Kultur
Einblicke gewonnen in Entstehung von Kunst

Ein interessantes Künstlergespräch führte die MZ zur aktuellen Ausstellung mit Peter Engel und Florian Toperngpong.

10.01.2022 | Stand 15.09.2023, 22:05 Uhr
Ferdinand Schönberger
Die Künstler Peter Engel und Florian Toperngpong mit Museen- und Galerienleiterin Anjalie Chaubal (von links) −Foto: Ferdinand Schönberger

Kunstobjekte können Geschichten erzählen, sind mehrdeutig interpretierbar. Nicht alle Betrachter sehen bei einem Werk alles und nicht alle sehen das Gleiche. Das ist die eine Sicht der Kunstkommunikation. Andererseits wird über Kunst gesprochen, wenn möglich mit dem Künstler selbst. Diese Gelegenheit ergab sich am Sonntagnachmittag bei einem Künstlergespräch in der Städtischen Galerie Cordonhaus anlässlich der Ausstellung „Olympia & Erika“. Anjalie Chaubal, Leiterin der Museen und Galerien der Stadt, begrüßte dazu die beiden Regensburger Peter Engel und Florian Toperngpong und unter geltenden Pandemie-Maßnahmen mit 2-G-plus rund zehn Besucher. Chaubal moderierte das Gespräch, stellte Fragen an die beiden Künstler und resümierte das Gesamtkonzept des Projekts.

Die titelgebenden „Olympia“ und „Erika“, zwei vollmechanische Schreibmaschinen, mit denen die zwei arbeiteten, versinnbildlichen, dass ihre Art, sich zu äußern, miteinander zu tun hat. In ihrer Ausstellung, die viele Themen anschneidet, weiß der Betrachter oft gar nicht, von welchem der beiden ein Werk stammt, oder ob es eine Gemeinschaftsarbeit ist. Beide verpacken Kunst geschickt, vermitteln einen spielerischen Zugang zu ihr, sprechen die Menschen an, um sie in ihre Welt zu holen. Sie schaffen Möglichkeitsräume und machen ein Fenster auf in eine Parallelwelt, in die man hineinstürzen kann. Kein Wunder, dass viele Besucher sich hierfür Zeit nehmen - - oft eine Stunde oder gar drei.

Der raumprägende „Rundwanderweg A7“ soll zum Spielen einladen und Erinnerungen wachrufen: ein alter Filmprojektor, ein Kaugummiautomat mit Ratschlägen, ein dunkler Raum für Liebende, ein „Großglocknerblick“. Er schafft einen besonderen Erlebnisraum und zugleich eine Verbindung zur Region. Das Material des Holzsteges stammt von einem Gartenhäuschen, die Hocker zimmerte Hobbyschreiner Peter, die amüsanten Kärtchen schrieb Florian.

An einer Holzwand sind flüchtig wie Tapeten aufgekleisterte Zeitungsillustrationen aus den 1950er-Jahren mit philosophischen Texten verwoben: gesammelt, archiviert und neu kombiniert. Ernsthaftes verbindet sich mit Humorvollem zu einem neuen, nicht immer erklärbaren Sinn. Neues entsteht auch durch Fotos, in denen Fundstücke aus einem 99-Cent-Laden auf kindlich-spielerische Herangehensweise miteinander kombiniert sind, beispielsweise ein Ei auf einer Melone.

Im zweiten Raum hängen an einer dunkelgrauen Wand neue Arbeiten von Peter Engel, in denen die Form an sich im Mittelpunkt steht. Damit fand er zur großformatigen Malerei zurück, die ihn schon immer reizte. Zum einen konnte er ein leerstehendes Haus als Atelier nutzen, zum anderen bescherte ihm der erste Lockdown viel zusätzliche Zeit. Toperngpong schuf eine Kombination aus gesammelten Fotos, Postkarten und Interviews, die im Original ausgestellt sind und in einer Box als Edition erworben werden können.

Dabei geht es darum, ob fundamentale Lebensentscheidungen vom Schicksal, dem Zufall oder dem freien Willen geprägt sind. Viele weitere Bilder, Illustrationen und Installationen laden bei freiem Eintritt dazu ein, die Fantasie anregen zu lassen, denn „jeder freie Mensch ist kreativ und ein Künstler“ (Joseph Beuys).