Rot verändert Bayernligaspiel
Die Jahn-U-21 scheitert an Gebenbachs Beton

01.05.2023 | Stand 15.09.2023, 0:21 Uhr
Gerd Winkler
Alles versucht, nichts gewonnen: So lief das Spiel für die Jahn-U-21 (hier Christian Schmidt/Bildmitte) gegen Gebenbach. −Foto: Nickl

Sepp Beller, sportlicher Leiter des abstiegsbedrohten Fußball-Regionalligisten DJK Vilzing, hatte nach 63 Minuten genug gesehen und verließ den Kaulbachweg. In der Halbzeit der Bayernliga-Partie zwischen der U21 des SSV Jahn und Spitzenreiter DJK Gebenbach, das die Gäste mit 2:1 (2:1) für sich entschieden, gab Sepp Beller zu Protokoll, er sei aus zweierlei Gründen hier: „Gebenbach kann ein Relegationsgegner werden, ich habe die heuer noch nicht gesehen.“

Überdies habe er die Reise angetreten um natürlich den Jahn zu sehen: „In der U21 sind einige interessante Spieler dabei, die irgendwann für Vilzing interessant sein können.“

Rot verändert das Spiel

Bei diesen beiden Erkenntnissen blieb es nicht, Neuland kam dazu. Als Gebensbachs Fabian Vogl an alter Wirkungsstätte wegen eines überharten Einsteigens Rot (42.) sah, bekam Vilzings sportlicher Leiter gefühlt eine andere Sportart zu sehen: Feldhandball, in dem 1972 der letzte deutschen Meister ermittelt wurde.

Gebenbach igelte sich fortan ein, die U21 hatte nun ein vielbeiniges Bollwerk vor sich. Die Youngster versuchten mit einer Flut an teils zweiminütig andauernden Querpässen die Festung zu knacken. Immer wieder suchte der Jahn den Weg durch die Mitte. Im Handball ist gegen einen massierten Block bisweilen ein probates Mittel, sich über die Außenpositionen durchzusetzen. Allerdings waren Regensburgs Flügel unbesetzt, Versuche, die Abwehr von der Grundauslinie auszuhebeln: Fast keine.

Es bot sich ein skurriles Bild: In der zweiten Halbzeit kam der Jahn wohl auf 95 Prozent Ballbesitzanteil, teilweise standen sogar die Innenverteidiger Paul Gebhard und Amiro Amadou fast 20 Meter in der gegnerischen Hälfte. Gebenbach war darauf aus, die 2:1-Pausenführung – Timo Kohler (3.) und Johannes Scherm (24.) hatten getroffen, Jonas Bauer glich zwischenzeitlich aus (17.) – ins Ziel zu retten.

Gelegentlich kamen die Gäste über die Mittellinie, nur dreimal kam das Leder in den Jahn-Strafraum: Nach einer Flanke an den Fünfmeterraum (61.), per Freistoß aus 18 Metern (85.) und einem weiteren Standard aus 25 Metern (90.+4.).

Freilich lag der Ausgleich angesichts der erschlagenden Dominanz in der Luft: Steckpass zu Christian Schmidt, Keeper Christoph Lindner war beim Eins-gegen-Eins nicht zu überwinden (53.). Schmidt zog an der Strafraumgrenze ab – geblockt von einem Abwehrbein (58.). Luis Bezjak von links – der spitze Winkel kam Lindner zugute (60.). Steckpass zu Jannik Graf, Lindner war zur Stelle (64.). Schmidt zog vor dem Sechzehner ab – Latte (76.). Von nun an war der Jahn mit seinem Latein am Ende: Der Beton, den Gebenbach angerührt hatte, war offensichtlich verfestigt. Derweil quittierte Paul Gebhard wegen eines heftigen Fouls Rot (90.+1).

Jahn-Serie endet

Am Ende jubelte Gebenbach über den Fortbestand der Tabellenführung, unterdessen ist für die U 21 die Serie von zehn unbesiegten Spielen beendet. Zumindest beträgt der Vorsprung vor dem Nachholspiel am Mittwoch in Donaustauf auf die Abstiegszone weiterhin fünf Punkte. Die DJK erwartet am Samstag den Sechzehnten Großbardorf und kann nebenbei Schrittmacherdienste für die Regensburger betreiben.

SSV-Coach Christoph Jank bilanzierte ungläubig: „Wir haben alles probiert: mit Kombinationen durchs gegnerische Zentrum, mit Flanken und Fernschüssen. Es fehlte nicht viel, um das Tor zu erzielen.“ Schulterzuckend fügte Jank an: „Das Zweikampfverhalten war gut, das Positionsspiel war gut, das Pressing war gut und die Restverteidigung in der zweiten Halbzeit war gut.“

Währenddessen amtete Gebensbachs Kai Hempel tief durch: „Es war eine extrem schwierige Situation nach der roten Karte.“ Es sei noch mehr Improvisation gewesen als ohnehin, jetzt mussten drei offensive Leute in der Viererkette und auf der Sechs aushelfen. Die Mauertaktik sei aufgegangen: „Wir mussten uns auf dem riesigen Spielfeld gegen diese spielerisch gute Mannschaften zurückziehen, dem Gegner so wenig Räume wie möglich geben.“