Langlauf
Das Geheimnis der Hilzhofener Loipe

Gerhard Biebl pflegt die einzige Langlauf-Loipe weit und breit. Uns hat er verraten, wie der Golfplatz dem Wetter trotzt.

26.01.2019 | Stand 16.09.2023, 5:51 Uhr

Gerhard Biebl ist Vorsitzender der Neumarkter Loipenfreunde. Foto: Michael Sperger

Wenn Gerhard Biebl den Leuten aus der Region erzählt, dass man in Hilzhofen bei Neumarkt seit zwei Wochen Langlaufen kann, erntet er meist nur ein müdes Lächeln. Doch im Nordic Zentrum sind aktuell über zehn Kilometer Loipe gespurt, im besten Fall könnten es über 18 Kilometer sein. Regensburg, Ingolstadt, Weißenburg, Roth, Erlangen, Fürth, Amberg – von weit her kommen die Skibegeisterten nach Hilzhofen. Denn es soll die einzige verlässliche Loipe weit und breit sein. Ihr Geheimnis: der Golfplatz unter dem Schnee.

Gerhard Biebl brettert mit seinem Quad über die Piste. Hinten am Fahrzeug hat er Spurgeräte für die klassische Loipe und für die Skating-Strecke angehängt. Jeden Tag spuren er oder sein Kollege Michael Märtl die Loipe. 1500 bis 2000 Kilometer werden sie in dieser Saison mit dem Fahrzeug zurücklegen, damit die Skiläufer ideale Bedingungen vorfinden. „Es gehört schon eine gewisse Passion zu diesem Job“, sagt Biebl. Er ist selbst begeisterter Langläufer und heizt drei bis vier Mal die Woche die Loipe entlang.

Ein Plausch mit den Fahrern

Am Wochenende tummeln sich hier laut Biebl 500 bis 600 Läufer, aber auch unter der Woche trifft er auf seinen Quad-Touren ständig auf Sportler. Die weichen je nach ihrer Erfahrung auf Langlaufskiern mehr oder weniger filigran vor dem nahenden Fahrzeug aus, wenn Gerhard Biebl sie den Berg hinauf jagt. Oft hält der Chef für einen kurzen Plausch an, nachdem er sie eingeholt hat. „Vielleicht rede ich manchmal zu viel mit den Läufern.“

So auch, als er an Stefan Nepf und Claus Seemann vorbeifährt. Die beiden Neumarkter nehmen sich in der Mittagspause Zeit für eine kurze Langlaufrunde. „Es ist Luxus, eine Loipe direkt vor der Haustür zu haben“, sagt Nepf. Für jede Langlaufrunde in den Bayerischen Wald oder ins Fichtelgebirge fahren, da würde die Familie nicht mitspielen. „Rund herum ist kaum Schnee liegengeblieben. Ich war wirklich überrascht, dass die Loipe hier so gut in Schuss ist“, ergänzt Seemann. Nach der kurzen Verschnaufpause lässt Gerhard Biebl die Beiden weitersporteln, die Mittagspause ist schließlich nicht unendlich. Und der 63-Jährige setzt seine Spurrunde fort, um die Qualität der Loipe zu halten.

„Das Geheimnis unserer Loipe ist nicht die Höhe, sondern der Boden.“Gerhard Biebl

Laut Biebl sind die Strecken der Neumarkter Loipenfreunde die zuverlässigsten in der Region, wenn man nicht in den Bayerischen Wald oder ins Fichtelgebirge fahren möchte. Und das, obwohl der höchste Punkt der Loipe auf einer Höhe von nur 600 Metern liegt. „Das Geheimnis unserer Loipe ist nicht die Höhe, sondern der Boden“, sagt Biebl. Denn unter dem Schnee befindet sich der Jura-Golfplatz. „Wir haben keinen Acker oder Schotter unter dem Schnee. Außerdem ist so ein Teil des Bodens gefroren. Das spielt uns auch in die Karten.“

Mit dem Golfclub herrscht eine Art Symbiose. Dort, wo die Golffahnen aus dem Schnee herausragen, wird die Umgebung mit rot-weißem Absperrband eingezäunt.Denn da ruht das Green der Golfer, ein höchst sensibler Bereich rund um die Löcher. „Wir müssen aufpassen, dass wir den Rasen nicht beschädigen“, sagt Biebl. Denn Wild-Skifahrer, die sich nicht an die gespurte Loipe halten, hatten in der Vergangenheit immer wieder Spuren auf dem Grün hinterlassen.

Viel Arbeit für den Verein

Gerhard Biebl ist stolz auf das neue Loipenspurgerät. Es wurde 2017 mit Hilfe des Landratsamts durch Fördermittel der Europäischen Union zum Teil bezahlt. Doch auf Sprit und Wartungskosten bleibt der Verein sitzen. Aus den Mitgliedsbeiträgen der etwa 45 Anhänger der Loipenfreunde lässt sich das nicht finanzieren. „Wir wollen keinen Nutzungsbeitrag verlangen. Deshalb sind wir auf die Spenden angewiesen“, sagt Biebl.

Die klassische Loipe ist schnell gespurt. Einmal in Form gebracht, halten die parallelen Furchen im Schnee den ganzen Tag. Bei der Skating-Strecke müssen die beiden Loipenmeister dagegen mehrmals täglich nachbessern. „Das ganze Projekt wäre ohne unser großartiges Team nicht machbar“, sagt Biebl. So unterstützen ihn Michael Märtl als Spurer, der Wirt Michael Meier, vor dessen Restaurant die Strecken starten und viele weitere ehrenamtliche Helfer des Vereins.

Es könnte ein langer Winter werden für die Neumarkter Loipenfreunde.„Wir sind nicht unbedingt auf weiteren Schnee angewiesen. Solange es kalt bleibt, können wir weiter spuren“, sagt Biebl. Er rechnet mit guten Loipenbedingungen bis Ende Februar. „Wenn man dem Wetterbericht glauben kann.“ Solange müssen die Golfer warten, bis sie wieder auf ihr unberührtes Grün treten können.

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