Brauchtum
Der richtige Dreh fürs „Kaichl“

Der Gartenbau- und Ortsverschönerungsverein organisierte mit den Strahlfelder Kaichlbäckerinnen einen Backkurs.

21.02.2017 | Stand 16.09.2023, 6:34 Uhr
Jakob Moro
Das Ausziehen der Küchel – da ist Konzentration gefragt. −Foto: rjm

Zur Faschingszeit werden „Kaichl“ gebacken. Sie sind so groß wie ein Handteller und in der Mitte gelb, und dünn. Außenrum ist ein knuspriger Ring. An Fasnacht backe man Küchl, heißt es bereits 1579 in der Oberpfalz. In Strahlfeld beim Schellerlhof ist belegt, dass dort zumindest 1792 Küchl gebacken wurden. Das köstliche Fosnacht-Schmalzgebäck, ehedem ein luxuriöses „Zeitgebäck“ gibt es heute alle Tage in Bäckereien, doch so gut wie daheim bei Muttern schmecken diese Küchel aus den Bäckereien nie und nimmer. Küchel gibt’s traditionell zu Fasnacht, zu Kirchweih und zu Erntedank. Bei Familienfesten, wie Hochzeiten und Taufen dürfen selbst gebackene Küchel ebenso wenig fehlen, wie bei besonderen Geburtstagen.

Aber wie bäckt man Küchel, dies wollten junge Frauen einmal ganz genau wissen. Der Gartenbau- und Ortsverschönerungsverein Strahlfeld griff dieses Thema auf und organisierte mit Heidi Kropf, Roswitha End und Anneliese Hofbauer, alles erfahrene Strahlfelder Küchelbäckerinnen, einen Backkurs in der Schulküche des Klosters.

Je nach Landstrich heißen sie „Kaichl“, mal „Küchel“ oder wie im Fränkischen „Auszogne“. Früher als die Landbevölkerung noch gerne deftiger aß, wurde statt Butterschmalz, Schweineschmalz genommen. Jede Bäckerin hatte ihr eigenes Rezept, das sie gerne für sich behielt. Nicht so die drei Strahlfelder Frauen, ihnen ist es wichtig, dass auch die Nachkommen gute Küchel-Bäckerinnen werden.

Notwendig ist ein guter einfacher Hefeteig. Und so in etwa wird’s gemacht: Die Butter bzw. Margarine wird erwärmt, Milch dazugegeben, bis alles lauwarm ist. Die Hefe wird eingerührt. Dann kommt Mehl, Eier, Zucker und Salz dazu. Dann wird der Mischung von Butter-Milch-Hefe noch Mehl dazugegeben und solange geknetet bis der Teig sich von der Schüssel löst. Anschließend werden Stücke aus dem Teig gestochen und zu Kugeln geformt. Diese werden auf einen bemehlten Tisch gelegt und mit einem Tuch zugedeckt. Die Teigstücke müssen etwa 45 Minuten an einem warmen Ort „gehen“.

Wichtig ist, dass das Zimmer gut warm ist und keine Zugluft aus einem geöffneten Fenster kommt. Nach dieser Zeit des Wartens werden die Teigkugeln flach gedrückt und dann mit den Fingern zu kleinen Küchlein ausgezogen. Ein dicker Rand und dünn in der Mitte, dies ist wichtig, damit die Küchel anschließend nach dem Ausbacken eine schöne Form bekommen. Sie werden anschließend in einem Topf in heißen Butterschmalz oder Pflanzenfett raus gebacken.

Heidi Kropf, Roswitha End und Anneliese Hofbauer hielten für die backfreudigen Damen so manchen wertvollen Tipp bereit. An diesen Samstagnachmittag durfte jede Teilnehmerin ihr Können beim Ausziehen unter Beweis stellen. Vorsichtig wurden die ersten Küchel ins Fett gelegt und sofort wölbte es sich in Form. Mit Gabel und Löffel wurde ein Küchel nach dem anderen auf die „Rain“ gelegt, um abzutropfen. Nach rund zwei Stunden ging’ s ans „Probieren“. Die frischen Kaichl schmeckten allen.