Aktionstag in Regensburg
Ex-Nationalspielerinnen suchen mehr Eishockey-Mädchen

13.10.2022 | Stand 15.09.2023, 3:16 Uhr
Die Nachwuchs-Bundestrainerinnen Jennifer Harß (links) und Franziska Busch sind beim Girls Day der Jung-Eisbären zu Gast und posieren mit dem Regensburger Maskottchen Bärnie. −Foto: Fotos: Christian Brüssel

Wer hat sie schon, die Möglichkeit, mit Spielerinnen aufs Eis zu gehen, die jeweils über 200 Länderspiele für Deutschland absolvierten? Beim Girls Day der Jung-Eisbären war es möglich: Mit Franziska Busch (37) und Jennifer Harß (35) war ein Duo bei der Schnupperstunde in der Donau-Arena zu Gast, das jetzt auf dem Posten der Bundestrainerin für die U18 bzw. U16 versucht, das deutsche Frauen- und Mädchen-Eishockey voranzubringen.

Die Nachfrage ist gestiegen, auch bei den Jung-Eisbären in Regensburg. „In der U 17 spielt mit meiner Tochter nur ein Mädchen, in unserer U13 sind es aber schon sieben“, belegt Jugendleiterin Julia Corres das auch mit Zahlen. „Bei uns tut sich auch da viel, wir sind offener geworden“, sagt sie.

Der kurzfristig anberaumte Termin fiel mit „World Weekend Girls Day“ zusammen, mit dem immer Anfang Oktober Werbung für Eishockey bei Mädchen gemacht werden soll. „Wir sind einer von vier Vereinen in Deutschland, die diesmal mitgemacht haben“, sagt Julia Corres.

Ein langer Weg

Rund 750 Mädchen spielen in Deutschland Eishockey, bei den Jungs sind es ungefähr neun Mal mehr. Auch interessant: Über 80 Prozent der weltweit rund 210000 Spielerinnen sind in den USA oder Kanada aktiv, das aktuell Olympiasieger und Weltmeister ist. Von den Nordamerikanerinnen sind alle anderen Nationen weit weg. Die deutsche A-Nationalmannschaft sicherte sich Ende August erst mit einem Tor 0,1 Sekunden vor Schluss gegen Dänemark die Zugehörigkeit zur A-Gruppe. „Gerade das Frauen-Eishockey wächst immer mehr. Aber wir haben noch einen langen Weg vor uns“, sagt Jennifer Harß. Die Vorbehalte gegen Eishockeyspielerinnen hält die U-16-Bundestrainerin für überholt. „Eishockey macht viel Spaß und hat nichts mit dem Geschlecht zu tun. Ich denke, das ist die alte Denkweise.“

Aktionstage wie dieser in der Donau-Arena können helfen. „Es hilft, darauf aufmerksam zu machen. Und dann muss man hoffen, dass die Mädchen wiederkommen und hängenbleiben. Eishockey ist sehr vielseitig, man benötigt Ausdauer und Kraft, muss beweglich sein und koordinativ gut. Es geht um das Gesamtpaket.“

Harß selbst hat als Torhüterin rund 150 Spiele auf Drittliga- und Viertliga-Ebene bei den Männern absolviert und ist damit kein Einzelfall. „Da gibt es keinen direkten Kontakt, denn es kommt mal der Punkt, an dem die Männer körperlich überlegen sind“, sagt Harß. „Im Tor braucht es andere Komponenten wie Schnelligkeit, Beweglichkeit oder Reaktionsschnelligkeit. Und das kannst als Frau genauso haben. Da ist nicht so der Unterschied.“ Jetzt gilt es, Eishockey für Frauen und Mädchen zu verbessern. „In den USA und Kanada sind die Zahlen ganz andere, da gibt es im Nachwuchs eigene Mädchenmannschaften. Davon sind wir noch relativ weit weg bei drei, vier Mädels pro Mannschaft, egal, bei welchem Klub du schaust.“

Austausch mit Vereinen

Dazu beschränkt die Infrastruktur der Eishallen, die nicht unendlich Eisfläche bieten, die Kapazitäten. Harß hält die „Kommunikation mit den Vereinen für ganz wichtig. Letztendlich geht’s nur Hand in Hand.“ In Regensburg ist der EHC bestrebt, ein Team aufzubauen, das es schon gibt, aber noch nicht im Punktspielbetrieb steht. Auch mit der SWC-Eishockeygruppe versuchen die Jung-Eisbären inzwischen den Austausch zu pflegen. Nicht nur im Sinne der Frauen und Mädchen im Eishockey, aber auch.