Kult
Ein Blues-Indianer mit vielen Talenten

Willy Michl, Isarindianer und Blueslegende, zeigt „The Other Face“. Paintings und Fotografien machen den Ambergern neue Lust.

14.11.2014 | Stand 16.09.2023, 7:11 Uhr
Mariele Schön
Willy Michl im ACC – mit seiner Cora aus Utzenhofen −Foto: Schön

Willy Michl müsste eigentlich ein wenig älter geworden sein. Ansehen kann man ihm die gelebten Lenze nicht. Die Jahre haben ihm nichts von seinem Elan, nichts von seinem Charisma, nichts von seinem Ich genommen. Bürgermeister Martin Preuß zählt Willy Michl zu den bayerischen Blues-Legenden und macht ihn auch gleich noch zum „Vilsindianer“. Isarindianer ist Willy Michl schon lange.

Bei der Vernissage zu seiner Ausstellung „The Other Face“ mischt er sich ganz selbstverständlich unter das Publikum. Eine Begrüßung per Hand gibt es nicht, die Hand zum Indianergruß erhoben für die persönlichen Bekannten schon. Von denen gibt es etliche in Amberg und der Region.

Das liegt einmal an seinen Auftritten, die er schon hier hatte. Als junger Liedermacher spielte und sang er vor einem damals ebenso jungen Publikum in der Amberger Stuben, die seinerzeit zum Bersten voll war. Das liegt aber auch an seiner Frau Cora, die aus Utzenhofen bei Kastl stammt.

„Ich hab sie eigentlich zusammengebracht“, sagt der ehemalige Kulturreferent Norbert Fischer im Gespräch mit der MZ. Im Eisstadion sei Willy Michl aufgetreten. Da habe ihn Cora gesehen. „Sie ist in den Bus eingestiegen und mitgefahren.“ Willy Michl sagt später, Cora lebe seit 23 Jahren in seinem Wigwam. Seine und ihre Seele seien im Gleichklang. Beide erklären den Gästen bei der Vernissage die von Michl geschaffenen Isarindian Paintings und die Fotografien, die sehr persönlichen Hintergrund haben.

Cora, für ihn in erotischer Pose, oder Willy im Garten seines Schwagers in Utzenhofen. Das sei einer der schönsten Orte für ihn, dort finde er Frieden, sagt er. Er rät den Gästen, die Bilder lange zu betrachten, um zu sehen, was sich dahinter verbirgt. Sie sollten auf Steine hören, auf Bäume, auf Feuer und Wasser. Überhaupt ist Willy Michl ein Reisender in Sachen Frieden. Von sich selbst sagt er, kein Krieger, sondern Friedener zu sein.

Willy Michl lebt ihn, den Isarindianer. Bei seinem Auftritt trägt er Indianerkleidung, die Füße sind nackt, die schmückenden Federn steckt er sich vor dem Publikum ins Haar. Er singt von allen Lebewesen der Welt, dass jedes eine Seele hat und einen Geist. Er singt ein Loblied auf die Frau, als das Zentrum des Lebens. Und er singt von der Liebe, weil nur durch sie Leben entstehen kann.

Dann ist er da, der Blues, durch den Willy Michl so bekannt ist und bleiben wird. Einst – da sang er sogar den „Bahnhofs-Blues“. Michl greift in die Gitarrensaiten, lässt sie weinen und freudig erzählen. Die Stimme ist stark wie eh und je. Sie wühlt sich tief in die Melodie hinein und gräbt sich in den Gehörgang des Zuhörers. Er singt von einem Leben in Freiheit, von Glück und Harmonie. „Only You“ und „I Just Can’t Stop Loving You“ singt er seine Cora an, und die lächelt.