Schule
Am SFZ Parsberg ist viel Zeit zum Lernen

In der Diagnose- und Förderklasse wird der Unterrichtsstoff gestreckt. Kinder mit Defiziten profitieren von dem Angebot sehr.

28.02.2019 | Stand 16.09.2023, 5:53 Uhr

Eileen Vietsch unterrichtet die Kinder der Diagnose- und Förderklasse.Foto: Tost

Manche Kinder brauchen für alles etwas länger als ihre Altersgenossen, können sich nur kurz konzentrieren oder haben Hemmungen, in Gegenwart anderer etwas zu sagen. Da ist die Gefahr groß, dass sie in der Grundschule scheitern und mit einem frustrierenden Misserfolg ins Schulleben starten. Für sie gibt es die Diagnose- und Förderklasse am Sonderpädagogischen Förderzentrum (SFZ).

Wir haben uns mit einer Sonderpädagogin unterhalten, die sagt: „Das ist keine Einbahnstraße.“ Wir erklären, auf was Eltern achten müssen und sprechen mit einer Mutter die betont: „Ihr müsst keine Angst davor haben, Euer Kind auf das SFZ zu schicken.“

„Heutzutage muss kein Kind mehr auf die Förderschule gehen.“SFZ-Leiter Manfred Frömmig

„Im letzten Kindergartenjahr hatte er plötzlich einen regelrechten Entwicklungsstopp, es ist nichts mehr weitergegangen“, berichtet die Mutter, deren Sohn die Diagnose- und Förderklasse von Eileen Vietsch besucht hat. Der Junge traute sich nicht mehr zu reden, wenn er sich in Gruppe mit mehr als 15 Personen befand.

„Ich wollte erst nicht wahrhaben, dass mein Sohn in eine Förderklasse gehen soll“, gibt die Mutter zu. Aber eine Ergotherapie brachte keine Besserung und ein Test ergab, dass der Bub zu viele Eindrücke auf einmal nicht verarbeiten konnte – was auch die Aufnahmeprüfung für die Grundschule bestätigte. „Ich musste mir wohl oder übel eingestehen, dass mein Sohn in der Regelschule komplett überfordert gewesen wäre.“

Angst war unbegründet

Ihre anfängliche Angst, die wohl die meisten Eltern in dieser Situation haben, dass ihr Kind und seine Familie stigmatisiert würden, wenn der Junge auf eine Förderschule geht, war aber unbegründet. „Das war nicht der Fall. Mein Sohn hat weiterhin mit seinen Freunden aus dem Kindergarten Kontakt, ist akzeptiert und geht zum Sport.“ Auch seitens der anderen Eltern gab es keinerlei Vorurteile.

Äußerst positiv überrascht war sie außerdem, als sie sah, wie viel an der Förderschule dafür getan wird, dass ihr Kind einmal einen normalen Berufsweg einschlagen kann. „Es ist ja nicht so, dass mein Sohn weniger intelligent ist, als andere Kinder. Er braucht einfach eine feste Bezugsperson, die er mit Eileen Vietsch auch hatte.“

Was eine Diagnose- und Förderklasse genau ist, erklärt die junge Studienrätin im Förderschuldienst so: „Bei uns werden die Inhalte der ersten beiden Grundschuljahre auf drei Jahre verteilt, so dass viel mehr Zeit für das Einüben vorhanden ist – und dank kleiner Klassen auch, auf jedes Kind einzeln einzugehen.“ Konkret sieht dieses Lernen in kleinen Schritten so aus: „Während in der Grundschule im Schnitt zwei neue Buchstaben in der Woche erlernt werden, ist es bei uns einer in zwei Wochen.“ Auch das Lernen mit allen Sinnen ist ein fester Bestandteil in einer Diagnose- und Förderklasse. So werden neue Buchstaben etwa in ein Sandbett gemalt oder mit Knete nachgebildet.

Um den Erfolg der individuellen Förderung sicherzustellen, hält Eileen Vietsch auch engen Kontakt zu den Eltern und gibt wöchentlich schriftlich Feedback und Anregungen, was zu Hause noch geübt werden sollte. „Ich gebe den Kindern auch entsprechende Lernmaterialien mit nach Hause.“ Diese Vorgehensweise habe sich bewährt, betont die Lehrerin.

Für welche Schüler Diagnose- und Förderklassen geeignet sind, erklärt sie so: „Der individuelle Förderbedarf kann in verschiedenen Entwicklungsbereichen gegeben sein. Es gibt Kinder, die sprachliche Defizite haben, sich nicht ausdrücken können, nicht verstehen, um was es geht, oder sich nicht zu sprechen trauen.“

Defizite meist früh erkennbar

Weitere Bereiche sind unter anderem schlechte Merkfähigkeit, Konzentrationsprobleme, geringe Frustrationstoleranz, oder Probleme beim Unterscheiden von Zahlen oder Buchstaben. „In der Regel werden diese Defizite schon im Kindergarten oder spätestens bei der Schuleinschreibung festgestellt. Den Eltern wird dann empfohlen, sich im Förderzentrum beraten zu lassen.

„Bevor ein Kind die Diagnose- und Förderklasse besuchen kann, muss der per Gutachten der besondere Förderbedarf festgestellt werden“, betont SFZ-Leiter Manfred Frömmig, der diese Aufgabe übernimmt. Nach seinem Gutachten erhalten die Eltern eine ergebnisoffene Beratung. „Niemand kann im Gegensatz zu früher dazu gezwungen werden, sein Kind auf eine Förderschule zu schicken – auch nicht, wenn Förderbedarf festgestellt wird.“

Auch wenn das Kind bereits eine Förderschule besucht, kann es auf Wunsch der Eltern an die Regelschule wechseln. „Eine Beratung birgt also nicht die Gefahr, dass das Kind auf eine schulische Einbahnstraße gerät“, versichert Frömmig. Eltern sollten sich also nicht davor scheuen, das Angebot in Anspruch zu nehmen.

Alle Förderzentren in der Oberpfalz

Die Übersicht gibt eshier.

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