Zoo
Der Nürnberger Tiergarten hat einen neuen Tiger

28.08.2022 | Stand 15.09.2023, 3:52 Uhr
Tiger Manu lebt seit Donnerstag in Nürnberg. −Foto: Michael A. Döring / ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen

Der Nürnberger Zoo hat auf Empfehlung des Europäischen Zuchtprogramms EEP einen neuen männlichen sibirischen Tiger von der ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen übernommen.

Kater Manu wurde 2011 im Zoo von Budapest geboren. Von Mai 2013 an lebte er gemeinsam mit seinem Bruder Thrax in Gelsenkirchen, in der damals neu eröffneten Tigeranlage in der Erlebniswelt Asien. Nach der Ankunft in Nürnberg darf sich Manu eingewöhnen. Das Raubtierhaus bleibt während dieser Phase vorübergehend geschlossen. Sobald er gut in der neuen Umgebung zurechtkommt, wird er auch für Besucherinnen und Besucher zu sehen sein, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Löwin Aarany und Tigerin Katinka sind trotz der vorübergehenden Hausschließung in den Außenanlagen zu sehen.

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Anfang Juli hatte der Tiergarten das Männchen Nikolai an einen Zoo in Schweden abgegeben. Der Hintergrund des Tiger-Tauschs: Nikolai sollte im Tiergarten zusammen mit dem Weibchen Katinka für Nachwuchs sorgen und damit zum Erhalt dieser stark gefährdeten Tierart beitragen. Da die beiden nicht harmonierten, wurde jetzt getauscht – dies ist laut Stadt ein übliches Vorgehen im Rahmen der Erhaltungszucht.

Genetische Vielfalt wichtig

Erhaltungszuchtprogramme bedrohter Tierarten versuchen, Arten und Unterarten für zukünftige Generationen zu erhalten. EEPs haben das Ziel, über einen Zeitraum von 100 Jahren 95 Prozent der genetischen Information seiner Gründertiere zu erhalten und möglichst alle Gene gleichmäßig in der Population zu verteilen.

Die genetische Vielfalt ist für die Gesundheit und Überlebensfähigkeit einer Population wichtig, vor allem, wenn die Tiere oder ihre Nachkommen später ausgewildert werden sollen. Die Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Umweltbedingungen st von der genetischen Vielfalt innerhalb der Population abhängig.

Verpaarungsversuche blieben ohne Erfolg

Die Entscheidung, welche Tiere in welchen Zoos für Zuchtvorhaben in Frage kommen, trifft das EEP auf Basis wissenschaftlicher Kriterien. Nikolai und Katinka hatten genetisch gut zusammengepasst, nicht aber sozial. Über mehrere Monate wurden sie regelmäßig zusammengelassen. Die Verpaarungsversuche blieben aber ohne Erfolg.

„Dass die Zusammenführung und Zucht bei Raubkatzen nicht sofort klappt, ist nicht ungewöhnlich. Dabei kann es allerdings auch zu aggressiven Auseinandersetzungen kommen. In solchen Fällen ist ein Tausch der Kater oder der Katzen über das EEP ein übliches Vorgehen“, sagt Jörg Beckmann, Biologischer Leiter und stellvertretender Direktor des Tiergartens. „Wir hoffen, dass sich Manu und Katinka gut verstehen. Zucht ist unerlässlich für den Arterhalt.“

Große Raubtiere wie Tiger fungieren als sogenannte Schlussstein-Arten, die für die Stabilität ganzer Ökosysteme sorgen. Fehlen diese Arten, so kann es zu Kaskadeneffekten kommen, die das ganze System destabilisieren.

Amurtiger stark gefährdet

Sibirische Tiger, auch als Amurtiger bekannt, bilden eine Unterart der Tiger und gehören zu den größten lebenden Katzen der Welt. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) bewertet ihren Bestand als „stark gefährdet“. Sie geht davon aus, dass es in Russland, dem Hauptverbreitungsgebiet des Amurtigers, nur noch etwa 270 Tiere gibt, die sich fortpflanzen. Insgesamt gibt es aber wohl mehr Tiger als bislang angenommen: In ihren neuesten Erhebungen von 2021 geht die IUCN von einem Weltbestand aller Tiger-Unterarten zwischen rund 3700 und 5600 Tieren aus.