Geschichte
Als Maria Theresia die Panduren schickte

Vor 300 Jahren wurde Maria Theresia geboren. Zu Cham hat sie eine besondere Beziehung, da die Stadt unter ihr leiden musste.

13.05.2017 | Stand 16.09.2023, 6:34 Uhr
Nicole Bartkowiak

Maria Theresia auf einem Bild von einem Gemälde von Jean-Etienne-Liotard.Foto: dpa

Maria Theresia von Österreich wird heute noch oftmals als Kaiserin bezeichnet, was jedoch nicht ganz richtig ist. Nur geschichtlich Interessierten dürfte bewusst sein, dass die Fürstin für die Stadt Cham eine große Rolle gespielt hat. Wir haben uns mit dem Chamer Stadtarchivar Timo Bullemer über dieses Thema unterhalten. Als Maria Theresia im Jahre 1740 Erzherzogin von Niederösterreich und Ungarn wurde, waren nicht alle mit dieser Entscheidung zufrieden. Kurfürst Karl Albrecht von Bayern begann im September 1741 mit Hilfe der Franzosen einen Krieg gegen Österreich, den sogenannten „Österreichischen Erbfolgekrieg“. Ziel war es, Schlesien, Breslau und weitere Gebiete einzunehmen und Maria Theresia zu zeigen, dass sie als Frau in dieser Position keine Macht hatte. Theresia war auf diesen Vorfall militärisch nicht vorbereitet und ihre Gegner hatten somit ein leichtes Spiel.

Um zum Gegenschlag auszuholen, wendete sie sich an Franz Freiherr von der Trenck, der mit seiner österreichischen Militäreinheit für Maria Theresia loszog. Am 9. September 1742 kam es also dazu, dass sich Trenck mit seiner Truppe auf den Weg nach Cham machte und versuchte, die Stadt einzunehmen. Die Stadt Cham dachte aber nicht einmal daran, sich zu ergeben und so belagerten die Panduren die Stadt und fingen an, den Ort in Brand zu setzen.

„Maria Theresia hatte der Truppe nie den Befehl gegeben, die Stadt abzufackeln“, sagt Timo Bullemer. Die Panduren sollten Cham lediglich einnehmen. Die Truppe brannte fast die ganze Stadt nieder und plünderte sämtliche Gräber in der Kirche und Verstecke der Adeligen und Reichen. Drei Wochen später ließen sie Cham in Trümmern zurück. Cham war laut dem „Oberpfälzer Kulturbund“ die Stadt, die in Bayern am meisten unter den Drangsalen des Erbfolgekrieges zu leiden hatte.

Bei der Frage, ob es der Stadt Cham heute besser gehen würde, hätte es Maria Theresia damals nicht gegeben, ist Timo Bullemer sehr unschlüssig. Laut ihm trug Theresia nicht einmal die ganze Schuld, da der Krieg vom Kurfürsten von Bayern angezettelt wurde.

Sicher hatte es auch wirtschaftlichen Rückschritt in Cham gegeben, aber nach rund 275 Jahren lässt sich nicht sagen, ob es auf den heutigen Zustand der Stadt große Einwirkungen hatte. Wie der Stadtarchivar Maria Theresia einschätzte, kann Bullemer nicht konkret sagen. Laut ihm könne man das schlecht beantworten. Sie sei auf jeden Fall eine Frau mit Durchsetzungsvermögen und Stärke gewesen, sonst hätte sie sich unter der Dominanz der Männer nicht durchsetzen können.

Zehn Jahre nach den Panduren besuchte Maria Theresia die Stadt Cham, als sie von Prag kam. Laut Stadtarchivar Timo Bullemer, habe sie wohl die Stadt Cham sowie andere Städte Bayerns nach der Verwüstung der Panduren finanziell unterstützt und beim Wiederaufbau der Häuser geholfen. Unter anderem wurde für die Bürger reichlich Essen zur Verfügung gestellt. Viele Menschen flohen jedoch nach der Tat der Panduren – und der Wiederaufbau der Stadt war sehr langsam und mühselig.