Benefizturnier
Die Stars waren beim Bananenflanker-Budenzauber nur das Vorspiel

16.01.2023 | Stand 15.09.2023, 2:01 Uhr
Das Einlagespiel der Bananenflanken-Profis sorgte einmal mehr für maximale Emotion in der Donau-Arena. −Foto: Christian Brüssel

Wenn die Bananenflanker in ihrer Bude, sprich Donau-Arena, zaubern, dann hat das Turnier stets zwei Phasen: Eine vor und eine nach dem Einlagespiel. So auch bei der dritten Auflage: Die Traditionsmannschaft des TSV 1860 München reckte am Ende zwar den Siegerpokal in die Höhe, am meisten aber verzauberten die 2309 Zuschauer und die Kicker-Prominenz die 45 Minuten nach der Vorrunde, als die geistig beeinträchtigten Kinder und Jugendlichen zeigten, was sie können.

David Odonkor, dem Helden der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006, standen die Tränen in den Augen – und nicht nur ihm. Manuel Baum, Bundesligatrainer beim FC Augsburg und Schalke 04, formulierte es so: „Heute durften wir das Vor- und Nachspiel zu dem machen, was das Wichtigste war – als nämlich die Kids gespielt haben. Also waren eher wir das Einlagespiel“, sagte Turnierdebütant Baum.

Zum im Vergleich zur letzten Austragung deutlich gewachsenem Turnier beeindruckte die Stimmung. Die Fans standen klatschend während der Darbietung der Bananenflanken-Profis, sangen „Oh, wie ist es schön“ und „Steht auf, wenn ihr Bananenflanker seid“, ließen die La-ola-Welle vielfach durch die Arena laufen und feierten die geistig beeinträchtigten Kicker, die sich auch die „wahren Helden“ nennen, auf ihrer Ehrenrunde noch einmal besonders. „Man sah, wie die aufblühen und wie der Fußball verbindet. Wir hatten ein Thema in der Halle – Fußball! Nur ein Ball in der Mitte weckt solche Emotionen und bringt alle zusammen.“

Grün schlägt Gelb

8:4 gewannen die Grünen gegen die Gelben – nach 0:3-Rückstand. „Wenn man da zuschaut, merkt man, dass man im Leben sehr viel Glück hatte. Wenn man ein Bewusstsein dafür hat, ist es ganz wichtig, dass man etwas zurückgibt“, befand Manuel Baum und war beeindruckt von dem, was er sah. „Wie die Kids gejubelt haben, wenn ein Tor fiel, oder die La-ola-Wellen mitgemacht haben. Da können sie lange davon erzählen – wir aber auch!“ Allein für das Einlagespiel lohnte sich der Aufwand des Bananenflanker-Budenzaubers mit ihren Hauptorganisatoren Roland Dachauer, Bananenflanken-Vater Ben Rückerl und dem Ex-Jahn-Kicker Jim-Patrick Müller. „Bananenflanke ist mittlerweile auch ein großer Begriff im Profifußball“, sagt Baum. „Man kommt immer wieder in Berührung damit und merkt ja, dass die Familie immer größer wird, immer mehr ehemalige Spieler dabei sind.“ Der 43-Jährige, der mit 15 zuhause auszog, um im Nachwuchs bei den Sechzgern anzuheuern, fühlte sich an alte Hallentage mit den Übertragungen im DSF erinnert.

Und Manuel Baum gehört zur von den Löwen-Fans auch in der Donau-Arena immer wieder intonierten Kategorie „Einmal Löwe, immer Löwe“. Der Kontakt des einstigen Torwarttrainers riss nie ab. Baums Fazit am Ende der fünfeinhalb Fußballstunden„Es hat riesig Spaß gemacht – wenn man das Turnier dann gewinnt, natürlich nochmal mehr.“

Bemerkenswert war auch, wei knapp es zuging: Nur zwei der 15 Spiele endeten mit mehr als zwei Toren Differenz. Und auch das Engagement der acht Teams, die 53 Feldtore (Schnitt 3,53) erzielten, war offensichtlich. „Es ist teilweise verrückt, wie Fußballer auch in etwas höherem Alter überdurchschnittlich ehrgeizig sind“, schmunzelte auch Baum.

Für Stefan Kießling, der am 25. Januar 39 wird, für Bayer 04 Leverkusen sein Turnierdebüt in einer Traditionsmannschaft gab und auch von anderen Budenzauber-Teams umworben war („Kontakt war da, aber es war klar, dass ich für unser Team spiele“), lag das in der Natur der Sache. „Als Sportler und Fußballer hast Du Ehrgeiz, sonst wären fehl am Platz. Und man will auch gewinnen“, sagte der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig.

