Natur
Das sind die Gesichter des Drachensees

Das Further Juwel beherbergt viele seltene und gefährdete Arten. Sie sind auch ein Auftrag an alle Seebesucher.

05.05.2021 | Stand 16.09.2023, 2:59 Uhr
Heribert Mühlbauer
Die Schlingnatter hat im Uferbereich des Further Drachensees ihr Revier. Sie steht in Bayern auf der Roten Liste der gefährdeten Arten – und sie ist nur eines von vielen besonderen Tierwesen am Stausee. −Foto: Heribert Mühlbauer

Im Rahmen des „Drachenseegeschnatters“ stellt uns Heribert Mühlbauer wieder einige „Gesichter des Drachensees“ vor. Er hat sie in der Ösbühler Bucht und vor allem in der Ökozone, dem ökologischen Herzstück des Drachensees in Furth im Wald, beobachtet und fotografiert. Seine fantastischen Nahaufnahmen geben Einblicke in eine schillernde Tierwelt.

Der Kuckuck gehört alljährlich zu den Brutvogelarten am Drachensee. Hier ist er meist von Mitte April bis Anfang August mit etwas Glück zu beobachten oder vornehmlich zu hören. Das Weibchen legt am Drachensee seine Eier einzeln vor allem in die Nester von Rohrsängern. Das Männchen wird öfter mit einem Sperber verwechselt, die gelbliche Iris, der gelbe Augenring und der gelbliche Schnabelansatz sind aber sehr gute Erkennungsmerkmale. Aktuell ist der Kuckuck bereits wieder am Drachensee angekommen.

Für den allseits bekannten Weißstorch ist der Bereich der Ökozone ein wichtiges Nahrungsbiotop. Als Brutvogel fühlt er sichin Furth im Waldund Eschlkam daheim. Zur Zugzeit – besonders im Juli und August – können oftmals Trupps mit bisweilen fast 100 Exemplaren rund um den Seebereich beobachtet werden. Durch den vollständig roten Schnabel und die roten Beine lassen sich dabei die Altvögel von den Jungstörchen unterscheiden. Der Weißstorch gilt seit jeher und immer noch als beliebter Frühlingsbote und Glücksbringer.

Ein seltener Gast brütet

Die Zwergdommel ist ein sehr seltener Gast am Drachensee und ein sehr seltener Brutvogel in Bayern. Zwei Nachweise bis zur Flutung des Sees in der Schilfzone der Ösbühler Bucht und einen Nachweis eines flüggen Jungvogels in der Ufervegetation derÖkozonekonnte Heribert Mühlbauer bisher erbringen. Die Zwergdommel ist mit einer Körpergröße von bis zu ungefähr 38 Zentimetern die kleinste europäische Reiherart.

Sie am Drachensee beobachten zu können, gehört für jeden Naturfreund zu den besonderen Glückserlebnissen. Der Drachensee ist nicht nur ein wichtiger Lebensraum für seltene und gefährdete Vögel, auch fünf Reptilienarten hat Heribert Mühlbauer bei seinen Untersuchungen bereits festgestellt: Zauneidechse, Waldeidechse, Blindschleiche, Ringelnatter und die seltene und in Bayern auf der Roten Liste stehende, stark gefährdete Schlingnatter. Sie ist ungiftig und etwa 60 bis manchmal 80 Zentimeter lang.

Am Drachensee sind die sonnigen und steinigen Uferbereiche, verbuschte Böschungen und Heckenbereiche ihr Revier. Hier ernährt sie sich in erster Linie von Eidechsen. Gut von der Kreuzotter unterscheidet sie sich durch die runde Pupille, das fehlende Zickzack auf dem Rücken und durch den dunklen Streifen, der sich durch das Auge zieht.

Noch ein Bewohner der Region: das Rotkehlchen. Infos darüber finden Sie in unserer Bildergalerie:

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Die größte einheimische Fledermaus auf der Jagd nach Nahrung

Stellvertretend für zehn bisher rund um den Drachensee schon festgestellte Fledermausarten steht der Große Abendsegler. Mit einer Größe bis zu fast neun Zentimetern und einer Flügelspannweite bis 40 Zentimetern ist er neben dem Großen Mausohr die größte einheimische Fledermausart. Kennzeichnend sind vor allem sein einfarbiges, rötlich-braunes Fell und die kleinen, fast dreieckigen Ohren.

Am Drachensee kann man ihn schon bei Beginn der Dämmerung im freien Luftraum bei seiner schnellen Jagd nach Insekten beobachten. Im Umfeld des Sees konnte er aber auch schon in Baumhöhlen nachgewiesen werden. Für Heribert Mühlbauer, der Fledermausschutz und - forschung bereits 1984 im Landkreis Cham gegründet und selbst bisher 16 Arten nachgewiesen hat, ist die Vielfalt an Fledermausarten ein weiterer Beweis für die hochrangige Schutzwürdigkeit von Bereichen des Drachensees.

Die Artenvielfalt schützen

Fast alle Besucher sind begeistert von der Vielfalt der Natur am Further Drachensee. Dieseauch für die kommenden Generationen zu erhalten, zu gestalten, aber auch in den gefährdeten Bereichen wie in der Ökozone zu schützen oder, wenn notwendig, auch zu verbessern, ist Aufgabe und Verpflichtung.

„Das erfolgreiche Volksbegehren für mehr und gefährdete Artenvielfalt in Bayern wurde von fast zwei Millionen Menschen unterstützt. Achten wir darauf, dass dieses großartige Votum pro Natur an unserem Drachensee nicht verwässert, sondern vorbildlich umgesetzt wird“, lautet Heribert Mühlbauers Aufruf.