Kirche
Bischof zieht in die Personal-Wohnung

Das Bistum Regensburg stellt das frisch sanierte Ordinariat vor. Rudolf Voderholzer verzichtet auf seine 865 000 Euro teure neue Dienstwohnung.

18.07.2014 | Stand 16.09.2023, 7:18 Uhr
Fritz Wallner
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer −Foto: dpa

Goldene Wasserhähne, eine freistehende Badewanne oder einen Teich mit edlen Koi-Karpfen sucht man hier vergebens. Die für 865 000 Euro neu gebaute Wohnung für den Regensburger Bischof besteht aus einem kombinierten Wohn-, Ess- und Arbeitszimmer, je einer Ankleide für zivile und für liturgische Gewänder, einem neun Quadratmeter großen Bad und einer barrierefreien Nasszelle. Das Luxuriöseste ist der Blick auf dem Wildbirnengarten im Innenhof, hinter dem die Domspitzen hervorblitzen. Und das Beste: Rudolf Voderholzer zieht hier überhaupt nicht ein: Er gibt sich mit einer Zwei-Zimmer-Wohnung im sanierten Altbau des Ordinariates zufrieden, die eigentlich für die Klosterschwestern bestimmt war, die den Bischof versorgen sollen. Daneben gibt es noch zwei Gästezimmer. Voderholzer macht das bisschen Haushalt ganz alleine.

Stift Niedermünster gekauft

Bereits im Jahre 2007 hatte sich die Diözese nach Angaben von Generalvikar Michael Fuchs entschieden, die Gebäude des Bischöflichen Ordinariates in unmittelbarer Nachbarschaft zum Dom umfassend zu sanieren. Dazu wurde 2010 das Stift Niedermünster vom Freistaat Bayern gekauft, in dem man bislang nur zur Miete untergebracht war. Schnell stellte sich heraus, dass das einsturzgefährdete Dach erneuert und ein komplett neuer Brandschutz mit Meldeanlagen und Fluchtwegen eingebaut werden musste. Auch die Büros der rund 130 Beschäftigten entsprechen nicht mehr den Arbeitsstätten-Richtlinien. Schließlich gab es unzählige Stolperstellen, undichte Fenster und Schäden an der Statik von Gebäudeteilen, die noch aus der Barockzeit stammen. Auch die völlig veraltete Heizung wurde durch ein umweltfreundliches Pelletkraftwerk ersetzt und der gesamte Komplex energetisch saniert.

Privaträume für den Bischof

Nach Angaben von Leitendem Architekten Peter Brückner entstanden im Ordinariat 10 000 Quadratmeter sanierte Büroflächen. 350 Fenster und 400 Türen wurden unter den strengen Augen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege erneuert, 5000 Quadratmeter Holzdielen und 100 Kilometer Kabel verlegt sowie 4500 Quadratmeter Außenfassade und 18 000 Quadratmeter Innenwände saniert. Dafür habe man nur historische Materialien wie Kelheimer Kalkstein, dunkel gebeiztes Eichenholz und Kalkputz an den Wänden verwendet. Mit 22 Millionen Euro blieb man genau in dem vom Diözesansteuerausschuss genehmigten Finanzrahmen, sagte Generalvikar Fuchs.

Der Bau der neuen Bischofswohnung, die erstmals eine räumliche Trennung von Bischöflicher Verwaltung und den Privaträumen des Bischofs und der Schwestern zulässt, wurde noch unter Voderholzers Vorgänger Gerhard Ludwig Müller geplant. Bislang, so Architekt Brückner, „wohnte der Bischof im Fluchtweg des Baureferates“. Im Erdgeschoss der neuen Bischofswohnung befindet sich ein Refektorium, wo Voderholzer mit Gästen speisen kann.

Derzeit wohnt der Bischof übergangsweise noch im Obergeschoss des Dompfarramtes. Im August, so Fuchs, wolle er in die Räume im Altbau des Ordinariates umziehen. Die neue Bischofswohnung bleibt vorerst ungenutzt.

Das Geheimnis des Birnbaums

Rudolf Voderholzer hat sich selbst dafür eingesetzt, dass auch seine künftigen Privaträume der Öffentlichkeit vorgestellt werden, bestätigte Generalvikar Michael Fuchs. Es handele sich um die Infrastruktur, die die Diözese dem Bischof zur Verfügung stelle und er könne „mit großer Freude und mit gutem Gewissen“ vorzeigen, was unter seinem Vorgänger Gerhard Ludwig Müller geplant und in Absprache mit ihm fertiggestellt worden sei. Da gebe es keine Geheimnisse.

Lauf Fuchs hat sich der Bischof auch dafür ausgesprochen, dass in dem neugestalteten Kreuzhof „Leben einziehen“ solle. Verschiedene, öffentliche Veranstaltungen könnten dort stattfinden. Fuchs lüftete auch das Geheimnis um den „geheimen Wildbirnbaum“, der im Kreuzhof steht und der in der Vergangenheit nicht einmal fotografiert werden durfte. Es habe tatsächlich Überlegungen gegeben, ob der Baum beim Neubau einer Bischofswohnung nicht weichen müsse, sagte der Generalvikar. Ein Obst-Birnbaum wäre nicht unter die Regensburger Baumschutzverordnung gefallen, ein Wild-Birnbaum hingegen schon. Ein eigens hinzugezogener Obstbaum-Sachverständiger habe jedoch herausgefunden, dass in den Baumgenen sowohl Obst- wie Wildgene steckten und er habe keine eindeutige Stellungnahme abgeben könne. „Mit seinem Erhalt haben wir eine sehr gute Lösung gefunden,“ so Fuchs.

Die ersten Mitarbeiter sind in die sanierten Gebäude schon zurückgezogen, das Ausweichprovisorium wird in Kürze ein Ende haben. Bis Anfang September, so erwartet man bei der Bistumsleitung, werde das Ordinariat wieder unter einem Dach sein.