Pandemie
Furth im Wald: Coronakranke im BRK-Heim

19 von 84 Bewohnern des Pflegeheimes sind positiv getestet worden. Auch sieben der 100 Mitarbeiter haben das Virus.

09.12.2020 | Stand 16.09.2023, 4:19 Uhr
Im BRK-Pflegezentrum Furth im Wald sind 19 von 84 Bewohnern positiv auf den Corona-Virus getestet worden. −Foto: Johann Gruber/Johann Gruber

Der BRK-Kreisverband Cham sieht sich zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie mit einem Corona-Ausbruch in einer seiner Einrichtungen konfrontiert. Im BRK-Pflegezentrum Furth im Wald sind – Stand Mittwochnachmittag (9. Dezember) – 19 von 84 Bewohnern positiv auf den Corona-Virus getestet worden. Sieben von 100 Mitarbeitern sind ebenfalls infiziert.

Kurz vorher Routinetests

„Die Unberechenbarkeit des Virus hat sich hier in vollem Ausmaß gezeigt“, sagte Kreisgeschäftsführer Manfred Aschenbrenner. Noch wenige Tage vorher seien alle Heimbewohner und Mitarbeiter bei Routine-Untersuchungen negativ getestet worden.

Die betroffenen Mitarbeiter sind laut Aschenbrenner unter Quarantäne gestellt worden, für das Heim gilt ein Besuchsverbot bis einschließlich 13. Dezember. „Mehr als die Hälfte der Bewohner zeigt keine Symptome, die restlichen Personen im Alter zwischen 60 und 98 Jahren haben nur leichte Erkältungssymptome“, sagte Heimleiter Stefan Hupf. Eine Bewohnerin musste kurzzeitig ins Krankenhaus verlegt werden, kann die Klinik jedoch in absehbarer Zeit wieder verlassen.

„Die Unberechenbarkeit des Virus hat sich hier in vollem Ausmaß gezeigt.“Kreisgeschäftsführer Manfred Aschenbrenner

Wie Manfred Aschenbrenner erläuterte, steht das Rote Kreuz nach dem ersten Ausbruch dieser Art in einem seiner Pflegeheime in engem Austausch mit der Heimaufsicht des Landkreises, dem Gesundheitsamt in Cham und mehreren Hausärzten. „Ein Virus wie dieser, das zeigt sich jeden Tag auf allen gesellschaftlichen Ebenen, lässt sich nur bis zu einem bestimmten Punkt kontrollieren. Hygiene- und Sicherheitskonzepte können noch so gut sein und noch so lang funktioniert haben – irgendwann werden sie mit einer Schwachstelle konfrontiert“, sagte der Kreisgeschäftsführer.

Wie sich der Virus im Further Pflegezentrum – in dem Haus in der Dr.-Adam-Voll-Straße sind zwei von fünf Stationen betroffen und isoliert – ausbreiten konnte, darüber könne nur spekuliert werden. „Letztlich kann das Ganze nur von außen nach innen getragen worden sein. Aber der Weg ist einfach nicht mehr nachvollziehbar“, sagte Aschenbrenner. Das BRK und seine Beschäftigten hätten über Monate hinweg jeden Tag ihr Menschenmöglichstes getan, um den „Worst Case“, den Ausbruch in einer Altenpflegeeinrichtung, zu verhindern.

Erkrankte: Bewohner:
19 von 84 Bewohnern wurden positiv auf den Corona-Virus getestet. Sieben von 100 Mitarbeitern sind ebenfalls infiziert.Mehr als die Hälfte der Bewohner zeigt keine Symptome, die restlichen Personen im Alter zwischen 60 und 98 Jahren haben nur leichte Erkältungssymptome

Aber leider, die Fälle in der Oberpfalz, in Bayern und in der Bundesrepublik zeigten es, gehöre dieses Szenario zur Pflege-Realität. „Wir kümmern uns in unseren Heimen um die zuletzt häufig zitierte Hochrisikogruppe, ältere Menschen, die das Virus überdurchschnittlich oft und schlimm trifft. Auf diesem engen Raum und in diesem Lebensumfeld müssen sie nach einer ersten Erkrankung bedauerlicherweise mit weiteren Ansteckungen umgehen – allen Hygiene- und Abstandsregeln zum Trotz. Pflege bedeutet Nähe – und genau hier findet dieser aggressive Virus Ansatzpunkte“, sagte Aschenbrenner.

Angehörige hatten Verständnis

Wie Stefan Hupf berichtete, haben die Angehörigen der Heimbewohner weitgehend verständnisvoll auf die temporäre Schließung des Hauses reagiert. Für Nachfragen von Betroffenen stehen sein Team und er jederzeit telefonisch zur Verfügung. Nach seinen Angaben liegen für die Beschäftigten und alle Heimbewohner ausreichend Schnelltests und persönliche Schutzausrüstung vor.

„Das Team, jeder Einzelne, leistet in der jetzigen Situation fast Übermenschliches.“Kreisgeschäftsführer Manfred Aschenbrenner

Sowohl Hupf als auch Aschenbrenner dankten ihren Mitarbeitern vor Ort. „Das Team, jeder Einzelne, leistet in der jetzigen Situation fast Übermenschliches“, sagte der Kreisgeschäftsführer am Mittwoch. „Eine Lage wie diese schweißt natürlich auch zusammen“, betonte Hupf.

Präsident lobt den Einsatz

Auch BRK-Präsident und Kreisvorsitzender Theo Zellner würdigte das Engagement der Beschäftigten „in der außergewöhnlichen, fordernden Lage“ in Furth im Wald. Er schloss dabei alle Pflegeeinrichtungen und Rettungsdienstkräfte der Organisation im Landkreis mit ein. „Was die Rot-Kreuz-Familie seit Monaten leistet, mit welchem Einsatz und welcher Menschlichkeit hier in schwierigsten Zeiten gehandelt wird, das nötigt mir jeden Tag größten Respekt ab“, sagte er.