Lokalmatadoren ohne Glück

Dass für die Teams mit Lokalkolorit allesamt nach der Vorrunde Schluss war, tat der Stimmung keinerlei Abbruch. Der 7:1-Start gegen den HSV der Bananenflanker-Legenden (u.a. auch mit Simone Laudehr) war am Ende Makulatur, weil trotz 1:0-Führung in beiden Spielen 1:2-Niederlagen gegen 1860 und Leverkusen folgten. Die hochkarätig besetzte Balu4-Kids-Auswahl des Regensburger Juweliers Andreas Mühlbacher mit um Maurizio Gaudino oder Christian Träsch schoss zwar dreimal zwei Tore, machte damit aber nur einen Punkt, weil es auch acht Gegentore setzte. Und auch der SSV Jahn war nahe dran, gewann gegen Dortmund das letzte Gruppenspiel des Tages 2:1, hätte aber ein Tor mehr gebraucht, dass Andre Luge 17 Sekunden vor Schluss auch auf dem Fuß hatte.

Von Anfang an gab es auf den Rängen einige Aaahs und Ooohs: Das Lupfertor von Alexander Iashwili im Auftaktspiel zum Beispiel, das Hackentor von Balu-Spieler Julian Schieber gegen Dortmund oder ein in der Halle seltener Kopfballtreffer wie der von Harald Spörl zum 2:1-Siegtreffer für den HSV gegen den späteren Turniersieger 1860.

Budenzauber-Statistik: Vorrunde, Gruppe A: Bananenflanker – HSV 7:1:1:0 Aigner, 2:0 Misimovic, 3:0 Iashwili, 4:0 Aigner, 5:0 Mölzl, 5:1 Schnoor, 6:1 Misimovic, 7:1 Peschel

1860 – Leverkusen 1:0:1:0 Gebhart

Bananenflanker – 1860 1:2:1:0 Iashwili, 1:1 Burkhard, 1:2 Cerny

HSV – Leverkusen 0:3:0:1 Castro, 0:2 Kießling, 0:3 Jagusch

Leverkusen – Bananenflanker 2:1:0:1 Bönig, 1:1 Castro, 2:1 Feinbier

1860 – HSV 1:2:0:1 Jarolim, 1:1 Gebhart, 1:2 Spörl

Tabelle:1. Bayer 04 Leverkusen 5:2 Tore, 6 Punkte; 2. TSV 1860 München 4:3, 6; 3. Bananenflanker Legenden 9:5, 3; 4. Hamburger SV 3:11, 3

Gruppe B: Balu4Kids – SSV Jahn 2:2:0:1 Binder, 1:1 Palionis, 1:2 Schmid, 2:2 Gaudino

Dortmund – Nürnberg 1:1:0:1 Mintal, 1:1 Achenbach

Balu4Kids – Dortmund 2:3:0:1 Odonkor, 0:2 Dursun, 0:3 Odonkor, 1:3 Schieber, 2:3 Träsch

SSV Jahn – Nürnberg 0:2:0:1 Gorgiev, 0:2 Wolf

Nürnberg – Balu4Kids 3:2:0:1 Träsch, 1:1 Gorgiev, 2:1 Pagenburg, 2:2 Träsch, 3:2 Giesbert

Dortmund – SSV Jahn 1:2:0:1 Schmid, 1:1 Federico, 1:2 Beigang

Tabelle:1. 1. FC Nürnberg 6:3 Tore, 7 Punkte; 2. Borussia Dortmund 5:5, 4; 3. SSV Jahn Regensburg 4:5, 4; 4. Balu4Kids & Friends 6:8, 1

Halbfinale: Leverkusen – Dortmund 2:1:0:1 Driller, 1:1 Castro, 2:1 Feinbier, 3:1 Feinbier

Nürnberg – 1860 1:1, 2:3 im Neunmeterschießen:1:0 Skurka, 1:1 Gebhart; Neunmeterschießen: 1:0 Giesbert, 1:1 Gebhart, Ziemer verschießt, 1:2 Kokocinski, 2:2 Mintal, 2:3 Cerny

Um Platz 3 (Neunmeterschießen):Dortmund – Nürnberg 2:3:Wolf verschießt, 1:0 Federico, 1:1 Richter, 2:1 Achenbach, 2:2 Wiesinger, Lars Müller verschießt, 2:3 Skurka, Uzungelis verschießt

Finale: Leverkusen – 1860 3:3 , 0:2 im Neunmeterschießen:1:0 Kießling, 2:0 Dzuka, 2:1 Nicu, 3:1 Kießling, 3:2 Burkhard, 3:3 Ghigani; Neunmeterschießen: Judt verschießt, 0:1 Gebhart, Castro verschießt, 0:2 Kokocinski

Torschützenkönig:Timo Gebhart (1860);Bester Torwart:Michael Hofmann (Bananenflanke);Bester Spieler:Gonzales Castro (Leverkusen)