Immer mehr Unternehmen in Bayern haben Schwierigkeiten, Auszubildende zu finden. Davon profitieren die Schüler der Mittelschulen, die ihre Schulzeit mit einem Mittelschulabschluss oder dem Qualifizierenden Abschluss beenden. „Ich bekomme inzwischen viele Anfragen von Arbeitgebern, die Hände ringend Praktikanten und Auszubildende suchen“, sagt Constantin Leitner, Lehrer an der Pestalozzi-Mittelschule in Regensburg und zuständig für die berufliche Orientierung. Etwa 180 Schüler der 8., 9. und 10. Klassen hatten am Mittwoch die Möglichkeit, bei einer Messe in der Schule Berufe aus erster Hand kennenzulernen. Pandemiebedingt besetzten insgesamt 12 Arbeitgeber und Referenten jeweils ein Klassenzimmer und die Schüler bekamen im Klassenverbund einen Einblick in verschiedene Tätigkeiten.
Vom Elektriker über die Gastronomie bis zum Küchenhaus stellten sich Arbeitgeber aus ganz Ostbayern den Fragen der Schüler. Bei der Messe, die vom regionalen Ableger des weltweiten Unternehmernetzwerks BNI, kurz für Business Network International, angeboten wurde, richtete man sich bei der Vorstellung der Berufe nach den Wünschen der Schüler. „Die Schule konnte uns mitteilen, welche Berufe die Schüler interessieren und wir haben dann passende Mitglieder von uns angesprochen“, erklärt Florian Fundeis, Exekutivdirektor der BNI-Region Ostbayern. Die Unternehmer nahmen zum Teil weite Wege auf sich, wie beispielsweise das Planungsbüro Thomas Grassl aus Hutthurm, der die Berufe Bauzeichner und Vermessungstechniker vorstellte. Besonderes Highlight für die Schüler war, dass der Firmenchef eine große Drohne im Gepäck hatte. „Wir wollten die Berufe auch in der Praxis zeigen“, erklärt Grassl. Darüber hinaus erfuhren die Mittelschüler beispielsweise, welche Tätigkeiten bei einer Fachkraft für Küchen- und Möbelmontage anfallen, beim Schreiner oder im Marketing.
„Der Hauptschulabschluss gewinnt an Bedeutung“, betont Fundeis vom BNI. Bei den organisierten Berufsfindungsmessen lege man Wert darauf, den Schülern deutlich zu machen, dass sie sich im Job entwickeln können. „Sie sollen erfahren, dass es viele Möglichkeiten der Fortbildung gibt und man auch Meister werden kann.“ Mit dabei war auch Kevin Barber aus der Nähe von Heidelberg, der beim BNI den Bereich Fundation betreut. „Wir wollen den Schülern verdeutlichen, wie wichtig es ist, zusammenzuarbeiten.“ Daher stelle er bei Messen vor, wie Unternehmen sich gegenseitig unterstützen. „Es herrscht nicht mehr überall Ellbogen-Mentalität.“
Schulleiterin Karin Alkofer sowie Constantin Leitner als Lehrer, der sich für die berufliche Orientierung der Schüler einsetzt, freuen sich, dass die Chancen ihrer Schüler auf dem Arbeitsmarkt steigen. „Es ist verdient“, betont Leitner. „Auf der Mittelschule steht die Praxis im Vordergrund“, erklärt er. „Unsere Schüler kochen jede Woche, sie arbeiten mit Holz und Metall und haben Wirtschaftsunterricht.“ All das unterstütze die berufliche Reife.
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