Gesundheit
Auch Angehörige sind hilfebedürftig

Der Caritas-Kreisverband bietet einen Beratungsdienst für Verwandte von Demenzkranken an und schließt damit eine Lücke.

17.02.2017 | Stand 16.09.2023, 6:35 Uhr
Reinhold Willfurth
Caritas-Kreisgeschäftsführer Wolfgang Reiner, Fachberaterin Petra Ihring und Evi Seitz von der Seniorenfachstelle des Landratsamts (von links) −Foto: Willfurth

Ein ganzes Jahr lang gab es nach derAuflösung der Fachstelle für pflegende Angehörigeim Landkreis keinen zentralen Ansprechpartner mehr für Menschen, die ihre Partner, Eltern oder Verwandten zuhause pflegen. Das hat sich seit Anfang diesen Jahres geändert: Der Caritas-Kreisverband hat mit Petra Ihring eine Fachkraft angestellt, die sich um diesen wachsenden Personenkreis kümmert.

Dass der Beratungsbedarf groß ist und immer größer wird, betonte Caritas-Kreisgeschäftsführer Wolfgang Reiner bei einem Pressegespräch am Mittwoch. Zum einen leben im Landkreis mit seinem überdurchschnittlich hohen Anteil älterer Menschen immer mehr Personen mit einem Demenzleiden. Zum anderen werde der Gesetzes- und Verordnungsdschungel immer dichter und die Landschaft der Hilfen immer vielfältiger. „Der Landkreis hätte Bedarf für zwei Vollzeitstellen“, sagte Reiner. Gefragt sind Fachkräfte wie Diplom-Sozialpädagogen. Petra Ihring besetzt nur eine Halbtagsstelle, die Caritas-Geschäftsstelle nimmt aber außerhalb der Geschäftszeiten alle Anliegen von Betroffenen auf.

Die Fragen und Sorgen, mit denen sich die Angehörigen von Demenzkranken an Ihring wenden, sind vielfältig: Was geschieht, wenn der Medizinische Dienst (MdK) zur Einstufung des Pflegegrads kommt? Was ist das überhaupt, der Pflegegrad, der seit Anfang des Jahres die alte Einstufung mit Pflegestufen abgelöst hat? Wie organisiere und finanziere ich einen Umbau der Wohnung, damit meine Mutter so lange wie möglich in ihrem vertrauten Heim leben kann? Auch Streitpunkte unter Verwandten und Generationenkonflikte seien zu klären. Nicht jedem sei bekannt, dass die Pflege von Demenzkranken zwischen Angehörigen und einem Fachdienst kombiniert werden kann. Für viele neu sei auch die Möglichkeit, erschöpften Angehörigen eine Auszeit zu ermöglichen. „Ein Riesenproblem“, so Ihring, sei auch der Gewissenskonflikt bei vielen Angehörigen, wenn die Entscheidung über die Unterbringung in einem Heim anstehe.

Die Beratungsstelle wird mit einem Bundeszuschuss von 8500 Euro pro Jahr cofinanziert. Den Rest übernimmt der Caritasverband. Spenden sind willkommen.