Trisomie-21 in Cham
Großes Interesse an der Trifami-Gruppe

Die Familiengruppe für Down-Syndrom-Kinder hat auch nach der Coronabremse am Aktionstag viel Zulauf von Interessenten.

25.03.2022 | Stand 15.09.2023, 6:31 Uhr
Anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tages traf sich die Gruppe Trifami im Hof des Mehrgenerationnhauses. −Foto: Martin Hladik

Über was unterhalten sich Eltern von Kindern mit Down-Syndrom. Darüber, wann ihr Kind zu laufen begonnen hat, wie es mit dem Sprechen klappt, und welches Kind gerade was gerne isst oder was es gar nicht verträgt. Das könnte bei jedem Treffen anderer Eltern ähnlich sein. Warum ist dann die Gruppe Trifami im Mehrgenerationenhaus Waldmünchen, die ein Zusammenschluss von Familien mit Kindern mit Trisomie 21 ist, etwas Besonderes?

Erst im vergangenen Herbst haben die Mütter Daniela Danzer, Verena Urban und Corina Vitzthum die Gruppe gegründet. Über den Winter bis ins Frühjahr musste es wegen Corona bei vereinzelten eher familiär gehaltenen Treffen bleiben. Zum ersten großen Treffen hatte die Gruppe jetzt den 21.3. gewählt, der seit 2006 der Welt-Down-Syndrom-Tag der UNO ist. Wie nachgefragt der Zusammenschluss ist, macht allein die Zahl der Besucher deutlich. Aus den ursprünglich drei Familien sind mittlerweile rund 30 Personen geworden, die sich in der ersten Frühlingssonne zu einem Kaffeetisch im Innenhof des Mehrgenerationenhauses trafen. Dabei fehlten sogar Familien, weil sie sich derzeit in Quarantäne befinden.

„So ein Aktionstag weckt das Interesse an einem Thema“, sagt Corina Vitzthum eine der drei Gruppengründerinnen. Genau deswegen habe man den Tag ausgewählt. Die Gruppe sei entstanden, weil man sich gegenseitig helfen und unterstützen könne. Denn so wie bei „normalen“ Kindern ist das Leben mit Kindern mit Downsyndrom nicht. Die zu Anfang angesprochenen Themen wie Spracherwerb, Gehen lernen und Nahrungsunverträglichkeiten sind für Kinder mit dem dreifachen Chromosom 21 (deswegen auch das Datum des Aktionstages) viel höhere Hürden als für Kind ohne diese Chromosomenveränderung. Neben solchen Entwicklungshemmnissen können aber auch Krankheiten wie eine Herzschwäche das Kind betreffen.

Zwar gibt es besondere Förderungen für Familien mit Downsyndrom-Kindern, sagt einer der Väter, aber es koste Überwindung solche Anträge zu stellen und „die Bürokratie zu bewältigen“. Und eine der Mütter ergänzt, dass es auch nicht ganz einfach sei, die entsprechenden Fördermöglichkeiten zu finden. Hier helfe die gegenseitige Information.

Der Name:Die Gruppe:Kontakt:
Der Name setzt sich aus den Begriffen Trisomie und Familie zusammenAuf der Homepage Trifami.de wird man über die Aktivitäten informiert. Im Mai ist beispielsweise ein zweitägiger Familienausflug geplant.Auf der Homepage ist folgende Telefonnummer hinterlegt: 0151/44274470; E-Mail istinfo@trifami.de.

Wichtig, so ergänzt Corina Vitzthum, sei das Treffen aber auch für die Kinder selbst. „Sie sehen, dass es andere wie sie gibt“, sagt Daniela Danzer. Ansonsten scheint den Müttern der Gruppe aber wichtig zu sein, dass die Downsyndrom-Kinder möglichst in normaler Umgebung aufwachsen, also einen normalen Kindergarten oder eine Regelschule besuchen können. Zum einen weil die Downsyndrom-Kinder von ihren Mitschüler gut unterstützt werden können, zum andern aber auch, weil die normalen Kinder schon Beginn an lernen, dass es Menschen gibt, bei denen sich der Lernerfolg vielleicht nicht so schnell einstellt. Wichtig sei diese Inklusion in der Regelschule aber auch, so Verena Urban, weil so den Kindern lange Fahrzeiten zu Förderklassen erspart blieben.

Lob für Kindergarten

Besonders froh ist die Gruppe in diesem Zusammenhang über das Engagement von zwei Kindergärtnerinnen im Kindergarten St. Stephan. Sie haben bereits das zweite Downsyndromkind in ihre Gruppe integriert. Die Kindergärtnerin Petra Dirscherl und Tanja Kreuzer haben sich für das Treffen ebenfalls Zeit genommen. „Ich habe mich immer schon für das Thema interessiert“, sagt Dirscherl. Für sie sei die Aufnahme der Kinder „die beste Entscheidung“ seit langem gewesen. Sie habe sich in das Thema eingelesen und auch selber „alltagstaugliches Spielzeug“ für die Kinder gebastelt. Wichtig sei dabei die leichtere Handhabbarkeit für die Kinder.

Den Aktionstag halten die Kindergärtnerinnen, aber auch Annalena Maurer, die im MGH für die Trifami-Gruppe zuständig ist, für wichtig. Mauerer: „Dann ist das Thema wenigstens schon einmal im Kopf der Leute.“ Selbst im Morgenkreis des Kindergartens ist der Aktionstag angesprochen worden. Für die Downsyndrom-Kinder sei das ein wichtiger Tag, sagt Kindergärtnerin Kreuzer: „Sie wissen: Heute ist mein Tag und ich bin nicht allein!“