Neuwahlen
Bauinnung Cham: Franz Wilhelm ist neuer Obermeister

21.10.2022 | Stand 15.09.2023, 3:13 Uhr
Die neugewählte Vorstandschaft der Bauinnung Cham mit Geschäftsführerin Petra Weinberger (3.von links) −Foto: Fotos: Karl Pfeilschifter

„Auf- und Ab-Bewegungen hat es im Baugewerbe schon immer gegeben und die meisten Betriebe der Bauinnung Cham haben dies über viele Jahrzehnte geschafft. So wird auch diese Krise bewältigt“, betonte der scheidende Obermeister der Bauinnung Cham, Anton Aumer, bei der Jahresversammlung. Für Aumer, der dieses wichtige Amt zehn Jahre lang innehatte und nicht mehr als Obermeister kandidierte, wurde Franz Wilhelm aus Neunburg vorm Wald zum neuen Innungsobermeister gewählt.

Anton Aumer blickte bei der Mitgliederversammlung in der Chamer Stadthalle in seinem letzten Tätigkeitsbericht auf zahlreiche Gespräche, Tagungen, Geburtstagsjubiläen, Messen, Freisprechungsfeiern, Ehrungen und auch Firmenjubiläen zurück. Zufrieden zeigte er sich mit der Resonanz der Baubegegnungstage an der Further Berufsschule. Die nächsten werden am 14. und 15. November stattfinden. Man hoffe, dass sich diesmal wieder über 200 Schüler aus Mittel-, Realschulen und Gymnasien anmelden.

Förderung des Nachwuchses

Heuer konnte die Bau-Innung 41 neue Berufsschüler im Baukompetenzzentrum in Furth im Wald begrüßen. Es handelt sich um 33 Maurer, drei Hochbaufacharbeiter, zwei Straßenbauer und drei Fliesenleger. Sehr gut angenommen werde das Projekt „Best Car Azubi des Monats“. Aumer verwies auch auf das Projekt „Baumeister gesucht“, bei dem Bauunternehmen für einen Kindergarten ihrer Wahl Pate stehen sollen. Zudem kommuniziere man mit dem Projekt „Wir machen das“ an Mittelschulen die Stärken des Baugewerbes.

Der Obermeister ging auf die Problematik von Bodenaushub und Bauabfällen mit vielen Gesprächen ein. Seit dem Jahr 2017 beschäftigte dieses Thema alle Beteiligten. Etliche Gespräche haben mit dem Landkreis und den Kreiswerken schon stattgefunden. Aus Sicht der Bauinnung fehlen im Landkreis Cham Erdreichdeponien, Flächen für Auffüllen, zertifizierte Zwischenlager, gütegesicherte Brecheranlagen zur Gewinnung von zertifiziertem Recyclingmaterial oder auch eine Erdreichbörse. All diese werde dringend benötigt. Zudem dauern die Genehmigungsverfahren der Behörden sowie die fachlichen Stellungnahmen dafür zu lange.

Die am 1. Januar 2023 in Kraft tretenden Regelungen der Mantelverordnung und die geänderte Bundes-Boden-Schutz-Verordnung stellen außerdem höhere Anforderungen an die Verwertung und Entsorgung von Bodenaushub. „Die Bauherren, egal ob öffentlich oder privat, sind für die ordnungsgemäße Verwertung des Erdreichs zuständig“, sagte der Obermeister.

Nicht zufrieden zeigte er sich mit der staatlichen Förderung von Holzbauten. Dies sei ein klarer Verstoß gegen die ausdrückliche Zusage des Freistaates Bayern, prangerte Aumer an. Eine Umfrage der Innung zur wirtschaftlichen Lage ergab, dass die Aufträge für das Jahr 2023 laut den Befragten annähernd im gleichen Maß vorhanden seien wie im Vorjahreszeitraum und bis zur Jahresmitte 2023 reichten, was einer Auslastung von 20 Prozent entspreche. Unterschiedliche Angaben gab es bei der Frage nach der Stornierung oder Verschiebung von Aufträgen. Im Durchschnitt handle es sich um 30 Stornierungen und 17 Verschiebungen.

Bei der Prognose für das nächste Jahr sehen die Betriebe einen Rückgang im privaten Wohnungsbau. „Unsere Bauwirtschaft steht aktuell vor besonders großen Herausforderungen“, meinte der scheidende Obermeister. So sinke auch die Investitionsbereitschaft der öffentlichen Hand und der private Wohnungsbau breche durch die Zinserhöhung ein. Wichtig seien jetzt sofort umsetzbare Entlastungsmaßnahmen und Förderprogramme. „Wir habe keine Zeit für langwierige Diskussionen, die Politik muss nun Tempo vorlegen“, forderte Aumer.

Plädoyer für Ziegelbau

Der Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Baugewerbes, Rechtsanwalt Andreas Demharter, nannte die Bauinnung Cham eine Vorzeigeinnung. Preiserhöhungen, Zinsanstieg, Inflation und auch allgemeine Verunsicherungen seien derzeit eine schwierige Mischung für Privatkunden. Auch die Kommunen seien vorsichtiger, da sie mit vielen anderen Dingen belastet würden und das Budget weniger werde. „Es steht uns nicht zu, zu jammern“, meinte der Hauptgeschäftsführer mit dem Hinweis, dass die Baubranche insgesamt gut durch die Coronazeit gekommen sei.

Leider seien aber viele Baustoffe sehr energieintensiv, die Herstellung von Ziegeln beispielsweise. Demharter kritisierte ebenso die Förderung des Freistaats für den Holzbau. Beworben werde sie mit Nachhaltigkeit und Co2-Einsparung. Aber jeder gefällte Baum, der nicht mehr im Wald stehe, nehme ja kein Co2 mehr auf. Zudem seien Ton und Lehm in Bayern in unbegrenzter Menge vorhanden. Nach langer Nutzungsphase, oft mehr als 100 Jahre, könne der Ziegel vollständig recycelt und schadstofffrei in den Naturkreislauf zurückgeführt werden.

Doch abgesehen von diesen umstrittenen Themen war der Mittelpunkt der Versammlung klar der „Chef“-Wechsel von Anton Aumer auf Franz Wilhelm. Seit Juni 2012 war der Bauunternehmer Aumer Obermeister der Innung gewesen. Zuvor war der Obertrübenbacher ab 1988 Mitglied im Ausschuss für Berufsausbildung und ab dem Jahr 2000 zusätzlich im Ausschuss für Lehrlingsstreitigkeiten tätig gewesen. Insgesamt war er 34 Jahr im Ehrenamt für die Innung tätig. Sein Nachfolger, Franz Wilhelm, ist ebenfalls als erfolgreicher Bauunternehmer in Neunburg vorm Wald bekannt. Der 55-Jährige übernahm am 1. Januar 1994 nach Abschluss eines Bauingenieurstudium den Betrieb von seinem Vater Josef Wilhelm. Dieser war viele Jahre in der Vorstandschaft der Bauinnung tätig. Die Firma Wilhelm gibt es seit 1927 und sie wird seit 28 Jahren von Franz Wilhelm geführt.

− cft