Heimatgeschichte
Diebersried gehört seit 50 Jahren zu Stamsried

In der historischen Bürgerversammlung am 4. Februar 1971 im Gasthaus Stockerl wurde die Eingemeindung besiegelt.

11.01.2022 | Stand 15.09.2023, 21:57 Uhr
Jakob Moro
Das war die Diebersrieder Dorfmitte, als das Weberhäusl noch stand. Der Feuerlöschteich wurde nach dem Zusammenschluss Eigentum des Marktes Stamsried. −Foto: Jakob Moro

Vor 50 Jahren war die Gemeindegebietsreform das beherrschende Thema in den Wirtshäusern, bei den Feuerwehren und Vereinen, in den Gemeinderatssitzungen und natürlich in der Presse. Das Bayerwald-Echo berichtete umfangreich über alle Vorgänge. Die Gemeinde Diebersried, nach Braunried und Abtsried die drittkleinste Gemeinde, war eine der Ersten, die sich Stamsried anschloss.

Dort trafen sich im Gasthaus Stockerl die Bürger am 4. Februar 1971 mit Landrat Ernst Girmindl und Bürgermeister Wolfgang Spießl zur Bürgerversammlung. Die Bürger sprachen sich mit großer Mehrheit für den Anschluss an Marktgemeinde aus. Zunächst ging es bei der Versammlung turbulent zu. Nach langem Ringen, überlegtem Abwägen und auch manchem humorvollen Zwischenruf brachte eine geheime, schriftliche Abstimmung des Ergebnis: 21 waren für den Anschluss an Stamsried (einer schrieb gar auf den Zettel: „Ja, so schnell wie möglich“), nur sieben wollten es trotz der rund 100 000 Mark zusätzlichen Schlüsselzuweisungen vorläufig bei der bisherigen Gemeinde belassen, bis eine Eingemeindung von Staats wegen verfügt würde.

So sollte nun Diebersried mit seinen 152 Einwohnern (Volkszählung 1970: 163 Einwohner) wieder zu der Gemeinde gehören, der es bereits nach dem Krieg, nämlich bis 1948, angehört hatte. Der damalige Bürgermeister Michael Scherr begrüßte zur Bürgerversammlung im Gasthaus Stockerl Landrat Girmindl und Stamsrieds Bürgermeister Wolfgang Spießl. Der Landrat führte aus, dass in Diebersried eigentlich nichts näher liege als eine Zugehörigkeit zu der Gemeinde, die auch Sitz der Schule, der Pfarrei, zahlreicher Geschäfte und Handwerksbetriebe sei. Girmindl wies darauf hin, dass er zwar Beispiele gebe, die Schwierigkeiten bereiten würden, betonte aber, dies sei bei den gutnachbarlichen Beziehungen zwischen Stamsried und Diebersried sicher nicht der Fall.

5,5 Millionen Mark vom Staat

Auf die Situation im gesamten Landkreis eingehend, gab der Landrat bekannt, dass nach seinen bereits vor einem Jahr gemachten Vorschlägen bei einer freiwilligen Zusammenlegung auf zwölf Gemeinden 5,5 Millionen Mark zugunsten der Bürger vom Staat zur Verfügung gestellt würden. In der Zwischenzeit seien jedoch so viele Wünsche aus zahlreichen Gemeinden gekommen, die zu noch größeren Einheiten, etwa sieben oder acht im Landkreis, führen würden. Man werde natürlich versuchen, auch dieser Entwicklung zuzustimmen, soweit sie sich als sinnvoll und für den einzelnen Bürger zweckmäßig erweise.

Der Landrat machte darauf aufmerksam, dass die Investitionsbeihilfen und Mittel aus dem Härtefonds, die z. B. den Gemeinden Altenkreith und Mitterdorf damals noch zusätzlich zur Verfügung gestanden hätten, bereits ab 1. April 1971 nicht mehr für Zusammenschlüsse gewährt werden könnten, weil der Andrang an Freiwilligen zu groß geworden sei. Man solle sich deshalb wenigstens die gewährten zusätzlichen Schlüsselzuweisungen sichern, bevor auch diese gekürzt oder völlig gestrichen würden.

Bürgermeister Spießl sicherte den Diebersriedern zu, dass diese Mittel allein den Bürgern der alten Gemeinde zugutekommen sollten, so wie es Stamsried auch den Gemeinden Großenzenried und Hansenried zugesichert habe. Der alte Gemeinderat solle auch noch festlegen, für welchen Zweck dieses Geld verwendet werden soll. Auch die Diebersrieder Feuerwehr und der eigene Jagdbogen sollten erhalten bleiben. Stamsried werde auch dem Gemeindeschreiber eine Lösung nach seinen Wünschen anbieten.

Große Mehrheit für Anschluss

Die Diskussion wich zunächst auf andere Themen aus, wie die Probleme der Flurbereinigung und die Aufteilung des Rechtlergrundes bis zu dem als Fischwasser zweckentfremdeten Löschweiher. Als dann noch Pfarrer Franz Pfeffer die Sorgen der Pfarrei darlegte, insbesondere die Frage des Kindergartenneubaus, hatten sich die Wogen schon etwas gelegt, schrieb damals der Redakteur des Bayerwald-Echos.

Als Landrat Girmindl eine unverbindliche geheime Abstimmung durchführen ließ, sprach sich die große Mehrheit für den Anschluss an Stamsried aus. 21 stimmten dafür, sieben dagegen. Die Versammlung sprach sich für den Anschluss ab 1. Juli 1971 aus. Bei einer gemeinsamen Gemeinderats- und Marktratssitzung am 20. Februar 1971 wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Die Gemeinde Diebersried hatte damals (Volkszählung am 27.5.1970) 163 Einwohner, heute hat der Bereich der ehemaligen Gemeinde Diebersried 137 Einwohner. (rjm)