Tiere
Erste Frühlingsgefühle bei Sissi und Franz

Eine große Fangemeinde verfolgt das Leben der Miltacher Vögel. Kamera gibt seit acht Jahren tolle Einblicke in den „Bäckerhorst“.

17.02.2022 | Stand 15.09.2023, 6:55 Uhr
Noch ist Winter, aber beim Miltacher Storchenpaar kommen bereits Frühlingsgefühle auf. −Foto: Horstkamera Marion Gödde

Es gibt ein Sprichwort „Klappern gehört zum Geschäft“, so auch bei den Störchen, die nun immer öfter in Miltach zu hören und sehen sind. Kalendarisch haben wir immer noch Winter, der sich bis Mitte März hinziehen wird, aber davon lässt sich Miltachs Storchenpaar Sissi und Franz nicht beeindrucken. Zumal ihre zweite Überwinterung aufgrund der bisherigen milden Temperaturen und minimalen Schneefälle sie diesmal vor keine größeren Probleme stellte. Im Jahr zuvor konnten sich die Störche wegen des härteren Winters nur von den kleinen Fischen aus dem Regen ernähren.

Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass sie heuer bereits Anfang Februar damit begonnen hatten, auf den Rückflügen von der Futtersuche frisches Nistmaterial für den weiteren Ausbau des Horstes mitzunehmen.

Im vergangenen Jahr hatte Storchendame Sissi bereits am 31. März ihr erstes Ei im Bäckerhorst abgelegt. Vier weitere Eier folgten, wovon eines wahrscheinlich nicht befruchtet war, da es aus dem Horst entfernt wurde. Das zuletzt geschlüpfte Küken hatte leider auf Grund der langen Regenphase Mitte Mai die ersten Wochen nicht überlebt. Dazu kommt noch, dass ein in Miltach vom LBV-Zentrum „Mensch und Natur“ beringter Jungstorch auf seinem Flug in die wärmeren Regionen am 6. September im südspanischen Malaga tot unter einer Stromleitung gefunden wurde. Aber die in der freien Natur immer wieder vorkommenden Rückschläge lassen sich nicht zu vermeiden.

Nun steht den Miltacher Storcheneltern Sissi und Franz, die seit etlichen Jahren verbunden sind, eine weitere Brutzeit bevor. Auch in diesem Jahr wird die Horstkamera der Familie Gödde die stetig anwachsende Fangemeinde der Miltacher Storchenfreunde mit ihren beeindruckenden Fotos und Videos an der Aufzucht des Storchennachwuchses teilhaben lassen. Sogar Hamburger und Berliner nehmen Anteil. Der Mast mit einer neuen, leistungsstarken Kamera ist bereits seit einigen Tagen – nur wenige Meter vom Storchenhorst entfernt – angebracht. Mittlerweile ist dies bereits die vierte Kamera, die Familie Gödde zur Verfügung stellt. Denn in den vergangenen Jahren gab es Verluste durch Mastbrüche wegen heftiger Windböen. Auch waren die ersten Anschaffungen noch nicht so leistungsstark wie die heutigen modernen Kameras.

„Auch wenn wir bereits öfter in die Horstkamera viele Euros investiert haben, schreckt uns das nicht ab“, sagt Marion Gödde. Die vielen positiven Rückmeldungen, die sie über Facebook und WhatsApp von den Storchenfreunden erhalte, seien für die Aufwendungen Lohn genug. Miltachs Storchenpaar Sissi und Franz betrachtet den Kameramast keinesfalls als Bedrohung, im Gegenteil. Er dient den Storcheneltern als Ruhepol, wenn die Jungstörche heranwachsen und der Platz im Horst für alle zu eng wird.

Faszinierend war es im vergangenen Jahr, als Markus Schmidberger vom LBV-Zentrum Mensch und Natur mit einer Drehleiter den Jungstörchen die Erkennungsringe anlegte und Storchenvater Franz das gelassen vom Kameramast aus verfolgte. Wahrscheinlich konnte er sich daran erinnern, dass das bereits vor einem Jahr geschehene Prozedere keinerlei Gefahr für seinen Nachwuchs bedeutet. (cpj)