Heizkraftwerk
Die Wärme unter dem Schulberg

Wenn ab dem 10. September beim Krankenhaus Cham asphaltiert wird, ist die Leitung für die größte Zentralheizung in Cham fast komplett verlegt.

04.09.2012 | Stand 16.09.2023, 7:26 Uhr

Thomas Salatmeier, Polier der Firma Rädlinger, Christian Simeth vom Ingenieurbüro Altmann, Stadtwerke-Chef Josef Windmaißer und Wärme- und Wassermeister Stefan Bücherl besichtigten die Baustelle.Foto: si

Auf dem Schulberg funkt es richtig. Oft auch deshalb, weil manche Autofahrer es nicht glauben können, dass noch immer keine Durchfahrt möglich sein soll. Meistens aber deshalb, weil unten in einem riesigen Loch an dicken Rohren geschweißt wird. Dort verläuft das Wärmenetz der größten Zentralheizung in Cham. Das Biomasse-Heizkraftwerk versorgt nicht nur die benachbarten Goldsteig-Käsereien mit Prozessdampf, sondern ist bereits heuer in der Lage, 80 Privathaushalte und fast alle größeren Gebäude entlang der Haupttrasse zu versorgen.

„Wir werden fertig“, verspricht der Polier der Firma Rädlinger, Thomas Salatmeier. Und Stadtwerke-Chef Josef Windmaißer legt dafür die Hand ins Feuer: „Die Firmen arbeiten gut und zuverlässig. Wir haben bisher alle Termine gehalten.“ Der am Schulberg ist freilich der wichtigste. Nicht auszudenken, wenn das riesige Loch auf Höhe des Krankenhauses bis zum Schulbeginn nicht asphaltiert und geschlossen wäre. Ab dem 10 September soll mit der Asphaltierung begonnen werden.

Dann ist ein Großteil der Trasse II verlegt. Nur die Judenstraße in der Altstadt erhält heuer noch die dicken isolierten Rohre für die Fernwärme. Entlang der Trasse vom Heizkraftwerk in die Innenstadt und auf den Schulberg haben inzwischen nahezu alle großen Gebäude bereits angeschlossen, oder beabsichtigen das noch. Das gilt für das Landratsamt ebenso wie für das Freibad, das ASV-Heim, die Stadtwerke selbst und auch die beiden Gymnasien. Aber auch große Firmen und Einzelhändler speisen schon im kommenden Winter ihre Heizung mit dem 95 Grad heißen Wasser aus dem Rohrnetz des Heizkraftwerkes.

Inzwischen haben auch 80 Hausbesitzer Anschlüsse beantragt. 2013 ist nur noch der Bau einer Hauptleitung für einen Teil der Kleemannstraße und die Parkstraße geplant. Dann hofft die GmbH darauf, dass möglichst viele Haushalte die Versorgungsmöglichkeit mit Fernwärme nutzen. Wer nicht weiß, ob er anschließen kann, der erhält diese Auskunft in den Stadtwerken.

Wo es noch keine Anschlüsse gibt, da ist der Zug durchaus noch nicht abgefahren. Die Stadtwerke nützen die Gelegenheit, wenn zum Beispiel eine Straße aufgerissen wird, an der die Hauptleitung vorbei läuft. Interessant könnte ein Anschluss auch dann werden, wenn sich ein ganzer Straßenzug mehrheitlich entscheiden sollte, die Energie des Biomasse-Heizkraftwerkes zu nutzen.

Stadtwerke-Chef Windmaißer preist im Interview mit dem Bayerwald-Echo die Vorzüge des neuen Systems an. Es sei nicht nur umweltfreundlich, sondern auch eine lautlose, preiswerte und wenig aufwendige Form der Versorgung, weil sie im Keller weder Brenner, noch Kessel, noch Vorratsbehälter benötigt. Es gebe keinerlei Wartungsaufwand.

Zahlen und Fakten: 20 Millionen Euro hat das Biomasseheizkraftwerk gekostet, das von der „Naturenergie Cham“ – den Privatinvestoren Josef Rädlinger, Michael Gammel und den Stadtwerken – gebaut worden ist.

16 Megawatt thermische und 2,8 Megawatt elektrische Leistung produziert das Kraftwerk. Daraus errechnen sich jährlich 100 Millionen Kilowattstunden Wärme und bis zu 25 Millionen Kilowattstunden Strom.

Der Hackschnitzelverbrauch liegt bei etwa 37.000 Tonnen.

Im Kessel herrschen 950 Grad Celsius, der Dampf auf der Turbine ist 485 Grad heiß und hat einen Druck von 65 bar.

Die Fernwärmetrasse I führt vom Heizkraftwerk über Rachelstraße und Fuhrmannstraße bis zur Fleischtorbrücke. Der Bau kostete die Stadtwerke insgesamt rund 2,2 Millionen Euro.

Seit 2012 wird die zweite Trasse über den Schulberg gebaut. Sie ist nahezu fertig und kostet weitere 2,2 Millionen Euro.

2012 sollen folgende Straßenzüge in Betrieb genommen werden: Rachelstraße, Waldmünchner Straße (Teil), Further Straße, Gibachtstraße, Hohenbogenstraße (Teil), Altenstadter Straße (Teil), Jahnstraße (Teil), Badstraße, Brunnendorf, Spitalplatz, Hafnerstraße (Teil), Schwanenstraße (Teil) Fuhrmannstraße, Grünwaldstraße, Marktplatz (Teil), Judenstraße, Bürgermeister-Vogel-Straße, August Holz-Straße (Teil), Schleinkoferstraße (Teil);

2013 folgen noch im Bauabschnitt III ein Teil der Kleemannstraße und die Parkstraße.