Engagement
Der Sozialpass kommt in Schwung

Der Landkreis hat jetzt die Schaffung von Vergünstigungen für Benachteiligte aufgelegt. Die Nachfrage kann sich sehen lassen.

07.03.2019 | Stand 16.09.2023, 5:52 Uhr
Walter Schießl

Der Landkreispass wurde schon fast 400 Mal beantragt. Foto: Landratsamt-Gamez

Der Auftakt ist gemacht. Der Landkreispass für sozial Schwächere, die in Einrichtungen des Landkreises und der Stadt Vergünstigungen erhalten, gilt seit Freitag. Schon 390 Landkreis-Bürger hatten das Papier seit Anfang Januar beantragt, für Landkreis-Pressesprecher Hans Fichtl ist das ein guter Start. „So kann es weitergehen“, ließ er in einer Pressemitteilung wissen. Für den Sozialpass wurde eine zweijährige Pilotphase beschlossen.

Dabei war die Aktion lange Zeit im Landkreis strittig. Die Stadt Regensburg führte die Vergünstigungen für sozial Benachteiligte schon 2015 ein. In den vergangenen vier Jahren hatten 7000 Städter diese beantragt und somit dann Ermäßigungen für Eintritte in das Westbad, die Musikschule, Museen oder das Stadttheater erhalten. Längere Zeit waren in Fraktionen im Landkreis aber unterschiedlicher Auffassung über die Notwendigkeit eines Sozialpasses, der auch einen Rabatt beim Öko-Ticket vorsah, mit dem man durch den Landkreis die Busse und Züge benutzen kann.

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Erneut aufs Tapet kam das Vorhaben dann bei einer Sitzung der Gesellschaft für Nahverkehr im vergangenen Jahr, wobei sich die bunte Koalition mit den Freien Wählern, der SPD, den Grünen, der FD und der ÖDP zunächst „nur“ auf eine Ermäßigung beim Öko-Ticket von 30 Prozent festlegte. Das aber lief der CSU zuwider, die für 50 Prozent plädiert hatte, um die Landkreis- und die Stadtbürger gleichzustellen. „Das hätte je bedeutet, dass ein Pentlinger für das Öko-Ticket mehr zu zahlen gehabt hätte als beispielsweise ein Oberislinger, der ja zur Stadt Regensburg gehört“, hatte der CSU-Fraktionssprecher Christian Kiendl aus Schierling damals wissen lassen. Schließlich kam es im Kreisausschuss dann doch noch zur Einigkeit darüber, auch den Landkreisbürgern, die 50 Prozent für das Öko-Ticket für die Tarifzonen 1 bis 5 zu gewähren.

Akzeptanzstellen melden

Seit Januar kann der Sozialpass im Landkreis beim Sozialamt beantragt werden. Das haben nach Auskunft der Behörde bereits an die 400 Bürger gemacht, 6500 der sozial schwächer gestellten gibt es, dazu gehören unter anderem Grundsicherungsempfänger, Empfänger von Hilfe zur Pflege oder von Wohngeld und Kinderzuschlag sowie von Arbeitslosengeld.

Neben dem 50 Prozent für das Öko-Ticket gibt es ebenfalls eine 50-prozentige Ermäßigung bei den Kursen der Volkshochschule Regensburger Land. Weiter konnten bereits 29 Akzeptanzstellen gewonnen werden, unter ihnen der Regensburger Verkehrsverbund, die Volkshochschule Regensburger Land, der Naherholungsverein oder das Stadttheater Regensburg, so lässt die Landkreis-Pressestelle weiter wissen.Es kämen ständig neue Akzeptanzstellen dazu, so dass das Angebot zur Teilhabe am vielfältigen sozialen und kulturellen Leben für die bedürftigen Bürgerinnen und Bürger kontinuierlich zunehme und immer attraktiver werde, teilt der Pressesprecher weiter mit.

Allerdings ist die Zahl der Akzeptanzstellen überwiegend mit Regensburger Einrichtungen bestückt, aus dem Landkreis sind einzig der Markt Kallmünz sowie der dortige Verein für Naherholung mit von der Partie, beide gewähren Ermäßigungen bei Führungen, beim Jahresbeitrag der Marktbibliothek sowie bei der Übernachtungsgebühr auf dem Zeltplatz Zaar.Die restlichen Akzeptanzstellen sind in der Stadt Regensburg angesiedelt, wo unter anderem vergünstigte Eintrittspreise bei Konzerten, bei Dultbesuchen oder bei Museen geboten werden. „Natürlich können bei uns weitere Akzeptanzstellen gemeldet werden“, lässt Pressesprecher Hans Fichtl weiter wissen.

„Das war ein guter Start“, Hans Fichtl,Landkreis-Pressesprecher

Teilhabe für die Schwächeren

Das Öko-Ticket berechtigt eine Person in einem Monat zu beliebig vielen Fahrten in den Bussen und Zügen des RVV-Gebiets innerhalb der jeweiligen Tarifzone. Das Öko-Ticket ist gültig von Montag bis Freitag ab 9 Uhr, am Wochenende entfällt die zeitliche Beschränkung. Die Preise liegen zwischen 34 Euro (Zone 1) und 56 Euro (Zone 5) ohne die Vergünstigungen.

Von den Preisnachlässen profitieren die sozial schwächeren Bürger. Allerdings, so sagt die seit eineinhalb Jahren arbeitslose Silvia Bernreither aus Wörth, jeden Monat werde sie sich auch das verbilligte Öko-Ticket nicht leisten können. „Ich muss Geld sehr genau einteilen“, erklärt die Alleinerziehende, die es aber schon als großen Vorteil ansieht, dass für Leute, die es schwieriger im Leben haben, finanzielle Vergünstigungen gewährt würden. „Es ist schon ein Unterschied, ob ich für mein Kind den ganzen Eintrittspreis bei einem Konzert zahlen muss – oder doch nur die Hälfte“, sagt sie. Aber zwei- oder dreimal im Jahr werde sie schon versuchen, das Öko-Ticker zu kaufen, auch wenn das Geld dann an anderer Stelle wieder fehlen werde.

Sozialpässe gibt es inzwischen in fast allen Städten und Landkreises in der Bundesrepublik. Die finanziell schwächer gestellten Bürger können dort – wie jetzt auch im Landkreis Regensburg – einige Vergünstigungen im Busverkehr oder bei günstigeren Eintritten in Freizeiteinrichtungen, Konzerten oder bei Kursen Angebote nutzen. Das soll ein Baustein für die gesellschaftliche Teilhabe der Schwächerein sein.

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