holen“, tat sich auf, als im Jahr 1912 die ambulante Krankenpflege eingeführt wurde. Vom Verein Krankenfürsorge des Dritten Ordens in Bayern mit Sitz in München kam eine katholische, weltliche Schwester nach Velburg. Diese blieb dann bis zum Jahr 1921 in Velburg und tat in ihrer Pflichterfüllung gerade während der Zeit des I. Weltkrieges viel Gutes, weil man hier keinen Arzt am Ort hatte.

Die Bedürfnisse der damaligen Zeit verlangten danach, sich weiterhin um die Niederlassung von Schwestern am Ort zu bemühen. Stadtpfarrer Anton Schalk sah vermehrt existenzielle Aufgabenfelder, die von Ordensschwestern ausgefüllt werden konnten. Neben der ambulanten Krankenpflege war dies vor allem auch der Wunsch und die Notwendigkeit nach einer „Kleinkinderbewahranstalt“ – heute spricht man hier zutreffender von Kindertageseinrichtungen – sowie auch der Gelegenheit, jungen Mädchen die Möglichkeit zum „Erlernen der weiblichen Handarbeit und Hauswirtschaft zu geben“. Auch für den Organisten- und Chordienst der Pfarrgemeinde suchte man damals dringend einen Ersatz.

Pfarrer Schalk nannte es in einer späteren Schilderung der damaligen Bemühungen „eine Fügung Gottes“, dass er an die Lehrschwestern vom Heiligen Kreuz der Filiale des Kreszentiahauses in Altötting verwiesen wurde, wo man letztendlich Erfolg hatte.

Unterstützung in dem Anliegen fand der Geistliche auch in dem damaligen Velburger Bürgermeister Heinrich Jungwirth. Zum Weihnachtsfest des Jahres 1920 traf in Velburg die frohe Kunde aus Altötting ein, Velburg werde Niederlassungsstandort für die „Schwestern vom Heiligen Kreuz“.

Geburtsstunde am 15. April 1921

Die eigentliche Geburtsstunde des Velburger Schwesternhauses war dann wenige Tage vor Ostern, als am 15. April 1921 um 22 Uhr die ersten vier Schwestern der Altöttinger Ordensgemeinschaft in Velburg eintrafen. Es waren dies Schwester Angela Sterr, die als Oberin und Organistin wirkte, Kindergartenschwester Sigismunda Dietz, Handarbeitsschwester Borgia Fehrenbacher und Stephanie Auhuber als Schwester für die ambulante Krankenpflege. Als Wohn- und Wirkungsstätte wurde den Schwestern vonseiten der Pfarrgemeinde das Chorregenthaus gegenüber der Pfarrkirche zur Verfügung gestellt. An diesem Standort befindet sich heute auch das neue Velburger Schwesternhaus „Haus Betanien“.

Die Aufgabenfelder für die Schwestern wurden nach und nach mehr und sie wandelten sich auch im Verlaufe der Jahrzehnte. Bis zu sieben Schwestern waren zeitweise an der Niederlassung in Velburg tätig.

Nachdem die Förderlehrgänge für schulentlassene, aber nicht in Berufe vermittelte Mädchen 1984 wegen Verknappung der Finanzmittel eingestellt worden waren, galt es, eine neue Aufgabe für die Schwestern zu finden, sollte der Niederlassungsstandort in Velburg gehalten werden. Die Führung und Leitung des katholischen Kindergartens St. Johannes, diese Aufgabe wurde seit der Übernahme 1921 durchgehend wahrgenommen, sowie die Übernahme des Mesnerdienstes in der Pfarrgemeinde reichten dazu nicht aus.

Auf Initiative von Schwester Oberin Maria Regis und mit Unterstützung von Stadtpfarrer Josef Albrecht kamen Überlegungen zustande, im Schwesternhaus eine Bildungs- und Begegnungsstätte einzurichten. Dazu notwendig war aber die bauliche Erneuerung des Schwesternhauses. Nach langen Verhandlungen mit dem Bischöflichen Ordinariat in Eichstätt konnte hierüber Einigung erzielt werden.

Fortan trafen sich hier die unterschiedlichsten Gruppen zu Besinnungs- und Orientierungstagen, zu Fortbildungen, Gruppenleiterschulungen und Exerzitien. 1992 erhielt das Haus, bis dahin schlicht als Schwesternhaus bezeichnet, einen neuen Namen: „Haus Betanien“. Dieser Name sollte Aussage treffen für die Aufgabe des Hauses: „Hinhören auf Jesus, Gewährung von Gastfreundschaft, frohe Begegnung von Menschen“, so die Ausrichtung damals. Im Jahr 2006 gründete sich dann auch ein „Freundeskreis“, welcher der Einrichtung bis heute eng verbunden sowohl finanziell als auch ideell zur Seite steht.

Ablösung eingeläutet

Was mit nachhaltiger Unterstützung der Diözesanleitung in Eichstätt jedoch in der Zwischenzeit noch geglückt war, war der beabsichtigte fließende Übergang von der Gemeinschaft der Heilig-Kreuz-Schwestern hin zu ihren Nachfolgerinnen, der Kongregation der Johannesschwestern. Velburg konnte damit weiterhin Standort für eine Schwesternniederlassung bleiben.

Ordensschwestern:Einrichtung:
Von 1921 bis 2014 waren die Schwestern der Ordensgemeinschaft vom „Heiligen Kreuz“ im Schwesternhaus tätig, danach übernahmen es dann die Apostolischen Schwestern der Kongregation vom Heiligen Johannes.Die Trägerschaft des Velburger Schwesternhauses wechselte in den vergangenen 100 Jahren von der Katholischen Kirchenstiftung Velburg durch den käuflichen Erwerb der Immobilie in den Besitz der Diözese Eichstätt.

Die Gemeinschaft der Apostolischen Schwestern vom Heiligen Johannes, einer noch jungen Ordensgemeinschaft mit Sitz in Frankreich, hat zum 1. September 2014 das „Haus Betanien“ in Velburg übernommen und führt es seitdem in ähnlicher Ausrichtung als offenes Haus mit eigenen Kursangeboten, insbesondere für Familien, Jugendliche und Kinder, sowie in der eucharistischen Anbetung, weiter.

Mit der Priorin Schwester Mirjam Emmanuel, sowie ihren Mitschwestern Louis-Mariam, Magdalena und Philomena, sowie Schwester Clarissa – sie ist als Einzige seit der Übernahme der Niederlassung 2014 in Velburg – sind aktuell fünf Johannesschwestern im Velburger Schwesternhaus tätig.