Kurioses
Die Glücksschweine von Nittenau

Der Urlauberhof Dirnberger hat seinen Streichelzoo um zwei putzige Rüsseltiere erweitert. Täglich sorgen sie für Staunen.

31.12.2016 | Stand 16.09.2023, 6:32 Uhr
Johann Dirnberger mit den beiden Microschweinen Wilma und Betty. Sie sind die jüngsten Attraktionen auf dem Biobauern- und Ferienhof in Muckenbach. −Foto: Rieke

Manch Autofahrer, der häufiger auf der Walderbacher Straße durch Muckenbach unterwegs ist, wird sich in den letzten Wochen und Monaten möglicherweise verwundert die Augen gerieben haben. Denn er könnte einem groß gewachsenen Spaziergänger mit Zwirbelbart und Hut begegnet sein, der zwei ungewöhnliche Begleiter Gassi führt: zwei sogenannte Microschweine.

Der Durchreisende ist in der Tat keiner Sinnestäuschung erlegen, welche vielleicht auf einen Ausflug der Geister von Burg Stockenfels zurückzuführen wäre. Den Spaziergänger mit den drolligen Rüsseltieren gibt es nämlich wirklich, und er ist sogar in Muckenbach zuhause. Es handelt sich um Johann Dirnberger, den Biolandwirt und Betreiber des Fünf-Sterne-Ferienhofes.

Mini-Pigs heißen Wilma und Betty

Tiere an sich sind bei Familie Dirnbergers schon aufgrund ihrer langen Tradition in der bäuerlichen Landwirtschaft, die sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, alles andere als eine Seltenheit. Und neben der Nutztierfraktion der Rinder, die früher oder später zum Schlachter wandern, gibt es die Gruppe der Streichel-Lebewesen, denen am Dirnberger-Hof quasi das ewige Leben auf Erden garantiert ist. Ponys zählen ebenso dazu wie die Gänse Gustav und Gisela – und seit rund eineinhalb Jahren eben die Mini-Pigs, welche Betty und Wilma getauft wurden.

Die Anschaffung geht auf eine Idee von Tochter Franziska zurück. Die 21-jährige Hotel- und Tourismusmanagerin war von klein auf von Schweinen fasziniert, vor allem von den ganz kleinen, die man, so hatte sie in einer Zeitung gelesen, wie Haustiere halten kann. Als ihr dann eine Tante auch noch ein Buch schenkte, in dem die Intelligenz des Borstenviehs gepriesen wurde, war für sie endgültig klar, dass die meisten doofen Sprüche über Schweine nicht nur grundverkehrt sind, sondern dass sie selbst irgendwann in den Besitz solcher Tiere im Kleinformat kommen wollte. Von Geburtstag zu Geburtstag lag sie ihren Eltern mit diesem Herzenswunsch in den Ohren – und in schöner Regelmäßigkeit blockten die aber ab. Tiere (und damit Arbeit) gab es am Dirnberger-Hof schon genug, sind doch darüber hinaus fast das ganze Jahr über auch Feriengäste zu versorgen.

Nach nur einem Tag stubenrein

Welcher Vater aber kann auf Dauer seiner bezaubernden Tochter schon widerstehen? Als Franziska den Durchbruch geschafft hatte, erklärten sich gute Freunde bereit, mit ihr bei einem Züchter in Österreich zwei Microschweine auszusuchen – die Geschwister Betty und Wilma. Das war 2015, und Franziska Dirnberger schickte sich an, ihre Lieblinge umgehend zu domestizieren. Das sollte ihr schneller gelingen, als man es für möglich halten würde. Binnen eines Tages waren sie stubenrein! Dass Betty und Wilma alles andere als dumm sind, zeigte sich auch alsbald auf den Spaziergängen. Die Bäume mit den saftigsten Äpfeln finden die Schweinderl blind.

Letztlich wurde Vater Dirnberger aber doch in seiner Einschätzung bestätigt, dass der tierische Familienzuwachs irgendwann auch an ihm und seiner Frau hängenbleiben würde. Franziska hat nämlich, um praktische Erfahrung auf ihrem Fachgebiet zu sammeln, einen Job in München angenommen. Und die anspruchsvolle Tätigkeit in einem renommierten Vier-Stern-Hotel lässt ihr nur wenig Zeit; selbst an den Feiertagen war sie quasi nur einem Sprung zuhause.

Doch Johann Dirnberger hat aus der „Not“ längst eine Tugend gemacht. Die Ausflüge an den Regen mit Wilma und Betty bereiten ihm Freude, garantieren sie ihm doch neben Bewegung und frischer Luft doch auch ein bisschen Zeit, um über dieses und jenes nachzudenken. Dazu waren die Dirnbergers in der Vergangenheit oft genug gezwungen, um durch richtige Weichenstellungen die Zukunft zu sichern. Der Hof sei immer einem Wandel unterworfen gewesen, berichtet der Besitzer. Die Suche nach alternativen Erwerbsquellen sei existenziell gewesen. Von Milchwirtschaft haben sich die Dirnbergers schon lange verabschiedet; stattdessen setzen sie seit 2002 auf die Haltung von Mutterkühen und die Produktion von Rindfleisch in Bioqualität. 1993, also vor bald 25 Jahren, stiegen sie mit„Urlaub auf dem Bauernhof“ ins Tourismusgeschäft ein.Sukzessive wurde dieses Standbein ausgebaut. Ob zur 5-Sterne-Wohnung „Taubenschlag“ noch weitere Unterkünfte dieser Kategorie hinzukommen? Johann Dirnberger will nichts ausschließen. Aber die nächsten wesentlichen Entscheidungen träfen nicht mehr er und seine Frau – sondern die jüngere Generation. An Glück sollte es ihr dabei schon wegen Betty und Wilma nicht fehlen.

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