Einser-Abi– und jetzt?

Bettina Danzer aus Neutraubling ist mit einem Traum-Abitur auf dem Sprung ins Maximilianeum. Sie kann Karriere machen, aber will sie das auch?

13.06.2008 | Stand 13.06.2008, 13:08 Uhr

Von Tanja Rexhepaj

Von ihrem Anruf bei der Arbeitsagentur versprach sie sich Orientierungshilfe: Bettina Danzer aus Neutraubling wusste einfach nicht, für welches Studienfach sie sich entscheiden sollte. „Schauen Sie sich doch einfach Ihr Zeugnis an. Da sehen Sie ja, welche Fächer Ihnen eher liegen“, lautete die Antwort des Berufsberaters. Nett gemeint, in Bettinas Fall aber völlig daneben. Die 18-Jährige hat nur Einsen, eine glatte 1,0 im Abitur. Als einzige Absolventin des Gymnasiums Neutraubling wurde sie von der Schulleitung für das Maximilianeum in München vorgeschlagen. Noch steht nicht fest, ob die renommierte Studienstiftung sie aufnimmt; klar ist jedoch: Bettina Danzer gehört zur deutschen Leistungselite. Ihr stehen alle Türen offen. sie kann Karriere machen.

Den Girls’ Days zum Trotz:Die typischen Frauenberufe lockten

„Ich bin aber eigentlich keine Karrierefrau“, sagt die Abiturientin über sich selbst. Eigentlich. Zuerst dachte sie an ein Psychologiestudium. Weil sie ein Kontaktmensch ist und ihre Stärken im sozialen Bereich sieht. Dann liebäugelte Bettina mit einem Lehramtsstudium für die Fächer Mathematik und Wirtschaft. Weil sie meinte, das ließe sich später einmal am besten mit einer Familie vereinbaren. Daraufhin aber wurde ihr schlagartig bewusst: „Ich will mehr als das.“ Sie hatte erkannt, dass sie unwillkürlich nach typischen Frauenberufen geschielt hatte; dass sie das seit Jahrhunderten tradierte Rollenverhalten in unserer Gesellschaft stark beeinflusst hatte. Allen Girls’ Days zum Trotz.

Außer Bettina haben heuer noch vier weitere Abiturienten am Neutraublinger Gymnasium die Traumnote 1,0 erreicht. Nur einer davon ist männlich.

„Aber im Job setzen sich die Männer dann doch eher durch“, sagt Bettina. Ihre Mutter Gerlinde kann das bestätigen. Die Landschaftsarchitektin musste ihre Arbeit wegen der Geburt von Bettina und der zwei Jahre jüngeren Anna-Lena unterbrechen. „Das war schon ein Karriereknick“, sagt sie. Bettina möchte einen Mittelweg zwischen Karriere und Muttersein finden. Denn wegen eines Jobs auf Kinder zu verzichten, käme für sie nicht in Frage. „Ich brauche das Heimelige. Und ich möchte, dass alles, was ich erreiche, auch einen Sinn hat. Ich denke, als berufstätige Mutter kann man seinen Kindern viel mehr geben – und dem Partner auch.“ Vielleicht ist sich die 18-Jährige der Problematik schon jetzt dermaßen bewusst, weil sie sich in ihrer Facharbeit mit der Rolle der Frau in Frankreich auseinandergesetzt hat. „Im Französischen gibt es zum Beispiel kein Wort für Rabenmutter“, sagt Bettina. Weil es für Mütter eben selbstverständlich sei, zu arbeiten.

Optimistisch in die Zukunft –egal ob mit Medizin oder Jura

Inzwischen ist Bettina bei ihrer Studienfachwahl bei Medizin mit Schwerpunkt Neurologie und alternativ bei Jura angelangt. Würde sie einen Platz im Maximilianeum bekommen, kämen nur die Rechtswissenschaften in Frage. Ansonsten würde sie in Regensburg bleiben und eine medizinische Laufbahn einschlagen. Am liebsten, um später einmal in der Forschung und Lehre tätig zu sein. Bis dahin aber will Bettina vor allem das Studentenleben genießen: Viele neue Menschen treffen, reisen, Erfahrungen im Ausland und im Praktikum sammeln und alles das lernen, was sie schon immer interessierte, zum Beispiel Spanisch. „Ich bin sehr optimistisch, dass ich das alles hinkriege“, sagt Bettina. Dabei dürfte ihr auch eine Charaktereigenschaft helfen, die wiederum typisch weiblich ist: Ihre Offenheit. Damit wird sie auch manchem Mann die Stirn bieten können – im Privatleben ebenso wie im Job.