Tag der offenen Gartentür
Acht Gärten im Landkreis Neumarkt zu besichtigen

22.06.2022 | Stand 22.06.2022, 17:18 Uhr
Kunst und Garten: Renate Rüd macht auch beim Tag der offenen Gartentür mit und zeigt dabei ihre Kunst. −Foto: Fotos: Susanne Flach-Wittmann/Kreisverband für Gartenbau und Landespflege Neumarkt e.V.

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause findet am Sonntag wieder der Tag der offenen Gartentür statt. An diesem Tag können die Besucher von 10 bis 17 Uhr einen Blick in acht Gärten im Landkreis werfen.

Zwei davon befinden sich in Gimpertshausen (Markt Breitenbrunn), sechs in Oberhembach (Pyrbaum). Der Tag der offenen Gartentür ist seit jeher ein Besuchermagnet, bietet er doch die Möglichkeit, Einblicke in sonst verborgene Gartenparadiese zu nehmen.

Helga Huber und Stephen Steel, Pflinzweg 6, Gimpertshausen:Einer dieser Gärten gehört Helga Huber und Stephen Steel in Gimpertshausen. Die beiden Natur- und Gartenfreunde haben sich am Pflinzweg ein Refugium geschaffen, angesichts dessen Landrat Willibald Gailler und die Bürgermeister Johann Lanzhammer sowie Michael Langner bei der Auftaktveranstaltung geradezu ins Schwärmen gerieten. „Wenn man diesen Garten sieht, möchte man gar nicht mehr arbeiten“, scherzte Gailler.

Trockenmauern aus in Handarbeit gesammelten Lesesteinen aus der Region verleihen dem Garten das besondere Etwas. Ein geschwungener Bachlauf, der sich seinen Weg durch den Garten bahnt, sowie der Essplatz unter der Pergola vor der Küche, der vorher ein reiner Kräutergarten war, sind ein Blickfang.

Ein besonderes Augenmerk richtete Helga Huber auf die Auswahl der Pflanzen und dass diese Trockenheit vertragen:„Die ursprüngliche Idee bestand in der Gestaltung eines Präriegartens.“ Über ihre Tochter wurde sie auf das Konzept Permakultur.

kulthera Kreativhof Andrea Lösch und Jürgen John, Hollerweg 3, Gimpertshausen: „Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit.“ Mit diesen Worten von Friedrich Schiller empfängt der alte Bauernhof aus den 70ern seine Besucherinnen und Besucher. Vor zehn Jahren kaufte das Künstlerpaar Andrea Lösch und Jürgen John den Hof und begann nach der Renovierung des Wohnhauses 2014 mit der Neugestaltung des Außengeländes.

Die gärtnerische Hauptspielwiese eröffnet sich den Gästen aber erst durch den Gang durch den alten Stadel. Unter dem besonderen Charme alter Obstbäume hat sich auf der über 900 Quadratmeter großen, südlich-exponierten Fläche in den letzten Jahren, nach und nach, ein Garten mit der individuellen Handschrift seiner Besitzer entwickelt. Ein selbst gebautes Gewächshaus neben vielfältiger Beerenobsthecke, ein Hügelbeet mit Platz für Wildkräuter, Permakulturbeete aus Steinmauern und -kuhlen und ein Kartoffelturm. Im letzten Jahr kam eine neue Leidenschaft hinzu, die wesensgemäße Bienenhaltung.

Anneliese Fuchs und Heinz Kurz, Oberhembach:„Nichts ist beständiger als die Veränderung“, sagt Heinz Kurz. Viele neue Ideen werden beim Ausruhen auf den unterschiedlichen Sitzplätzen entwickelt. Manches wird sofort umgesetzt, anderes kommt auf die To-do-Liste. Das Grundgerüst des Gartens besteht aus einer vielfältigen Bepflanzung.

Anneliese Fuchs sprudelt nur so vor Ideen und hat viel Spaß bei der Gartenarbeit. Mit Mut zur Farbe wurden Holzstühle in knalligem Orange gestrichen. Tonfiguren aus der Töpfer-Ära der Gartenbesitzerin zieren ebenso den Garten wie kultige Objekte, die mit Materialien vom Wertstoffhof gestaltet werden.

Immer wieder werden im Alltag Dinge entdeckt, die das Paar dann im Garten kreativ verarbeitet. Ein Holzabschnitt vom Sägewerk wird beispielsweise angelehnt am Haus zur „Krabbelzone“ von übergroßen Ameisen. Die Begeisterung ist überall zu spüren.

Selbst der „Bauhof“, wie ihn die Gartenbesitzerin nennt, wirkt irgendwie kreativ: Komposter, Gartengeräte & Co sind in einem eigenen Gartenraum raffiniert versteckt. Besonderheit ist ein Swimmingpool, der mit seinem Liegeplatz zum Sonnenbaden einlädt.

Michaela und Uwe Meyer, Oberhembach:Das bestehende Wohnhaus wurde im fränkischen Stil umgebaut und gekonnt in die ehemalige Hofstelle mit den bestehenden Nebengebäuden integriert. Um große

alte Obstbäume wurde quasi „drumherum“ gebaut.

Nachhaltigkeit ist eines der Hauptziele der Meyers. Bestehendes wird wiederverwendet und nicht entsorgt. Der

schmucke Bauerngarten bereichert den Speiseplan. Mit viel Leidenschaft werden verschiedenste Kulturen in einem sternförmig angelegten Areal angebaut, im Mittelpunkt der Brunnen zum Wasser schöpfen. Dabei steht die ökologische Kreislaufwirtschaft im Mittelpunkt.

