Glaube
Ein „Original Gottes“ bietet Lebenshilfe

Als skateboardfahrende Nonne wurde Teresa Zukic im Fernsehen bekannt. Heute ist die Ordensschwester eine gefragte Rednerin.

10.04.2019 | Stand 16.09.2023, 5:47 Uhr
Judith Kubitscheck

Ordensschwester Teresa Zukic gibt in Vorträgen und Büchern Lebenshilfe. Foto: epd-bild/Peter Eichler /pedesign

Schwester Teresa Zukic sitzt auf der Bühne und erzählt Witze. Das Publikum lacht Tränen. „Was wir denken, fühlen wir. Positive Gedanken führen zu positiven Gefühlen“, sagt die katholische Ordensschwester und gibt ihren Zuhörern den Tipp: „Nehmt die Person, die euch heute Abend zu Hause erwartet, in den Arm und gebt ihr einen Bussi.“

Ordensschwester werden? Das war für die gebürtige Kroatin Teresa Zukic früher völlig abwegig. Als Kleinkind kam sie nach Deutschland, weil ihr Vater als Fußballspieler entdeckt wurde, und wuchs im badischen Weinheim an der Bergstraße atheistisch auf. Ebenso wie ihr Vater lebte sie für den Sport, wurde Badische Meisterin im Mehrkampf und Hessische Meisterin am Schwebebalken.

Im Sportinternat Bad Sooden-Allendorf trainierte die Leistungssportlerin 40 Stunden in der Woche – bis eine Nacht ihr Leben auf den Kopf stellte: Ihre Zimmernachbarin sortierte einige Bücher aus und gab sie der Abiturientin. Weil Zukic nicht schlafen konnte, griff sie zum nächstbesten Buch, einer Bibel, öffnete es und stieß zufällig auf die Bergpredigt von Jesus Christus.

„Was ich in dieser Nacht erlebte, ist schwer in Worte zu fassen, aber ich wurde von diesen Worten existenziell berührt und spürte eine bedingungslose Liebe und Frieden“, erinnert sich die 54-Jährige. Der Gedanke, nichts leisten zu müssen und trotzdem von Gott geliebt zu sein, fasziniert sie. Sie lässt sich taufen und tritt ins Kloster ein.

Nach dem Abitur entscheidet sie sich zum Leidwesen ihrer Eltern dazu, den Sport aufzugeben. In einem sozialen Jahr im Familien- und Freizeitheim Michaelshof reift in ihr der Wunsch, ihr Leben völlig Gott zu widmen und Ordensschwester zu werden. Bei den Vinzentinerinnen entdeckt sie ihre Kreativität: Sie lernt Gitarre und komponiert ein Musical für Kinder.

Basketball spielen im Habit

Als sie nach ihrem Studium der Religionspädagogik in einer sozialen Brennpunktgemeinde in Frankfurt-Hanau eingesetzt wird, merkt sie: „Hier kann ich nicht mit frommen Sprüchen kommen.“ So nutzt sie ihre sportliche Begabung, spielt in ihrem Habit Basketball mit Jugendlichen und fährt Skateboard – was sie dann auch 1992 zu ihrem ersten Fernsehauftritt in der Sendung „Schreinemakers live“ bringt. Dort erzählt sie vor fünf Millionen Fernsehzuschauern von ihrem Glauben, fährt Skateboard und gibt dann auch noch spontan eine Stepptanz-Darbietung. „In dieser Zeit merkte ich, dass wir als Kirche noch viel zu weit weg von den Menschen sind“, sagt die unkonventionelle Schwester. Damals bat sie das Erzbistum Bamberg um die Erlaubnis, einen eigenen Orden gemeinsam mit einer weiteren Schwester und einem katholischen Pfarrer gründen zu dürfen. So startete die „Kleine Kommunität der Geschwister Jesu“, die im Juni ihr 25-jähriges Bestehen feiert.

Katholisches Abenteuerland

Bis 2011 war Schwester Teresa Gemeindereferentin in Pegnitz, leitete vier Chöre und schrieb neun Musicals, in denen sie selbst mitsang und rappte, weshalb sie auch „die Deutsche Antwort auf Sister Act“ genannt wurde. Sie initiierte Kirchenfestivals, baute nach dem Vorbild der amerikanischen Mega-Kirche Willow Creek ein Kinderabenteuerland auf – das sie aber bewusst an die katholischen Gegebenheiten anpasste. Rund 300 Kinder besuchten diese 14-tägigen kindgerechten Messen, etwa 50 Gemeinden haben die katholische Form des Abenteuerlands bundesweit übernommen.

Eigentlich wollte Schwester Teresa nach dem Umzug der Kommunität ins mittelfränkische Weisendorf in einem Sabbatjahr nur ihre vielen Vortragsanfragen abarbeiten. Aber rasch hatte sie soviel Erfolg, dass sie sogar ins Deutsche Rednerlexikon aufgenommen wurde. Heute spricht sie an den unterschiedlichsten Orten: „Ich referierte schon auf der Zugspitze bei einer Firma für artgerechte Tiernahrung oder als erste Frau beim Bayerischen Schreinertag“, lacht sie.

Im Jahr hält sie etwa 180 Vorträge und legt rund 70 000 Kilometer zurück. Ihre Vorträge wollen Lebenshilfe bieten: „Wir sind alle Menschen und brauchen Vergebung. Wenn wir lernen, Schwächen anzunehmen und zu unseren Fehlern zu stehen, dann hilft das auch im Berufsalltag.“ Seit Mitte März ist ihr neues Buch „Lebe, lache, liebe und sag den Sorgen Gute Nacht“ auf Amazon ein Bestseller. Wenn Schwester Teresa nicht auf Reisen ist, kocht sie gerne, wie sie auf YouTube zeigt: Zum Beispiel gefüllte Wachteln auf Rosenkohlblättern oder „Arme Mönche“, in Eiermilch gewendete und dann gebratene Toastbrote.

So ganz konventionell sei ihr Leben als Ordensschwester nicht, gibt sie zu: „Ich bin eben nicht normal, ich bin ein Original Gottes“.

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