Interview
Experte: Stars leiden häufig unter Borderline

Popstar Justin Bieber hat immer wieder Ärger mit der Justiz. Für den Psychiater Borwin Bandelow sind Fälle wie dieser keine Überraschung.

30.01.2014 | Stand 30.01.2014, 16:10 Uhr

Der Psychiate Borwin Bandelow beschäftigt sich mit dem Seelenleben von Stars. Foto: dpa

Justin Bieber muss sich gleich wegen mehrerer Delikte verantworten. Aber weshalb kommen Stars wie er immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt? Der Psychiater Borwin Bandelow von der Universität Göttingen beschäftigt sich mit dem Seelenleben von Prominenten und der Frage, warum sie sich häufig schwertun mit Regeln.

Frage: Wieso fallen so viele Stars mit Drogen-, Verkehrs- und Prügeldelikten auf?

Antwort: Es ist eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur notwendig, um Star zu werden. Viele haben eine sogenannte Borderline-Persönlichkeit. Diese ist zum Beispiel durch Drogenmissbrauch, Selbstverletzungen, illegales Verhalten, Alkoholmissbrauch und zu schnelles Fahren gekennzeichnet. Justin Bieber wäre nicht Justin Bieber, wenn er nicht so ähnliche Veranlagungen hätte. Menschen, die diese Persönlichkeitsstruktur haben, haben auch den Hang, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Und diese Leute sind meist besser als die Konkurrenz und schaffen es, attraktiv und faszinierend auf andere Menschen zu wirken.

Frage: Welche Krankheitsbilder entwickeln solche Menschen und wie äußern die sich konkret?

Antwort: Bei Frauen gibt es eher die Tendenz zu einer Borderline-Störung wie bei Amy Winehouse – Magersucht, Drogenabhängigkeit, Impulskontrollstörungen. Bei Männern kommt es manchmal zu antisozialem Verhalten. Justin Bieber ist auch im Gefängnis gelandet, weil er betrunken gefahren ist. Das ist noch keine schlimme Straftat. Trotzdem muss man sagen, er hat schon eine Neigung zu Regelverstößen.

Frage: Wie kann man solchen Stars helfen?

Antwort: Das ist nicht so einfach, siehe Britney Spears. Die lassen sich häufig nicht helfen, weil sie gar keine Krankheitseinsicht haben. Die finden ihr Verhalten okay. Man hat ja gesehen, dass diese Krankheit mit 27 Jahren immer am schlimmsten ist, und dass auch viele Stars – wie zum Beispiel Amy Winehouse – in diesem Alter gestorben sind. Alle Therapien sind begrenzt in ihrer Wirksamkeit. Verhaltenstherapie wäre wichtig, es gibt aber auch bestimmte Medikamente, die so etwas eindämmen können. Aber heilen kann man es nicht leicht. Das einzige, was gut ist: Wenn die Betroffenen das 27. Lebensjahr überschritten haben, wird es besser.

ZUR PERSON: Prof. Dr. Borwin Bandelow, Jahrgang 1951, ist Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Diplompsychologe und Psychotherapeut. Er ist derzeit stellvertretender Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Göttingen. Er schreibt Bücher über psychologische Themen, unter anderem hat er „Das Angstbuch“ und „Celebrities – vom schwierigen Glück, berühmt zu werden“ veröffentlicht. (dpa)