Musik
Gitarrist und Gitarrenbauer

Florian Blöchinger ist ein Doppeltalent: Vom Vater lernte er, die Instrumente zu bauen, von Pepe Romero, sie zu spielen.

30.07.2019 | Stand 16.09.2023, 5:38 Uhr
Michaela Schabel

Als Florian David ist Florian Blöchinger auf der Bühne ein brillanter Interpret der spanischen Meister. Foto: Florian Blöchinger

Beim Dorfener Saitenfestival gab Florian David im Mai zusammen mit Flamencogitarrist Luis Mariano ein Konzert, faszinierend, überaus virtuos, künstlerisch voller Ausdruck – und der Clou: Florian David spielte auf einer selbstgebauten Gitarre, was wiederum nicht verwundert. Edmund Blöchinger, sein Vater, zählt zu den besten Gitarrenbauern der Welt und aus allen Ländern werden Gitarren aus seiner Werkstatt in Buchbach bei Dorfen geordert.

Inzwischen hat Florian Blöchinger selbst eine eigene Werkstatt in Dorfen, um nicht das Gefühl zu haben, nur Geselle zu sein, sondern selbstständiger Gitarrenbauer. Vater und Sohn bauen jeweils ihre eigenen Modelle, arbeiten aber bezüglich der Aufträge der Kunden zusammen und fachsimpeln über jede neu gebaute Gitarre. „Im Grunde ähneln sich alle Gitarren und doch unterscheiden sie sich im Material und in den Details der Bauweise“, sagt Edmund Blöchinger.

Eine Kindheit mit Gitarren

Für Florian Blöchinger war es ein großes Glück, umgeben von den Dingen, die jetzt sein Leben sind, aufzuwachsen. Schon als Kind lernte er einfach durch Zuschauen, durch die Arbeitsatmosphäre in der Werkstatt des Vaters, was wichtig war: Liebe zum Material, feinfühlige Bearbeitung des Holzes. Schon ein Zehntelmillimeter verändert den Klang. Man braucht viel Geduld, um eine Gitarre zu bauen. Zwei Monate dauert es, bis eine fertig ist. „Das Beste war für mich, ein Leben lang von den Gitarren umgeben zu sein.“ Florian Blöchinger lernte spielerisch, ohne zu müssen, und bekam automatisch ein ganz subtiles Empfinden für den Klang.

Seit Florian Blöchinger sich erinnern kann, kreist sein Leben um Gitarren. Kinderfotos zeigen ihn im Alter von zwei Jahren mit einer Gitarre. Mit neun Jahren baute ihm der Vater eine kleine Gitarre. Über die Werkstatt des Vaters ist Florian Blöchinger spielerisch in die Welt dieses Instruments hineingewachsen, immer umgeben von spanischen Klängen und später auch vom Flamenco.

Schweizer Alpenfichte für die Decken

„Gitarren haben mich immer fasziniert. Ich fühle mich einfach verbunden mit diesem Klang.“ Mit 21 Jahren baute Florian Blöchinger seine erste Gitarre unter der Anleitung des Vaters. Als die Gitarre fertig war, wusste er, dass das seine Zukunft sein würde. Für ihn ist es immer wieder ein Erlebnis, wenn er eine Gitarre baut. Wichtig ist in erster Linie, wie das Instrument klingt, welche Klangfarben es hat und wie es sich spielen lässt.

„Man wird ganz eins mit der Gitarre“, vor allem, wenn man sie als Gitarrenbauer auch noch so gut spielt wie Florian David, so sein Künstlername. Er verbaut nur Hölzer bester Qualität, beispielsweise Schweizer Alpenfichte für die Decken. Poliert werden die Instrumente ausschließlich mit Schellack.

Der Vater brachte Florian Blöchinger ganz ohne Zwang das Handwerk bei. „Man muss Lust haben, Gitarren zu bauen, sonst macht das keinen Sinn.“ Kein geringerer als der berühmte spanische Gitarrist Pepe Romero, Freund des Vaters, auch heute noch regelmäßig zu Besuch, unterrichtete Blöchinger schon als Kind. Durch ihn lernte er auch die Welt des Flamenco kennen und lieben. Bis zu 300 Gitarren haben die Romeros über Generationen hinweg gesammelt. Florian Blöchinger kennt sie alle, darf darauf spielen, wenn er zu Besuch ist. Vor dem Hintergrund dieser einzigartigen Erfahrung baut Blöchinger seine Gitarren.

Flamenco als Inspirationsquelle

Der große Zufall wollte es, dass Florian vor drei Jahren bei einem Musikfestival in Granada den renommierten Flamencogitarristen Luis Mariano kennenlernte. Jeder war vom Soloauftritt des anderen begeistert. Inzwischen haben sie ein gemeinsames Programm erarbeitet. Als enger Freund von Luis Mariano wird Florian Blöchinger in der Welt des Flamenco, obwohl sich diese in der Regel gegenüber Ausländern ganz bewusst abgrenzt, sehr respektiert. Flamenco wurde zur wichtigen Quelle der Inspiration.

Bei Auftritten fusionieren beide, spielen neben ihren Soli auch im Duo Flamenco oder spanische Klassik. Luis war es, der von Florian Blöchinger eine Flamenco-Gitarre gebaut haben wollte. Jetzt hat Blöchinger neben klassischen auch Flamenco-Gitarren im Programm. Ästhetisch ähneln seine Gitarren denen des Vaters, doch Florian Blöchinger mischt und integriert zusätzlich Klangelemente aus der Welt des Flamenco.

Jede Gitarre ist ein Einzelstück, jede Gitarre klingt ein bisschen anders. „Mehr als zwölf Gitarren pro Jahr sind für einen einzelnen Gitarrenbauer nicht zu schaffen.“ Er selbst baut etwas weniger, weil er zunehmend auf Konzerten unterwegs ist. Aber gerade durch das häufige Unterwegssein wird die Erdung in der Gitarrenwerkstatt in Dorfen umso wertvoller.