Wirtschaft
Firma Schönek gibt beim Aufbau Gas

Noch hängt Brandgeruch in der Halle des Nittenauer Industriebetriebs, doch der Inhaber organisiert bereits Handwerker.

12.11.2016 | Stand 16.09.2023, 6:43 Uhr
Markus Riegelsberger, Eigentümer der Firma Schönek, in der sogenannten Rohmischerei, in der Freitagabend ein Feuer ausgebrochen ist. Hier entstand ein Schaden von mindestens 500000 Euro. Der Unternehmer setzt alles daran, dass die erste Fertigungsstufe für Gummimatten so schnell wie möglich wieder in Betrieb geht. „Sonst haben wir ein Problem.“ −Foto: Rieke

Der Freitag hätte in Nittenau ein besonders fröhlicher Tag sein können. Vormittags stürmte das Weiberkomitee das Rathaus, um die fünfte Jahreszeit einzuläuten, abends feierte die Faschingsgesellschaft „Allotria“ im Pirzer-Saal die Inthronisation ihrer neuen Prinzenpaare. Doch während es auf dem Tanzparkett rund ging, weil die Gardemädchen ihre Beine schwangen, kämpften nur wenige Kilometer vom Nittenauer Ortszentrum entfernt rund 70 Wehrmänner im Industriegebiet Sulzmühl gegen ein gefährliches Feuer.

In der sogenannten Rohmischerei des Gummi- und Kunststoffproduzenten Schönek war vermutlichwegen eines technischen Defekts ein Feuer ausgebrochen.Zwar kamen keine Mitarbeiter zu Schaden, doch die Feuerwehr musste teils mit Atemschutz vorgehen, um die Flammen zu bekämpfen. Mit vereinten Kräften hatten die Wehren aus Nittenau und Bergham, Bruck und Bodenwöhr die Lage rasch im Griff; trotzdem dauerte der Einsatz mehrere Stunden, und trotzdem ist nach ersten Schätzungen ein Schaden von rund 500000 Euro zu beklagen.

Wie viel ist wirklich kaputt?

Diese Zahl muss freilich eventuell deutlich nach oben korrigiert werden, sollte sich ab Montag herausstellen, dass weitere Maschinen direkt durch den Brand oder das Löschwasser zerstört wurden. „Die ganze Fertigungskette kostet schnell ein paar Millionen“, veranschaulicht Markus Riegelsberger die Situation.

Der 42-Jährige, der einst als Lehrling bei „Schönek“ angefangen hat, 2006 zum Geschäftsführer aufstieg und 2013 das Unternehmen erwarb, hatte am Samstag eine sehr anstrengende Nacht hinter sich. Erst gegen 1.30 Uhr, als die Feuerwehr ihren Job erledigt hatte und auch die Kriminalpolizei abgezogen war, zog er sich nach Hause zurück. Um 6 Uhr stand er bereits wieder auf den Beinen; der Bodenwöhrer wollte in seiner Firma buchstäblich „auf der Matte“ stehen.

Denn es gibt viel zu tun. Riegelsberger sieht sich großen Herausforderungen gegenüber. Binnen weniger Wochen soll der immense Schaden in der Halle, in der die erste Fertigungsstufe der Gummimatten-Produktion untergebracht ist, wieder behoben sein. „Sonst haben wir ein Problem“, sagt der Unternehmer. Die Vorräte für die Kunden in der Automobilindustrie reichen vielleicht 14 Tage – und natürlich sollen keine Aufträge verloren gehen. Und so war Riegelsberger bereits Samstagvormittag damit beschäftigt, Handwerker ausfindig zu machen, die kurzfristig zur Verfügung stehen. „Mit dem Hallenbauer, dem Dachdecker und dem Glaser habe ich schon telefoniert.“

Glücklicherweise ist die zweite Fertigungsschiene, in der Matten aus TPE (thermoplastischen Elastomeren) für Deutschlands Autoindustrie gefertigt werden, vom Unglück nicht betroffen. Hier läuft weiter alles nach Plan. Auch am Samstag wurden mehrere Tausend Kunststoffteile unter anderem für Audis Q5 produziert. Noch in der ersten Dezember Woche sollen 32000 Mattensets für dieses Modell in die USA verschifft werden.

Schon Schlimmeres erlebt

Riegelsberger waren „am Tag danach“ keinerlei Anzeichen von Erschöpfung anzumerken. Wie aufgedreht marschierte er von einer Halle in die nächste. Und auch seine Stimmung war keineswegs niedergeschlagen. Der 42-Jährige hat in den letzten Jahren schon schlimmere Rückschläge erlebt – und dadurch seine offenbar angeborenen Kämpferqualitäten weiter entwickelt. Kurz nachdem er im Deggendorfer Ortsteil Fischerdorf einen Betrieb aufgekauft hatte (die Firma Wünsch Werkzeugbau), brach eineHochwasserkatastrophe herein, die ihm einen Schaden in Höhe von vier Millionen Euro zufügte. „Wir haben alles von Grund auf wieder aufgebaut“, berichtet Riegelsberger.

Zu den ersten Nittenauern, die vom Großbrand in Sulzmühl erfuhren, zählte Bürgermeister Karl Bley. Er war gerade im Begriff, sich für die Inthronisation bei der „Allotria“ fesch zu machen, als er über die in solchen Fällen übliche Informationskette benachrichtigt wurde. Bley reagierte betroffen, ließ sich aber auch schnell wieder beruhigen, als ihm versichert wurde, es sei kein Mensch zu schaden gekommen. Sich auf die Kompetenz der Feuerwehren verlassend, ließ es sich der Bürgermeister letztlich nicht nehmen, dem „Einsatz“ beim ersten größeren Faschingsereignis des Jahres den Vorzug vor einem Abstecher zu den Löschmannschaften zu geben.

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