Pflanzen
Ein Methusalem mit wunderschönen Blüten

Elisabeth Schneeberger hat ein Händchen für Blumen. Ihr ältester Schützling ist 50 Jahre alt – und prächtig wie eh und je.

17.07.2017 | Stand 16.09.2023, 6:25 Uhr
Resi Beiderbeck

Elisabeth Schneeberger mit ihrem Pflanzen-Methusalem. Die Pflanze ist 50 Jahre alt – und hat derzeit mehr als 100 prächtige Blüten. Foto: lbi

Am äußersten Zipfel des Brennberger Gemeindegebietes, in Pielhof, hütet Elisabeth Schneeberger unzählige blühende Pflanzen. Ein ganz besonderes Exemplar ist jetzt gerade ganze 50 Jahre alt geworden und scheint dieses Ereignis mit einer wunderschönen Blütenpracht zu feiern.

17 Jahre war die heute 67-jährige Elisabeth Schneeberger alt. Sie trug noch ihren Mädchennamen „Schweiger“ und war in Klosterberg daheim. Gleich in der Nachbarschaft, beim Solleder in Schönfeld, hat sie bei der Hof- und Feldarbeit geholfen. Eines Tages meinte die Bäuerin: „Deandl, schau, do host an Bleamlstock. Den kriegst, damit du mal an mi denkst.“ Mit diesen Worten überreichte ihr die Bäuerin eine kleine Pflanze.

100 große, karminrote Blüten

Seitdem kümmert sich Elisabeth Schneeberger um das Gewächs, dem sie daheim einen Platz unter dem Südbalkon gegeben hat. Dort hat die immergrüne Pflanze nicht nur bis heute überlebt. Sie blüht zurzeit auch noch besonders vital. Die sicher weit über 100 großen, karminroten Blüten, die an den langen, grünen und fleischigen Blättern sitzen, kann man gar nicht genug bewundern. „Des is ja narrisch, wie die blüht“, sagt jeder begeistert, der des Weges kommt. Erfahren die Leute dann, dass die Blume schon 50 Jahre alt ist, können sie das meist gar nicht glauben.

Hübsche Tagetes am Wegesrand, unzählige Geranien an den Fenstern – dass Elisabeth Schneeberger ein Händchen für Blumen hat, ist unübersehbar. Ob Balkon oder Terrasse, ob Rabatten, Beete oder Blumenampeln – es grünt und blüht überall, wo der kleinste Platz frei ist. Kletterrosen turnen prächtig blühend an den Fassaden hoch, Lilien wachsen gleich gegenüber und der Oleander gedeiht bei Elisabeth Schneeberger sogar ganzjährig im Freiland. Blumen sind ihr großes Hobby. Aber sie liebt auch die Holzarbeit, ihre Hühnerschar und das Landleben allgemein, das bei ihr seit jeher auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist.

Eldorado für Bienen und Hummeln

Was hält heutzutage schon 50 Jahre? Kein Auto, keine Maschine, keine Mode – der Bleamlstock von Elisabeth Schneeberger dagegen schon. Dabei ist es keineswegs so, dass sie täglich um ihn herumscharwenzelt. „Pflege hat der fei net viel“, lacht sie.

Im Winter steht der Topf in einem mäßig geheizten Zimmer jenseits der Terrassentür und wird weitgehend ignoriert. Bewässerung findet da nur sehr selten statt. Kommt das Frühjahr, gießt seine Besitzerin „ab und zu a Tröpfl Wasser“ in den Topf und wirft „a bissl a Blaukorn rein, aber gar net viel“. Nach den Eisheiligen wird das Gewächs auf die Südterrasse hinausgeschoben und genießt dort im Halbschatten Licht und Sonne.

Seine in den letzten Tagen geradezu explodierte Blütenfülle in prächtigem Rot ist ein Eldorado für Bienen und Hummeln – und ein echter Hingucker obendrein. Leider weiß aber niemand, wie das Gewächs heißt. Ist es ein „Schusterkaktus“, ein „Bauernkaktus“ oder vielleicht ein „Blattkaktus“, allgemein als „Epiphyllum“ bekannt und einst aus den Regenwäldern von Süd- und Mittelamerikas „eingewandert“?

Noch im Frühjahr hatte Elisabeth Schneeberger den Eindruck, dass es um ihre Blume gar nicht gut steht. „Die war zaundürr und ich habe schon befürchtet, dass ich sie wegschmeißen muss.“ Das habe die Pflanze wahrscheinlich gemerkt und sich deshalb besonders angestrengt, mutmaßt sie.

Kakteen können sehr alt werden

Damit liegt sie richtig, wie Volker Debus vom Botanischen Garten an der Uni Regensburg erklärt. Der ausgewiesene Experte kann zwar auch nicht sagen, wie die genaue Bezeichnung der Pflanze lautet. Aber mit der richtigen Behandlung von Blattkakteenarten kennt er sich aus. „Wenn sie eingehen, dann meist, weil sie zu viel Wasser bekommen haben und nicht zu wenig“, weiß er. „Man gießt fleißig und erreicht damit, dass Wurzeln absterben. Die Folge sind Trockenheitserscheinungen an den Blättern, weshalb man noch mehr gießt, was wiederum den endgültigen Tod der Pflanze zur Folge hat“, so Debus. Das gelte übrigens nicht nur für Kakteen. „Wenn eine Topfblume stirbt, ist meist zu starkes Gießen die Ursache.“ Bei richtiger Behandlung können Kakteen dagegen tatsächlich sehr alt werden. Im botanischen Garten Regensburg gibt es Exemplare, die wohl auch nahe an das Alter der Pflanze von Elisabeth Schneeberger herankommen dürften.

Grundsätzlich gilt die Regel: „Je schärfer die Bedingungen, desto fitter ist der Kaktus.“ Wird er den Winter über mit Wasser knapp gehalten, tobt er sich im Frühsommer mit einer gewaltigen Blütenfülle aus – so wie bei Elisabeth Schneeberger in Pielhof.

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