Kolumne
Die nackten Rothäute vom Lusen-Wald

Um Manitus willen: Wie kurios ein Wanderausflug im Bayerwald sein kann, hat ein MZ-Reporter am eigenen Leib erfahren.

20.09.2016 | Stand 16.09.2023, 6:47 Uhr
Daniel Haslsteiner
Im Wald unterhalb des Lusen-Gipfels lauern allerhand Schrecken aus arglose Wandersleut – etwa nackte Indianer. −Foto: dpa

Die Geschichte klingt nach Lagerfeuer-Mär, aber sie hat sich wirklich zugetragen: großes Indianer-Ehrenwort. Ich habe drei Wilde im Wald unterm Lusengipfel getroffen. Schon von weitem drang ihr Kriegsgeheul durch das Gehölz: „Woo – woo – woo“. Und tatsächlich, aus der nächsten Kurve kamen drei kriegsbemalte, lederbewamste und kopfgefederte Bleichgesichts-Indianer. Ein Schamane und seine beiden Squaws. Viele Monde hatten sie, ihrer Gesichtsmusterung nach, schon gesehen. Da mein Altvorderer gern mit Fremden ins Gespräch kommt, fragte er das kuriose Trio gleich nach ihrer Stammeszugehörigkeit. Komantschen , Apachen? Nein, sie seien „die Erinnerung an die ermordeten Ureinwohner“, wurden wir aufgeklärt. Nachdem der (offensichtliche) männliche Kopf des Trios im langen Monolog alle unsere Klarheiten über den Lebenssinn, etc. pp. beseitigte, war es für das Trio an der Zeit, uns Wandersleut’ wohl endgültig um den Verstand zu bringen. Eine Handbewegung des Indianer-Gockels und plötzlich standen die kriegsbemalten Begleiterinnen nur in ihrer „Rothaut“ vor uns sprachlosen Gesellen und wollten uns mit einem Stammestanz beglücken. Wie lange doch Sekunden dauern können, bis zur erlösenden Flucht den Berg hinab. Erkenntnis: Bei manchen Begegnungen sollten Bleichgesichter einfach schweigend vorbeiziehen.

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