Der Oberpfälzer Seewolf segelt wieder

Wolfgang „Gangerl“ Clemens strandete mit seiner Yacht „Bavaria“ in der Südsee. Nach zwei Jahren Zwangspause bricht er zu neuen Abenteuern auf.

10.11.2009 | Stand 16.09.2023, 21:07 Uhr
Fritz Wallner

Regensburg/Roding.Wolfgang Clemens gehört zu Deutschlands erfahrensten Weltumseglern – auch wenn er keine dicken Wälzer über seine Reisen geschrieben hat. „Ich hab’ keine Zeit zur Selbstvermarktung“, sagt der gebürtige Niederbayer im MZ-Interview. Seit 23 Jahren war er mit seiner selbst gebauten „Bavaria“ auf allen Meeren unterwegs, hat kilometermäßig sechsmal die Welt umrundet. Aus dem südlichen Afrika trampte er durch 30 Länder in die Oberpfalz, weil er Heimweh hatte – und landete dabei zweimal im Gefängnis.

Ein schwerer Schicksalsschlag war die Strandung der „Bavaria“ auf der Seychellen-Insel Marianne. Ein Ankerschäkel war gebrochen, das Boot wurde vom Wind an Land gedrückt und von den Wellen in den Felsen zertrümmert. Zuerst war der Gangerl am Boden zerstört. Heute kann er wieder lachen. „Was soll’s, das Leben muss weitergehen. Ich will schließlich noch was erleben.“

Sein Alter merkt man Wolfgang Clemens nicht an. 68 Jahre alt ist er mittlerweile, hat eine Bandscheiben- und eine komplizierte Krampfadernoperation hinter sich. Zum MZ-Interview kommt er braun gebrannt. Er war gerade auf einem „Kurztrip“ durch Usbekistan, Kirgistan, Kasachstan, China und Afghanistan. Er traf auch Taliban. „Das waren nette Leute, nicht so blöd wie die Al-Kaida-Taliban“, sagt er.

Mittlerweile hat er in Kenia wieder eine Yacht liegen – eine Dufour 35 classic, „Bavaria II“ genannt. Im Dezember sticht der Weltenbummler mit Chartergästen in See – schließlich braucht die Bordkasse etwas Auffrischung. Es geht zunächst nach Tansania und Sansibar, dann nach Madagaskar und schließlich über die Malediven ab Januar 2011 nach Thailand. Seit fast 20 Jahren spukt ihm ein Traum im Kopf herum: Er will nach Alaska, ins ewige Eis segeln. Ob sich dieser Plan mit der „Bavaria II“, einem wesentlich kleineren Schiff als die selbst gebaute „Bavaria“ verwirklichen lässt, das weiß der Seewolf selbst noch nicht.

Zu seinen waghalsigsten Unternehmungen in den vergangenen Jahren zählen seine dreijährige Reise durch Afrika und sein Besuch im Himalaja, wo er, wie er versichert, den Schneemenschen „Yeti“ gesehen und mit seiner Videokamera gefilmt hat.

Obwohl er eigentlich wegen der vielen Vorbereitungsarbeiten gar keine Zeit hat, wird „Gangerl“ Clemens für die Mittelbayerische Zeitung zwei Multivisions-Vorträge über seine beeindruckendsten Abenteuer auf den Meeren und fernen Kontinenten halten.

Der erste mit dem Titel „Afrika – der schwarze Kontinent“ findet bereits morgen um 19 Uhr in der Gaststätte Dorfheim in Oppersdorf (Gemeinde Lappersdorf, Telefon 0941/87808) statt. Eine Woche später, am 19. November, erzählt der Weltumsegler ebenfalls in Oppersdorf von seinem Besuch in Nepal, Bhutan und im Lande des Dalai Lama in Tibet sowie vom Yeti.