Tradition
Frauen nähen sich ihr Oberpfälzer G‘wand

Teilweise nach historischen Vorlagen entstanden in Schmidmühlen Dirndl, Mieder, Röcke oder auch Schürzen.

01.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:50 Uhr
Josef Popp
Zahlreiche Frauen trafen sich immer wieder im Trachtenheim wie Andrea Simon, Andrea Spies, Michaela Mehringer, Helga Weigert und Alice Rudolf. −Foto: Josef Popp

Sitt und Tracht der Alten, wollen wir erhalten“ – dies haben sich die Trachtenvereine auf ihre Fahnen geschrieben und diesen Leitspruch wollen sie auch leben. Die Frauen und Männer legen großen Wert auf die Traditionen – und das zeigen sie auch mit ihrem G’wand. Bei jedem Festzug stechen sie sofort ins Auge die Trachtenträger der Heimat- und Volkstrachtenvereine aus der Oberpfalz. Alle vereint sie nicht nur der tief empfundene Wunsch, Tradition und Brauchtum und damit Werte zu erhalten, sondern auch der Stolz auf das originale Oberpfälzer G’wand, wie es schon vor mehr als hundert Jahren getragen wurde.

„Selbst ist die Frau“ – dies gilt auch bei den Trachtenvereinen. Da es diese Oberpfälzer Tracht, die eben sehr auf einen Ort oder eine Region bezogen ist, nicht von der „Stange“ zu kaufen gibt, müssen sich – insbesondere halt die Trachtlerinnen – selbst behelfen, nämlich mit traditioneller Handarbeit. So trafen sich mehrere Frauen – mit coronabedingten Unterbrechungen – immer wieder zu einem gemeinsamen Nähkurs in Schmidmühlen.

„Mit jedem in traditioneller Handarbeit gefertigten Dirndl wird ein Stück Heimat bewahrt.“Markus Mehringer, Vorsitzender der „Lauterachtaler“

Der Kurs „zog“ sich über Monate hin. Aber gemeinsam geht es halt immer besser, zumal die Teilnehmerinnen auch immer etwas Neues erfahren haben. Organisiert und vorbereitet wurde der Kurs von Ilona Reheis, vom Heimat- und Volkstrachtenverein Schmidmühlen. Unter der Anleitung von Gertraud Kerschner, der stellvertretenden Vorsitzenden des Sachausschusses für Trachtenforschung und Trachtenpflege, wurde nach teilweise historischen Vorlagen genäht: Dirndl, Mieder, Rock oder auch Schürzen. Bei diesen Treffen hielt man sich genau an den Schnitt, den Gertraud Kerschner für jede einzelne Teilnehmerin gezeichnet hatte. Die nötigen Utensilien wie Stoff, Nähzeug oder Nähmaschine brachte jede Teilnehmerin selbst mit.

Es wurde miteinander getüftelt, probiert, verworfen, neu probiert. Die Kleidung soll ja nicht nur genau passen, sondern auch gefallen – und die Frauen sollen sich darin wohlfühlen, wie Gertraud Kerschner erklärt. So entstanden an den Nachmittagen viele Unikate. Rock und Schürze wurden entweder gestiftelt oder in Falten gelegt. Die Mieder wurden teilweise mit Ärmeln genäht, dann ist keine Bluse nötig.

Neben der „Alltagstracht“ gibt es auch noch eine „Festtagstracht“ oder bei Beerdigungen eben die Trauertracht – mit Schürze, Tuch, Schmieserl und Strümpfen in Schwarz. Fachkenntnis ist hier gefragt, es kommt auf das Detail an. So kommt diesen Handarbeitstreffen eine große Bedeutung zu.

Die Trachtendamen treffen sich übrigens regelmäßig und abwechselnd bei verschiedenen Trachtenvereinen. Bei einem Abschlusstreffen im Trachtenheim dankte der Vorsitzende der „Lauterachtaler“, Markus Mehringer, vor allem Gertraud Kerschner, aber auch allen Teilnehmern für diesen gelungenen Kurs. „Es war uns eine große Ehre, als Gastgeber fungieren zu können“, betonte der Trachtenvorsitzende. Und weiter: „Mit jedem in traditioneller Handarbeit gefertigten Dirndl wird ein Stück Heimat bewahrt.“

(ajp)