Beendigung
Der Wanderverein ist Geschichte

Niemand wollte die Nachfolge von Karl Kemether antreten. Jetzt gibt es den Hohenschambacher Verein nicht mehr.

26.11.2021 | Stand 15.09.2023, 22:59 Uhr
Paul Neuhoff
Vorsitzender Karl Kemether, Maria Paulus und Resi Schoierer (von rechts) wurden in der Versammlung geehrt. Links im Bild ist Bürgermeister Herbert Tischhöfer. −Foto: Paul Neuhoff

„Seit heute, 20. November, um 19.50 Uhr gibt es die Wanderfreunde Hohenschambach nicht mehr.“ Mit diesen Worten des Hemauer Bürgermeisters Herbert Tischhöfer in der Generalversammlung des Vereins im Gasthof zur Post endete am Samstag eine fast fünfzigjährige Tradition. Zuvor hatte Vorsitzender Karl Kemether bei den anwesenden Vereinsmitgliedern nochmals ohne Erfolg um eine neue Vorstandschaft geworben, um damit eine Auflösung zu verhindern. Wie die Mittelbayerische bereits berichtete, hatte sich das Ende des 1973 gegründeten Vereins schon seit längerer Zeit abgezeichnet. Niemand wollte die Nachfolge von Karl Kemether antreten, der über dreißig Jahre an der Spitze stand und aus Altersgründen aufhören wollte. Auch das Interesse am Vereinsziel, dem gemeinsamen Wandern, habe bei den Mitgliedern im Laufe der Jahre stark abgenommen, so Kemether.

Zu Beginn der Versammlung konnte der Vorsitzende neben den etwa zwanzig Vereinsmitgliedern auch Bürgermeister Herbert Tischhöfer und dessen Vorgänger, Altbürgermeister Johann Pollinger, begrüßen. Die Berichte von Schriftführerin Resi Schoierer und Kassiererin Maria Paulus zu den letzten beiden Jahren waren kurz und unspektakulär, da sich, auch coronabedingt, wenig Bemerkenswertes ereignet hatte. Nach den Berichten übernahm der Bürgermeister das Prozedere zur Auflösung des Vereins. Zuvor würdigte das Kommunaloberhaupt noch die Arbeit der Vorstandschaft in den zurückliegenden Jahren. Auch wenn ihn das Ende eines weiteren Vereins, der das Dorfleben Jahrzehnte mitgeprägt habe, traurig stimme, seien die Vorzeichen für ein Aus erkennbar gewesen. Tischhöfer gab aber auch zu bedenken, dass sich die Zeiten geändert hätten. Man sei jetzt viel mobiler und vernetzter als in den 1970er Jahren. Auch das Wandern sei individueller geworden, was unter anderem ein Grund für das Sterben von Wandervereinen sei.

Wie Tischhöfer den Gästen erläuterte, müssten laut Vereinssatzung 75 Prozent der Mitglieder einer Auflösung zustimmen. Durch die Anzahl der Anwesenden war diese Voraussetzung erfüllt. Alle 19 Mitglieder stimmten letztendlich dem Ende des Traditionsvereins zu. Karl Kemether und Maria Paulus erklärten sich auf Vorschlägen aus der Versammlung heraus dazu bereit, den Verein als Liquididatoren satzungsgemäß aufzulösen.

Das Vereinsvermögen in Höhe von knapp siebentausend Euro fällt nach dem Regelwerk der Stadt Hemau zu. Diese muss das Kapital wiederum entsprechend der Satzung für soziale Zwecke nutzen. Im Verlauf der Versammlung wurden Karl Kemether, Resi Schoierer und Maria Paulus noch für ihr jahrelanges Engagement geehrt. Mit der Versicherung des Bürgermeisters, der aufgelöste Verein würde einen festen Platz in der Stadtchronik erhalten, endete die denkwürdige Versammlung. (lpn)