Monarchie
Eine Hochzeit sorgte für viel Ärger

Vor 50 Jahren gaben sich Beatrix und Claus in Amsterdam das Ja-Wort. Die Feier wurde von wütenden Protesten überschattet.

10.03.2016 | Stand 10.03.2016, 7:09 Uhr

Kronprinzessin Beatrix der Niederlande und Prinz Claus während ihrer Hochzeit am 10.03.1966 in Amsterdam. Foto: stringer/dpa

Am 10. März 1966 wurde die berühmteste Rauchbombe der niederländischen Geschichte geschmissen. Während sich in der ehrwürdigen Kirche Westerkerk in Amsterdam der deutsche Diplomat Claus von Amsberg und die niederländische Kronprinzessin Beatrix das Jawort gaben, wütete draußen eine Demo: „Claus raus!“

Das strahlende Brautpaar hatte sich seine Traumhochzeit sicher anders vorgestellt. Die Unruhen bei der Hochzeit vor 50 Jahren markierten auch einen Beginn neuer Feindseligkeit vieler Niederländer gegen die Deutschen. Sie sollte gut vier Jahrzehnte dauern.

1966 – Die Studenten rebellierten. Sie kehrten sich gegen alte Strukturen und starre Moral. Außerdem wüteten sie gegen die Generation ihrer Eltern, der sie Kollaboration mit den Deutschen während der Nazi-Besatzung vorwarfen.

In dieser explosiven Stimmung kam Kronprinzessin Beatrix ausgerechnet mit einem Deutschen nach Hause. Als die Zeitungen im Mai 1965 ein heimlich im Palastgarten aufgenommenes Foto des verliebten Paares veröffentlichten, stand das Volk Kopf.

Die Herzen erobert

20 Jahre nach Kriegsende waren bei vielen auch die Erinnerungen an die Schrecken der deutschen Besatzung noch sehr lebendig. Das wusste Claus von Amsberg aus dem niedersächsischen Hitzacker nur allzu gut. Dennoch gab er aus Liebe zu Beatrix die vielversprechende Karriere im deutschen diplomatischen Dienst auf. Schnell eroberte er die Herzen der Niederländer mit seinem Charme, Humor und seinem Engagement für Entwicklungshilfe.

Claus und Beatrix pflegten einen engen Kontakt zu führenden Intellektuellen und Künstlern des Landes - ausgerechnet jenen, von denen viele bei ihrer Hochzeit noch auf die Barrikaden gegangen waren.

Ein Video von der Hochzeit sehen Sie hier:

Das Paar erlebte auf Schloss Drakesteyn, dem heutigen Alterswohnsitz von Beatrix (78), „die glücklichsten Jahre“, wie sie einmal sagte. Die drei Söhne Willem-Alexander (1967), Friso (1968) und Constantijn (1969) wurden geboren.

Das unbeschwerte Familienleben endete mit der Krönung von Beatrix 1980. Vor allem Claus, der „traurige Prinz“, litt sichtlich unter seinem von der Regierung auferlegten Schattendasein – und seine neuen Landsleute litten mit.

Stinkefinger und zerkratzte Autos

Doch trotz der großen Verehrung für Prinz Claus sollte der Hass der Holländer auf die „Moffen“ genannten Deutschen noch lange bleiben. Schuld daran war auch der 7. Juli 1974. Die Niederlage der niederländischen Fußballnationalmannschaft im WM-Finale gegen die Deutschen erlebte ein ganzes Volk als tiefe Schmach. Tulpen und Tomaten verkaufte man den ungeliebten Nachbarn gerne – doch ansonsten wurden die „Sandkuhlengräber“ geschmäht. So mancher deutscher Urlauber erinnert sich noch an Stinkefinger der Holländer oder zerkratzte Autotüren.

Das änderte sich erst mit dem Fall der Berliner Mauer. „Wir wurden neugierig auf dieses neue Deutschland“, erklärte einmal der langjährige Berlin-Korrespondent und heutige Chefredakteur der Zeitung „Volkskrant“, Philippe Remarque, den Umschwung.

Und dann wurde die Fußball-WM in Deutschland 2006 auch zum Sommermärchen für die Nachbarn. Zehntausende Niederländer feierten mit den Deutschen. Huch, stellten sie überrascht fest: Die Deutschen sind ja gesellig, und sie konnten – nicht ganz unwichtig – auch noch schön Fußball spielen.

Heute ist alles anders

Heute sind die Deutschen die Lieblinge vieler Holländer. Alles scheint hip und gut – ob Angela Merkel, Leberwurst oder ominöse „Waldkornbrötchen“ (heißen wirklich so). Zum Rotwerden für Deutsche. Prinz Claus hat diesen radikalen Umschwung nicht mehr miterlebt. Er starb am 6. Oktober 2002 im Alter von 76 Jahren. Beatrix blieb bis zu ihrer Abdankung 2013 die respektierte Königin der Niederländer. Bis heute unterstützt sie ihren Sohn, König Willem-Alexander, und dessen Frau Máxima bei repräsentativen Aufgaben. Aber sie hat nun auch genug Zeit für ihre acht Enkel und ihre Leidenschaft: die Bildhauerei. (dpa)

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