Bauruine oder Hotelprojekt? ?Fall Kaitersbach? ungeklärt

06.09.2006 | Stand 06.09.2006, 17:21 Uhr

Bauruine oder Superhotel in Alleinlage? Diese Frage stellen sich viele seit fünf Jahren. So lange steht die Baustelle beim „Kaitersbacher Hof“ mittlerweile still. Was aus dem fast ruinös wirkenden Projekt werden soll, ist ungewiss. Die Familie Schreindorfer hofft aber immer noch auf Fertigstellung.

Mit großem Einsatz waren Andreas Schreindorfer und sein Vater Tony ans Werk gegangen, als sie im Jahr 2000 den ehemaligen „Kaitersbacher Hof“ ersteigert hatten. Das gesamte Lokal wurde umgebaut, die Küche erneuert, eine weiträumige Terrasse geschaffen. Zusätzlich hatte Andreas Schreindorfer im Gesamtprojekt die Genehmigung zum Bau einer Piano-Bar, eines Bettenhauses und einer Kegelbahn erhalten.

Der Hoteltrakt – in den 90er Jahren vom Vorbesitzer Ewald Borowitz zeitweise als Unterkunft für Asylbewerber genutzt – sollte aufgestockt und durch einen groß dimensionierten Zwischenbau mit dem bestehenden Restaurant verbunden werden. Tony Schreindorfer war selbst täglich auf der Baustelle, mauerte und betonierte ebenso wie sein Sohn Andreas an dem Zukunftsprojekt, das durch einen Naturgarten in einem nahen Feuchtbiotop noch aufgewertet werden sollte.

Im Mai 2001 verfügte das Landratsamt Cham als Baugenehmigungssbehörde die sofortige Einstellung der Bauarbeiten. Zwei Jahre lang verhieß der Baukran, dass die Arbeiten weiter gehen könnten, dann wurde auch dieses technische Hilfsmittel abgebaut, seitdem ruht die Bautätigkeit.

Warum die Arbeiten zum Stillstand kamen, darüber gibt es zwei widersprüchliche Ansichten. Obwohl der An- und Aufbau an das bestehende Gebäude genehmigt war, habe das Landratsamt plötzlich eine Statik für den Altbau verlangt, erklärte Tony Schreindorfer auf Anfrage der Kötztinger Umschau. „Borowitz hatte keine Statik, das Landratsamt hat auch keine für den Altbau gefunden“, so der frühere Kreisrat. Er und sein Sohn hätten niemanden gefunden, der eine statische Berechnung für ein seit Jahrzehnten bestehendes Gebäude erstellt hätte.

Josef Schmidbauer von der Abteilung Baurecht beim Landratsamt Cham sieht die Sache nach der Aktenlage etwas anders. Die Einstellung der Bauarbeiten sei verfügt worden, weil der Bauherr einige Auflagen der Baugenehmigung nicht eingehalten habe. „Wir mussten aus Gründen der Sicherheit einschreiten“, erklärt Schmidbauer, weil einige für die Standsicherheit des neuen Gebäudeteils geforderten Auflagen nicht eingehalten worden seien.

Schmidbauer und Patricia Stoiber, die persönliche Referentin von Landrat Theo Zellner, bestreiten aber, dass jemals der Abbruch des ehemaligen Gockerlstalles, der später Asylbewerberunterkunft war, verfügt worden wäre. Wenn die Auflagen erfüllt würden, könne die Baugenehmigung wieder in Kraft gesetzt werden.

Darauf hofft auch Tony Schreindorfer. Weil das Projekt „Kaitersbacher Hof“ finanziell in Schwierigkeiten geriet und sogar ein Versteigerungstermin angesetzt war, übernahm die „Böhmerwald GmbH“ inzwischen das Anwesen, mit dem Ziel, es wirtschaftlich neu zu strukturieren.

„Wir sind uns im Familienverbund einig, dass dieses Projekt auf jeden Fall fertiggestellt werden soll“, sagt Tony Schreindorfer. In dieser Richtung soll auch neu mit dem Landratsamt verhandelt werden. Das Problem „Statik für den Altbau“ sei immer noch ungelöst. Die Fertigstlelung habe aber keine Eile, sagt Schreindorfer, denn die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik lasse es geraten erscheinen, Investitionen im Tourismus gut zu überlegen.