Regionale Wirtschaft
Die Waschmaschine von morgen verstehen – mit Know-how aus der Oberpfalz

30.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:44 Uhr

Im eigenen Kühlschrank Eiswürfel zubereiten kann dieser „icemaker“, den das Team um Ulrich Deml, Leiter Produktentstehung, bei emz-Hanauer in Nabburg, entwickelt hat.

Technik der Nabburger Firma emz-Hanauer steckt in vielen Hausgeräten – von der Spülmaschine bis zum Trockner. Und die Geräte werden immer intelligenter. Dafür sorgt das Know-how aus der Oberpfalz.



Die meisten denken wohl erst daran, eine neue Waschmaschine zu kaufen, wenn die alte kaputt gegangen ist. Während in Autos und in der Heimelektronik schon intelligente Systeme und neue Features alltäglich – und für viele Kunden zum Kaufanreiz – geworden sind, ist dies bei Geschirrspülern oder Kühlschränken weniger der Fall.

Das könnte sich ändern. „Die Hausgerätehersteller müssen sich neu aufstellen“, sagt Thomas Hanauer, Geschäftsführer von emz-Hanauer. Die Nabburger Firma stellt Bauteile für Großgeräte wie Waschmaschinen, Trockner oder Geschirrspüler her. „Heute hat die Waschmaschine nicht nur einen Stromanschluss, sondern auch WLAN und Internet.“ Die Geräte, für die emz-Hanauer die Bauteile liefert, werden intelligenter und bekommen immer mehr Funktionen. So erkennt die Spülmaschine wie dreckig das Geschirr ist und die Waschmaschine merkt sich die Waschgewohnheiten im Haushalt.

Komplexität als Chance

Und darin sieht das Oberpfälzer Unternehmen, das weltweit rund 1600 Mitarbeiter beschäftigt seine Stärke. „Wir können viele Funktionen integrieren“, sagt Hanauer. Und könne seinen Kunden – den Geräteherstellern – die Arbeit abnehmen, indem man komplette Lösungen anbiete: „Wir wollen Systemlieferant werden.“

Ein Beispiel: So stellt Hanauer nicht mehr nur den Türverschluss für den Geschirrspüler her – ein vergleichsweise kleines Bauteil. Sondern bietet auch mit Eiswürfelmachern für Kühlschränke ein komplettes System an. „Es geht darum, dass wir selbst die Dinge entwickeln“, sagt Hanauer. Dies geschehe auch in enger Kooperation mit den Geräteherstellern. Das Know-how wird vorausgesetzt: „Wir müssen wissen, wie eine Waschmaschine funktioniert“, sagt Ulrich Deml, Leiter Produktentstehung.

Einen hohen Stellenwert haben Forschung und Entwicklung. Das Unternehmen steckt viel Geld in Neuentwicklungen. Den Anteil am Umsatz, den die Ausgaben dafür ausmachen, beziffert Hanauer auf 7 bis 8 Prozent – ein vergleichsweise hoher Wert.

Das Hausgerätegeschäft ist bestimmt durch einige große Firmen. „Es ist ein Markt, in dem wenige Hersteller weltweit aktiv sind“, sagt Hanauer. Und fast alle setzen auf Komponenten von emz-Hanauer: „In jeder Waschmaschine von Samsung steckt ein Türverschluss von emz“. Bei Sensoren für Geschirrspülmaschinen habe man weltweit einen Marktanteil von 90 Prozent, bei den Türverschlüssen sind es 70 Prozent. Geforscht wird übrigens nicht nur in Nabburg, wo die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gegründete Firma seit 1990 ihren Sitz hat. Das Unternehmen hat Werke in China, Tschechien und Mexiko, wo nicht nur produziert wird, sondern auch entwickelt. Es geht um Lösungen für die jeweiligen Märkte. Auch müsse man sich immer mit den neuesten Trends wie sparsamere und leisere Geräte beschäftigen,

Weltweite Märkte

Aber funktioniert eine Spülmaschine nicht überall auf der Welt gleich? So einfach ist das nicht. Franz Forster, der bei emz-Hanauer für den Bereich Hausgeräte verantwortlich ist, macht ein Beispiel: Bei uns laufe eine Spülmaschine vielleicht bei 60 oder 70 Grad.“ Wenn Kunden beispielsweise in China aus Hygienegründen heißere Temperaturen in ihren Geräten bei sich zuhause wollen, dann muss ein Türverschluss nicht nur schließen, sondern fest verriegeln.

Dass aus der kleinen Elektromanufaktur – so der ursprüngliche Name der Firma – einmal ein Weltmarktführer werden würde, war nicht vorgezeichnet. Gestartet sei man vor knapp 75 Jahren als „verlängerte Werkbank“, erzählt Hanauer. „Bis in die Siebziger Jahre haben wir nur das gefertigt, was die Kunden uns gegeben haben.“