Qualifizierung
Conti macht Mitarbeitern das Lernen leichter

21.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:31 Uhr
Sie haben sich weiterqualifiziert:Anton Krüger, Anna-Lena Bleicher, Kevin Breu (v.l.) −Foto: Fotos: Tino Lex

Die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, informierte sich in Regensburg bei Continental über besondere Qualifizierungschancen. Selbst ein 64-Jähriger hat noch eine Zusatzausbildung absolviert.

Krisen verhelfen neuen Ideen oft zum Durchbruch. Das gilt auch für das Institut für Technologie und Transformation (CITT) der Continental AG. Als dieses Zentrum gegründet wurde, um Beschäftigte weiterzuqualifizieren, befand sich der Autozuliefererim „Tal der Tränen“, erinnert sich die Vorständin für Personal und Nachhaltigkeit, Ariane Reinhart. Die Autokonjunktur flaute ab, es wurden Stellen abgebaut, die Digitalisierung musste forciert werden. In dieser Zeit startete der Konzern eine Qualifizierungsoffensive für seine Beschäftigten und gründete 2019 das CITT. In Regensburg folgte es ein Jahr später. Seither wurden bei Conti in Deutschland so 8500 Beschäftigte qualifiziert, sagte die neue Werkleiterin Alexandra Bornemann. Heute sind die Beteiligten sehr glücklich über diese Entscheidung. Gestern vermittelte eine Armada von Conti-Mitarbeitern mit Ariane Reinhart an der Spitze der Vorstandschefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, die Erfolge.

Betriebsrätin „total glücklich“

Reinhart schilderte die Ausgangslage: Conti hatte 2018 rund 10000 an- und ungelernte Mitarbeiter – und wusste, „wir müssen uns um sie kümmern“. Um Arbeitslosigkeit zu vermeiden und um über Mitarbeiter zu verfügen,die in der Industrie 4.0 ihren Platz finden. Betriebsrätin Gudrun Valten sagte, über CITT sei die Arbeitnehmervertretung „total glücklich. Wir sehen das als ganz große Chance.“

Mit dem CITT bietet Conti in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit, die das Programm zu einem erheblichen Anteil finanziert, Mitarbeitern ohne Berufsabschluss, mittlerweile aber auch Fachkräften, die Möglichkeit zu Teilqualifizierungen. Die Beschäftigten erhalten ihr Tarifgehalt und werden in mehreren Blocks weitergebildet. Für viele Mitarbeiter, insbesondere für Frauen, erweist sich das Angebot als attraktiv. Aber auch für Ältere. Der älteste Absolvent sei 64 Jahre alt.

Eine Mitarbeiterin, 45 Jahre alt, gelernte Erzieherin, entdeckte ihre Leidenschaft für Mathematik und Physik wieder und bildet sich zur Industrieelektrikerin für Betriebstechnik weiter. Sie erklärte, in der Mitte des Lebens habe man Verpflichtungen, Kinder ... da könne man nicht einfach völlig neu starten und eine klassische Ausbildung machen.

Es entfällt auch die Schwellenangst, sich an eine zusätzliche Ausbildung heranzuwagen – durch die Absicherung und durch die Aufteilung in Module. So stehe man nicht vor einem großen Berg mit übergroßen Erwartungen.

Vom Metzger zum Industrieelektriker

Ähnliches berichtete Anton Krüger, 34. Der gelernte Metzger hat sich binnen zwei Jahren ebenfalls zum Industrieelektriker weitergebildet. Er sei von 14 Teilnehmern in seinem Kurs der Jüngste gewesen. Alle hätten bestanden. Krüger zeigte sich glücklich: „Ich habe meinen Beruf gefunden.“ Anna-Lena Bleicher und Kevin Breu hatten schon Berufe erlernt (Elektrotechnikerin bzw. Mechatroniker), aber sie entdeckten dank der CITT-Offerten ihre Liebe zum Programmieren. Beide arbeiten nun als Software-Entwickler.

Künstliche Intelligenz statt Lupe

Bei einem Betriebsrundgang verdeutlichten Conti-Verantwortliche die Bedeutung der Transformation. Die Fabrik ist stark digitalisiert. Künstliche Intelligenz hilft bei der Inspektion von Leiterplatten und ersetzt das Suchen nach Fehlern mit der Lupe. In der Logistik werde versucht, für jeden Weg eines Produkts im Werk eine automatisierte Lösung zu finden. Überall fahren Transportroboter. Ein selbst entwickeltes autonomes Schichtplanungstool zur Personalplanung berücksichtigt eine Vielzahl von Faktoren und soll Beschäftigten eine selbstbestimmtere Planung ermöglichen.

CITT ist längst nicht am Ende der Möglichkeiten, obwohl das Conti-Angebot schon heute aus der Reihe der Teilqualifizierungen heraussticht, sagte Nahles. Dafür spreche die Konsequenz, die Qualifizierung als eigene Organisationseinheit zu führen. CITT werde sich auch anderen Unternehmen öffnen, erklärte Reinhart. Versuche in diese Richtung gebe es, auch erste Anfragen in der Region.