Eklat: Plastinierter Sex-Akt enthüllt

27.08.2009 | Stand 27.08.2009, 15:30 Uhr

Mit einer Provokation hat der umstrittene Plastinator Gunther von Hagens auf das gerichtliche Verbot der Zurschaustellung eines bestimmten kopulierenden Leichenpaares reagiert. Am Donnerstag enthüllte er in seiner „Körperwelten“-Ausstellung in Augsburg zwei andere Plastinate beim Geschlechtsverkehr.

Eine Juristin der Stadt alarmierte daraufhin Oberbürgermeister Kurt Gribl. Der CSU-Politiker eilte selbst zum Ausstellungsgelände und veranlasste die Schließung des Raums, in dem das Exponat untergebracht ist. Außerdem wurde gegen Hagens von der Stadt ein Zwangsgeld in Höhe von 10 000 Euro verhängt.

Umweltreferent Rainer Schaal, der den Bürgermeister begleitete, warf Hagens „Effekthascherei“ vor. Das Ausstellungsstück werde nun mit einem Bauzaun umgeben uns so den Blicken entzogen. Das Zwangsgeld werde Hagens auf jeden Fall zahlen müssen, egal ob seine Position bei einem späteren Prozess bestätigt werde oder nicht. „Egal, ob er Gesetze richtig oder falsch findet, Herr Hagens hat sich daran zu halten“, empörte sich Schaal.

Das Verwaltungsgericht Augsburg hatte am Dienstag in einer Eilentscheidung festgelegt, dass der ursprünglich vorgesehene Akt verhüllt bleiben muss. Es begründete seine Entscheidung mit Zweifeln, ob der Spender des männlichen Körpers bei seiner Einwilligung ein halbes Jahr vor seinem Tod im vollen Besitz seiner geistigen Kräfte war.

Die moralische Frage, ob die Zurschaustellung Toter beim Sex gegen die Menschenwürde verstoße, ließ das Gericht offen. Die Stadt argumentiert, dass die Zurschaustellung konservierter Körper von zwei toten Menschen beim Sex gegen die Vorschriften des bayerischen Bestattungsgesetzes und den postmortalen Persönlichkeitsschutz verstoße.

Die am Donnerstag enthüllten konservierten Körper zweier toter Menschen beim Sex hatte Hagens zum ersten Mal im Mai in Berlin gezeigt. Das Exponat war dort in einem separaten Raum ausgestellt, zu dem Besucher unter 16 Jahren nur mit Einwilligung von Erziehungsberechtigten Zutritt hatten. In Augsburg gastiert die „Körperwelten“-Ausstellung noch bis zum 13. September.