Der Klaubauf und der Kletzensepp

Der Kalender zeigt an: Wir stehen mitten im Advent, und gleich heißt’s: Die 3. Kerze brennt.

10.12.2009 | Stand 16.09.2023, 21:09 Uhr

Regensburg.Die mundartnahe Aussprache des Fremdworts mit der Bedeutung ‚Ankunft (des Herrn)‘ lautet [å’pfent], weil die Lautkombination „dv“ zu „pf“ assimiliert wird. Advent – die „staade Zeit“. Als Kinder gingen wir in aller Früh – kalt war’s und noch stockfinster – in die Kirche zum „Engelamt“, zum „Rorate-Gottesdienst“. „Rorate coeli“, das heißt: „Tauet, Himmel (,… den Gerechten, Wolken regnet ihn herab“, wie der Text des Adventslieds aus Landshut fortfährt).

Das war Einstimmung auf Weihnachten. Und wie ist die „staade Zeit“ heute? „Jingle Bells“ dudelt es in den Kaufhäusern; der Beleuchtungswahn ist ausgebrochen; Lichterketten in aberwitzigen Formen erhellen Balkone, Dachkanten, Fassaden und Vorgärten; rot bemäntelte Männlein mit Zipfelmützen klettern an Strickleitern die Hauswände hinauf – Sinnentleerung, Verkitschung, Kommerzialisierung pur. Auch das Erscheinungsbild des Nikolaus hat sich verändert. Überall taucht der Weihnachtsmann auf. 1847 hat der Münchner Maler Moritz von Schwind für die Zeitschrift „Fliegende Blätter“ einen „Herrn Winter“ gezeichnet, mit Mantel, Zipfelhaube und einem kleinen Christbaum in der Hand. Dem amerikanischen Grafiker Haddon Sundblom könnte diese Zeichnung als Vorbild gedient haben, als er 1931 von Coca Cola den Auftrag bekam, für eine Werbekampagne einen Weihnachtsmann in den Hausfarben der Firma zu gestalten. Seine Figur schaut den Zwergen in Walt Disneys Film „Schneewittchen“ (1939) ziemlich ähnlich.

Unser altbayerischer Nikolaus ist das nicht. Der Heilige trägt als Bischof auf dem Haupt eine Mitra, nicht aber eine rote Zipfelhaube mit weißem Bommel dran, und in der Hand hält er einen Bischofsstab. In der MZ vom 5.12.09 wird berichtet, dass sich der Protest gegen die Weihnachtsmänner ausgeweitet hat, der vor einigen Jahren von zwei traditionsbewussten Männern ins Leben gerufen wurde.

Regensburg.Zum Nikolaus, zum „Niklo“ gehört sein Begleiter, der „Knecht Rupprecht“ und der „Krampus“ oder „Klaubauf“ (so genannt, weil er die Kinder aufklaubt, sie packt und in seinen Sack steckt). „Klaubauf, heb dein Sack auf, tua a Wurscht eini, na mog i aa eini.“ Krampusse, die nicht einen heiligen Nikolaus begleiteten, haben am 5. Dezember ihr Unwesen getrieben als Schreckgestalten: in Felle gehüllt, vor dem Gesicht eine hässliche Teufelsmaske mit Hörnern drauf. Man darf darin wohl eine Fortführung des vorchristlich-heidnischen Perchten-Brauchtums sehen. Ein nicht mehr geübter vorweihnachtlicher Brauch ist auch das „Klöckelbeten“ (,klöckeln‘ = anklopfen). Kinder zogen durchs Dorf, „klöckelten“ an den Häusern und sangen oder beteten. Zum Lohn gab es ein paar Münzen oder Kletzenbrot.

Im westlichen Teil Bayerns nennt man das Weihnachtsfrüchtebrot „Hutzelbrot“ oder „Hutzelzelten“. Verständlich ist „Hutzel“, weil die Früchte durch das Trocknen „verhutzeln“, also einschrumpfen und faltig werden. In der südlichen Oberpfalz, in Nieder- und Oberbayern heißt es „Kletzenbrot“. Die „Kletzen (Gläzn)“ sind getrocknete Birnen, Zwetschgen oder Feigen. Das Wort hängt zusammen mit mittelhochdeutsch „kloezen“ (spalten); größere Früchte mussten vor dem Dörren aufgeschnitten werden. In Anspielung auf Aussehen und Konsistenz von Dörrobst bzw. Früchtebrot bezeichnet man ein unmännliches, langweiliges, saft- und kraftloses Mannsbild als „Kletzen“, als „Kletzenbeni, -sepp(erl)“ oder als „Zelten“.