Handball
Der Verband zeigt ESV die kalte Schulter

Wochenlange Hängepartie ohne Happyend: Das Männerteam darf nicht in die Landesliga aufrücken und ist kein „Härtefall“.

16.06.2020 | Stand 16.09.2023, 4:54 Uhr
Gerd Winkler
Am 1. März besiegte der ESV (M., Steve Müller) im BOL-Derby die SG II 25:24. Nun trennen sich die Wege: Die SG steigt in die Landesliga auf. −Foto: Brüssel/Brüssel

Neuerlicher Nackenschlag für Handball-Bezirksoberligist ESV 1927 Regensburg: Im April 2018 fehlten den Eisenbahnern zwei Zähler gegenüber der U 21 von Bundesligist HC Erlangen, voriges Jahr erneut deren zwei auf dem TV Erlangen-Bruck II, um den Aufstieg in die Landesliga zu realisieren. Jetzt hat der Bayerische Handballverband (BHV) den ESV ausgebremst: Nach einer siebenwöchigen Wartezeit trudelte nun die Ablehnung des Antrags ein, per Härtefallklausel als Tabellenzweiter hinter „Quotientenmeister“ SG Regensburg II eine Klasse nach oben zu klettern.

Am 23. April hatte der BHV via Rundschreiben betroffenen Vereinen, ähnlich wie der Deutsche Handballbund (DHB) für die Ligen eins bis drei, eine Perspektive eröffnet: „Bei Härtefällen in Bezug zu Meisterschaften und Aufstieg in eine höhere Spielklasse bitten wir um Geduld.“ Die Hoffnungen der ESV-Verantwortlichen wurden zusätzlich genährt, als zwischenzeitlich das abgeschlagene Landesliga-Nord-Schlusslicht HSG Freising-Neufahrn den freiwilligen Rückzug in die BOL ankündigte. Der BHV hatte nämlich im Rundschreiben betont: „Bei Änderungen in den Ligen versuchen wir, die Härtefälle in Bezug zum Aufstieg zu berücksichtigen.“

Während in der Bayernliga das zweitplatzierte „Quotientenopfer“ HaSpo Bayreuth nach dem Verzicht von zwei Drittligisten vom DHB folgerichtig durchgewinkt wurde, bleibt derweil dem ESV der Aufstieg verwehrt. Damit gehen ab September nun 31 Landesligisten in der Gruppe Nord und Süd an den Saisonstart. Heißt: In einer Liga lassen 15 Teams das geharzte Leder durch die Reihen laufen, so dass an den 30 Spieltagen jedes Wochenende eine Mannschaft spielfrei ist.

In der gefühlt ewig dauernden Hängepartie hat sich der BHV wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Am 3. Juni hat die Mittelbayerische bei „Vizepräsidentin Spielbetrieb“ Ingrid Schuhbauer telefonisch nachgefragt, wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist. Schuhbauer eierte nur herum, verwies mehrfach auf den für den Spielbetrieb auf Verbandsebene nicht zuständigen Bezirksvorsitzenden Lothar Rauscher. Rauscher seinerseits verwies indes logischerweise auf den Verband. Zwei Tage später fragte Sven Wirth, zuständig für den Spielbetrieb im Bezirk Ostbayern, bei Schuhbauer nach – die Antwort laut Wirth: „Ich weiß nichts von einem Härtefallantrag des ESV.“

Nun traf die E-Mail von BHV-Präsident Georg Clarke ein, die (zurecht) für Frust sorgt: „Das Präsidium hat in seiner Sitzung am 12. Juni ausführlich geprüft und kann mehrheitlich dem Antrag nicht zustimmen.“ Just an diesem Freitag fragte ESV-Teammanager Martin Kuttenberger gegen 20 Uhr bei Schuhbauer nach, wie der Stand der Dinge ist. „Mittlerweile wird mein Ehrenamt zeitlich gesprengt“, klagte die Vizepräsidentin Spielbetrieb zunächst und gab Kuttenberger zur Antwort: „Das Gremium kommt am Samstag zusammen.“

Der Ärger von Trainer Bernie Goldbach ist daher berechtigt: „Das hat den Anschein, dass gar nicht debattiert worden ist“. Im Gespräch mit der Mittelbayerischen sagte Clarke, dass man sich von 18 bis 20 Uhr mit dem Thema beschäftigt habe. Die Absage begründete Clarke mit dem Hinweise, dass „in weiteren Ligen des BHV und der Bezirke es zu durchaus knapperen Entscheidungen durch die Quotientenregelung kam“. Auf Nachfrage räumte er ein, dass der ESV in Bayern der einzige Verein ist, der den Antrag gestellt hat. Den Hinweis, dass durch Regensburgs Aufstieg niemand einen Nachteil hätte, kommentierte Clarke nicht.

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