Caritas Regensburg
Caritasdirektor aus Odessa zu Gast – Seit Kriegsbeginn kooperieren die Regensburger mit den Kollegen in der Ukraine

12.04.2023 | Stand 15.09.2023, 0:44 Uhr
Zusammenhalt: Anastasia Steppuhn und Michael Weißmann von der Caritas in Regensburg hießen Vasyl Kolodchyn und Svitlana Kolodchyn (von rechts) willkommen. −Foto: Landauer/Caritas Regensburg

Vasyl Kolodchyn leitet die Caritas Odesa UGCC und schläft seit Monaten in Straßenkleidung. „Jederzeit kann es einen Alarm geben. Dann müssen wir unsere Häuser und Wohnungen so schnell wie möglich verlassen“, sagt Kolodchyn. Er sitzt in der Caritaszentrale in Regensburg, ist zu Besuch bei Diözesan-Caritasdirektor Michael Weißmann und erzählt vom Krieg.

Über der ukrainischen Stadt Odessa stehen Drohnen. „Wenn sie die Standorte wechseln, machen sie Lärm wie vorbeifahrende Motorräder.“ Knapp 2000 Kilometer ist Vasyl Kolodchyn gefahren, um seine Partner in Regensburg zu besuchen. Anfang des Jahres hat die Caritas Regensburg 25000 Euro an die Caritas Odesa UGCC gespendet. Das berichtet die Caritas in einer Pressemitteilung. Nun war es Zeit, sich persönlich kennenzulernen.

Gemeinsam mit seiner Ehefrau kam Kolodchyn nach Regensburg und berichtete von der Caritasarbeit im Kriegsgebiet. In der Region Odessa sind knapp 140000 Binnenvertriebene registriert. Die Zahl der Mitarbeitenden von Caritas Odesa UGCC lag vor Kriegsausbruch bei 17 − heute beschäftigt derselbe Verband 120 hauptamtliche Mitarbeitende. Die Organisation hat insgesamt 15 Projekte, mit denen sie Binnenvertriebene unterstützt, darunter Alleinstehende, Menschen mit Beeinträchtigung, Alte oder Kranke. Eine Stelle wurde eigens dafür eingerichtet, die Hilfen zu koordinieren. Die Spendengelder aus Regensburg fließen vor allem in das Projekt „Child Friendly Space“ (Raum für Kinder) und versorgen entsprechende Räume mit Strom- und Wärmeaggregaten. „Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung. Die Caritas aus Regensburg war eine der ersten Organisationen, die uns bereits kurz nach Kriegsbeginn kontaktiert hat. Der Anruf hat uns Mut gemacht“, sagt Kolodchyn.

Die Versorgungslage sei in Odessa inzwischen wieder gut. „Das Notwendige ist da.“ Wenn auch die Waren sehr teuer seien. Kolodchyn: „Der Krieg ist immer präsent.“ Wenn Russland Luftangriffe startet, fliegen Raketen über die Stadt. Einmal schlugen sie unweit von Kolodchyn ein und trafen eine Versorgungsstation bei einem Kloster. Und doch: „Die Menschen passen sich der veränderten Situation an“, erzählt Kolodchyn. Dort, wo es möglich ist, gehen sie ihren Tätigkeiten nach.

Doch vieles ist anders. Manche Firmen haben ihre Mitarbeitenden freigestellt, teils seit Kriegsbeginn, und zahlen keine Löhne mehr. Andere Firmen halten den Betrieb zwar aufrecht, können aber dennoch keine Löhne zahlen. Viele würden von Erspartem leben. Natürlich gibt es auch keinen Tourismus mehr, eine einst wichtige Einnahmequelle.

Die Hilfen waren bislang auf grundlegende Hilfsgüter ausgerichtet wie Kleidung, Nahrung, Medizinprodukte oder Hygieneartikel. Was jetzt wichtig sei, sagt Kolodchyn: „Stabilisieren!“ Die lokale Infrastruktur müsse wiederaufgebaut werden. Als Beispiel nennt er eine zerstörte Gärtnerei. Die Gewächshäuser müssten schnellstmöglich repariert werden – um buchstäblich „Wachstum“ möglich zu machen.