Die gelernte Landwirtin und Floristin zeigt viel Fingerspitzengefühl für Gartenräume und kreative Details. Der passionierte Jäger und Hobby-Forstwirt gestaltet gerne Holzobjekte, die das Gartenareal bereichern.

Renate und Leonhard Rüd, Oberhembach:„Aus Alt mach Neu“ – das ist eines der Ziele der Gartenbesitzer. Gebrauchte Gartenstühle werden mit Farbe aufgehübscht, ein „Pflanzenschrank“ für Gurken & Co wird aus alten Fenstern gebaut oder gebrauchte Kübel werden für verschiedene Kulturen genutzt. Die Rüds ziehen fast alle Gemüse und Blumen selbst, wegen der Wühlmäuse haben sich Hochbeete und andere Pflanzgefäße bewährt.

Renate Rüd stellt Brennessel-, Beinwell- und Zinnkraut-Jauche selbst her und nutzt diese zusammen mit Gesteinsmehl als Flüssigdünger zum Gießen. Leonhard Rüd kümmert sich um den groß angelegten Kompostbereich.

Alles, was umgesetzt wird, kann beim abendlichen Gartenrundgang genossen werden. Das Grundstück erstreckt sich entlang des Hembachs.

Dort steht der Kunststadl, in dem Renate Rüd ihre „Ockerfelder“ ausstellt. Seit mehr als 15 Jahren arbeitet die Künstlerin mit Eisenocker, einem heimischen Pigment, mit dem sie monochrome, erdig-braune Gemäldelandschaften kreiert. „Hinter den Dingen“ heißt die Ausstellung, ein Motto, das auch im Garten seine Gültigkeit hat.

Elke und Roland Schlereth, Oberhembach:Der gestalterisch und formal außergewöhnlich gekonnt gestaltete Garten wurde vor acht Jahren umgestaltet. Die Schlereths ließen sich vom Profi beraten und es entstand ein Garten „wie aus einem Guss“ mit vorbildlicher Raumbildung. Die vorhandenen Thuja-Hecken wurden teilweise entfernt und erlauben die Einsicht in den Garten und den Ausblick in die Umgebung.

Statt der vorhandenen Nadelbäume betonen jetzt einige Laubbäume, als Hochstämme gepflanzt, die einzelnen Gartenräume. Das Highlight ist ein Wasserlauf mit geschlossenem Wasserkreislauf, dessen Ursprung ein Brunnen mit Überlauf im Mittelpunkt des kleinen Bauerngartens darstellt.

Die Wasserrinne führt zu einem Holzpodest als Sitzplatz und betont die Blickachse zum Wiesengrund. Die Gartenbesitzer genießen die zahlreichen Ruhezonen, die zu verschiedenen Jahres- und Tageszeiten gerne genutzt werden. Ein vorhandener Quellstein im Schatten des Hauses wurde als Kiesfläche mit Gräsern gestaltet.

Doris und Jörn Lippmann, Alex und Dirk Lippmann, Oberhembach:Der großzügige und pflegeleichte Garten bringt vieles unter einen Hut: Spielbereiche für Kinder, Platz

für Stallhasen, Aufenthaltsort zum Genießen für Erwachsene. Die erhöht liegende Terrasse im Erdgeschoss von Alex und Dirk Lippmann ist mit geschickt angeordneten Trockenmauern und einem Hochbeet mit dem Garten verbunden.

Das Grundstück geht bis zum Graben im Wiesengrund und beinhaltet auch ein privates Regenrückhaltebecken. Große Auengehölze am Graben und einige Großbäume im Vorgarten strukturieren das weitläufige Grundstück.

Jörn Lippmann ist als passionierter Imker ein konsequenter Verfechter von Blühpflanzen zu jeder Jahreszeit in Form von Nektar- und Pollenspendern. Mit einem ausgeklügelten Mähkonzept pflegt er nicht nur die eigenen privaten, sondern auch die öffentlichen Grünflächen und macht den Wiesengrund mit gemähten Wiesenwegen für Einheimische und Besucher erlebbar.

Angela und Markus Pusch, Oberhembach:„Das Schöne mit dem Nützlichen verbinden“ ist das Motto des Familiengartens, „und praktisch muss es sein“. Ins Auge fällt das individuell gestaltete Spielhaus der Kinder. Ob Metall- oder Holzarbeiten, die vielfältigen Ideen der Gartenbesitzerin werden alle vom Gartenbesitzer selbst ausgeführt. Beiden ist wichtig, dass es auf wenig Raum viel zu Ernten gibt.

Dafür sorgen die Hochbeete, Säulenobst und Beerensträucher und laden zum Naschen ein. Eine naturnahe Gartenbewirtschaftung mit wilden Ecken oder Laubhaufen für Igel & Co versteht sich von selbst. Die Puschs genießen den freien Blick zum Wiesengrund und die gute Nachbarschaft.

Auf Zäune wurde bewusst verzichtet und es gibt sogar ein toll gestaltetes Gemeinschaftsbeet an der Grenze zu den Lippmanns. Die vielfältige Bepflanzung mit Gehölzen und Stauden wird mit ideenreichen, selbst gestalteten Objekten bereichert. Ob Vogelscheuche, Insektenhotel oder Holzobjekt, Angela Pusch schafft mit viel Fingerspitzengefühl den einen oder anderen Blickfang im Garten. Zusammen mit ihren Kindern wird gebastelt und bunt bemalt, ihr kreatives Talent bringt sie auch als Kindergruppenleiterin beim OGV ein.

− DK