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Doppelt benachteiligt: Frauen mit Handicap

Projekt der Christoffel-Blindenmission in Pakistan will unterdrückte Frauen stark machen und ihnen Verbündete verschaffen.

26.02.2021 | Stand 16.09.2023, 4:14 Uhr
Cornelia Derichsweiler
Die Journalistin Cornelia Derichsweiler −Foto: Iris Bothe/CBM

Frauen mit Behinderungen werden besonders häufig Opfer von Gewalt. Sie haben oft keine Lobby – vor allem in Regionen, in denen es Frauen sowieso schwer haben. Weltweit lebt jede fünfte Frau mit einer Behinderung, im Unterschied dazu nur jeder achte Mann. In Entwicklungsländern machen Frauen sogar dreiviertel aller Menschen mit Behinderungen aus. Sie haben es oft doppelt schwer, weil sie nicht nur wegen ihres Geschlechts, sondern auch wegen ihrer Behinderung ausgegrenzt werden.

Oft Opfer von Gewalt

Und so sind Frauen mit Behinderungen besonders gefährdet, Opfer von Gewalt zu werden. Die Täter sind oft Verwandte oder Betreuer. Das macht die Betroffenen meist handlungsunfähig, weil sie auf deren Hilfe angewiesen sind. Hinzu kommt: Häufig können sie sich nicht gegen Übergriffe wehren – etwa, weil sie blind sind oder gehörlos. Vor allem in patriarchalisch geprägten Gesellschaften wagen es Frauen meist nicht, Gewalt zu melden. Zu sehr wurden sie erzogen, sich unterzuordnen. Zu hartnäckig halten sich alte Rollenmuster.

Viele von ihnen sehen keinen Ausweg. Das will ein Projekt ändern, das die Christoffel-Blindenmission mit einem lokalen Partner in Pakistan durchführt. Weibliche Diskriminierung gehört hier zum Alltag, auch in der Ehe. Wenn eine Frau von ihrem Ehemann geschlagen wird, stellt sich die Gesellschaft in der Regel hinter den Mann. Den Frauen wird beigebracht, sich so zu verhalten, wie er es von ihnen verlangt. Umso wichtiger ist es, ein Umdenken anzustoßen.

Umdenken in jedem Dorf nötig

Das kann nur gelingen, wenn dieses Umdenken in jedes Dorf, jeden Haushalt und in jede Familie getragen wird. Dazu tauchen die Mitarbeiterinnen des Projekts vor Ort tief ein in die Dorfgemeinschaft. Sie suchen das Gespräch mit den Frauen, klären an Schulen auf und leisten Lobbyarbeit bei den lokalen Behörden.

Wichtig ist auch, die Männer ins Boot zu holen. Sie sollen verstehen, dass wahre Männlichkeit nicht bedeutet, Frauen zu schlagen, sondern dagegen aufzustehen.

Frauen stärken, sich zu wehren

Entscheidend aber ist, die betroffenen Frauen selbst zu stärken. Vor allem Frauen mit Behinderungen leben oft abgekapselt von der Außenwelt. Diese Frauen müssen am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, etwa indem sie sich in Selbsthilfegruppen engagieren. Nichts stärkt ihr Selbstvertrauen mehr, als die Erfahrung etwas bewegen zu können.

Die Autorin CorneliaDerichsweiler (Foto: Iris Bothe/CBM) ist Pressereferentin bei der Christoffel-Blindenmission.

Die Außenansicht gibt die subjektive Meinung der Autorin wieder und nicht unbedingt die der Redaktion.