Landwirtschaft
Eine Feldarbeit, die es nicht mehr gibt

Wenn junge Kartoffelpflanzen aus dem Boden sprießten, begann für die Bauern eine Arbeit, die keiner mochte: das Erdäpfelhaun.

24.06.2015 | Stand 16.09.2023, 7:08 Uhr
Georg Fleischmann
„Erdäpfelhaun“ bei sengender Hitze auf dem Darstein; die Arbeiter trugen dabei wegen der Hitze einen Strohhut oder ein weißes Kopftuch. −Foto: Fleischmann

„Erdäpfelhaun“ hieß früher die Arbeit, die alle Jahre Ende Mai/Anfang Juni zu verrichten war. Immer dann, wenn die jungen Kartoffelpflanzen aus dem Boden sprießten, begann für die Bauern eine Arbeit, die wohl niemanden recht freute. Es war eine eintönige Arbeit, das Erdäpfelhauen, und doch war sie sehr wichtig. Die Kartoffel als Hackfrucht brauchte diese Behandlung. Und so standen in diesen Wochen Bauer und die Ehhalten, oft auch die Kinder, tagelang bei sengender Hitze auf den trockenen Äckern und verrichteten diese Arbeit.

Die Männer trugen dabei Strohhüte und die Frauen weiße Kopftücher, um die Hitze besser ertragen zu können. Für die Arbeit brauchte man zwei starke Arme und eine Hacke, mit der das um die junge Pflanze und in der Furche wuchernde Unkraut „ausgehauen“ wurde. Diese Hackarbeit musste bei trockener Witterung vorgenommen werden, damit das Unkraut an Ort und Stelle austrocknete und verdorrte. Zudem musste man auch darauf achten, dass mit der scharfen Hacke die jungen und zarten Pflanzen nicht beschädigt wurden. Nach einiger Zeit mussten diese Kartoffelpflanzen nochmals bearbeitet werden. Für diese Arbeit gab es aber schon einen speziellen Pflug, mit dem das Erdreich in der Furche an die Pflanzen gedrückt wurde und damit ein sogenannter „Biefing“ entstand, in dem sich nun die Kartoffelpflanze prächtig entwickeln konnte. In diesem Stadium hatte dann das Unkraut keine Chance mehr.

Anfang Juli begann dann die Blütezeit der Kartoffel, und bald konnte man sich etwas verfrüht die ersten Knollen vom Feld holen. Diese waren noch klein, und man musste sie sorgfältig mit der Hand vom Wurzelstock lösen. Man nannte das „Grätschen“.