Freizeit
Die „Walhalla“ nimmt Abschied

Die Kelheimer Schifffahrt Steibl stellt die Linie Berching - Beilngries ein. Der Bürgermeister hofft auf Nachfolger.

07.03.2018 | Stand 16.09.2023, 6:17 Uhr

Die MS Walhalla an der Schiffsanlegestelle in Berching: Dieses Bild gehört der Vergangenheit an. Foto: Nurtsch

Nun ist es definitiv: Die Walhalla wird in den Sommermonaten keine Passagiere mehr zwischen Berching und Beilngries befördern. Die Kelheimer Schifffahrtsgesellschaft Steibl stellt die Linie ein. Dies bestätigt Karin Steibl-Lotter im Gespräch mit der Mittelbayerischen.

Eigentlich habe das Unternehmen noch das Ergebnis einer „touristischen Potenzialanalyse“ abwarten wollen. Der Verein MDK-Schifffahrt Altmühltal wollte mit diesem Leader-Projekt gemeinsam mit den Gemeinden am Kanal, den Landkreisen und dem Naturpark Altmühltal eine Einstellung der Schifffahrt verhindern und deshalb Zukunftsoptionen ausloten. Doch ein personeller Engpass habe nun die Einstellung der Linie sofort erforderlich gemacht, sagt Steibl-Lotter.

Werbetour hatte nur kurz Erfolg

Bereits 2015 wäre die Schifffahrtslinie beinahe eingestellt worden. Ein Problem dürfte wohl auch sein, dass der TÜV für das 1953 erbaute Schiff abläuft – und barrierefrei ist es auch nicht. Doch Berchings Bürgermeister Ludwig Eisenreich und sein Beilngrieser Kollege, Alexander Anetsberger, setzten sich für den Erhalt ein. Sie schrieben Kindergärten, Schulen und Vereine an und warben für die Schifffahrt auf dem Kanal. Auch standesamtliche Hochzeiten wurden ermöglicht – mit Erfolg. Bei einem Pressetermin im Mai 2016 sprach Steibl-Lotter von einem leichten Aufschwung. Doch im Gespräch mit der Mittelbayerischen betont sie nun, dass die Linie noch nie rentabel gewesen sei und schwarze Zahlen geschrieben habe – trotz der hohen Übernachtungszahlen in Beilngries. „Noch nie hat jemand diese Linie nachhaltig zum Laufen gebracht, auch wir nicht.“ Die Geschäftsführerin will aber nicht ausschließen, dass die Strecke irgendwann wieder ins Programm aufgenommen wird. Allerdings kann dann nicht mehr die „MS Walhalla“ die Passagiere befördern.

Denn die „Walhalla“ wird demnächst verkauft. Das rund 25 Meter lange und fünf Meter breite Schiff lief 1953 vom Stapel. Es bot 150 Personen Platz. Doch es musste wohl zu oft leer oder nur mit wenigen Passagieren die Strecke auf dem Main-Donau-Kanal zurücklegen. Bürgermeister Ludwig Eisenreich findet es schade, dass die Linie eingestellt wurde. „Es ist ein herber Verlust für die touristischen Aktivitäten im gesamten Raum.“ Eigentlich habe er gedacht, mit der Schiffsanlegestelle in der Gösselthalmühle werde das Angebot wieder besser genutzt.

Vor einigen Jahren hatte die Schifffahrtsgesellschaft Steibl eine Anlegestelle in Plankstetten mehr oder weniger zur Bedienung zum Fortbestand der Linie gemacht. Die Geschäftsführerin sah damals in der Möglichkeit, in Plankstetten Halt zu machen, viel Potenzial. Sie war überzeugt, dass es hierfür viel mediale Aufmerksamkeit geben werde – das sei vergleichbar mit der Situation am Kloster Weltenburg.

Doch eine Anlegestelle in Plankstetten sei derzeit nicht finanzierbar, sagt der Bürgermeister. Vor rund vier Jahren seien hierfür schon Pläne erstellt worden. Doch die Umsetzung hätte hunderttausende von Euro gekostet. Eisenreich: „Man kann nicht um jeden Preis die Schifffahrt erhalten.“

Kiosk ist gut ausgelastet

Doch Berchings Rathaus-Chef gibt die Hoffnung nicht auf. Er wartet auf die Ergebnisse der touristischen Analyse, die vor einiger Zeit in Auftrag gegeben wurde und kurz vor dem Abschluss steht. In der Analyse wird das Potenzial für die Personenschifffahrt auf dem Main-Donau-Kanal zwischen Berching und Beilngries und weiter nach Dietfurt untersucht. Mit dem Ergebnis sollen dann Schifffahrtsunternehmen angesprochen werden. Es müsse auch innovativ gedacht werden, sagt Eisenreich. So könne er sich mit einem schnelleren Schiff eine Verbindung von Dietfurt über Beilngries und Berching bis hin zum Rothsee oder den Einsatz eines Solarschiffes vorstellen. „Wir hoffen auf eine Lösung und sind optimistisch. Dann müssen wir nur noch eine Firma finden.“

Wenn es wieder wärmer wird, soll die Schiffsanlegestelle Berching trotzdem nicht verwaisen: Sie kann von Besitzern privater Schiffe genutzt werden, und auch der Kiosk sei mit den Gästen vom Wohnmobilstellplatz gut ausgelastet, sagt Bürgermeister Eisenreich. Er plant, den Bereich, an dem auch der Fünf-Flüsse-Radweg vorbeiführt, aufzuwerten.